Auch Fehler machen muss erlaubt sein

Bild 1: Das Für und Wider des nächtlichen Feierns am Seeufer: Zwei Autoren denken nach, über ihre Jugend – und ihr Zuhause
Bild: Greiner, Anja

Wissen Sie noch damals, in Ihrer Jugend, als Sie mit Freunden ruhig auf einer Bank gesessen und mit wohl gewählten Worten über Literatur diskutiert haben. Und wie sie dann um 21.45 Uhr alle aufgestanden sind, um pünktlich um 22 Uhr zu Hause zu sein? Wohl eher nicht. Denn dann wäre diese Zeit, in der Grenzen ausgereizt – und auch mal überschritten werden – eine ziemlich farblose gewesen, aus der man sich später kaum irgendwelche Anekdoten erzählen würde. Nein, die Jugend und auch noch einige Zeit darüber hinaus lebt davon, sich über Normen hinwegzusetzen und sich der Reibung auszusetzen, die das gesellschaftliche Zusammenleben mit sich bringt.

Differenzen werden entdeckt, Charaktere und Einstellungen geformt. Sicherlich geschieht das nicht zwingend, indem man einem Anwohner in den Garten pinkelt, aber es ist die Summe des Erlebten, die aus den jungen Menschen ausgewachsene Individuen machen. Und dazu gehören auch Fehler und Dummheiten. Daran sollte man vielleicht ebenfalls denken, wenn das nächste Mal wieder jemand etwas überlaut singt, lacht oder brüllt. Oder war es bei Ihnen damals immer still?

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Das Recht auf Zuhause

Bild 2: Das Für und Wider des nächtlichen Feierns am Seeufer: Zwei Autoren denken nach, über ihre Jugend – und ihr Zuhause
Bild: Lukas Ondreka

Warum sind uns die eigenen vier Wände so wichtig, warum verbringen wir so viel Zeit dort? Warum zahlen wir so viel dafür? Das Zuhause ist doch im Grunde einer der wenigen Orte, an dem man Gesellschaft, Etikette, den Arbeitsstress außen vor lassen kann. An dem man sich sicher fühlt, an dem man entspannen kann. Erinnern Sie sich bitte mal an den Moment, als Ihr Nachbar zuletzt laut war. Vielleicht hat er gehämmert oder Musik gehört, gesungen oder geschrien. So laut, dass es Sie gestört hat. So laut, dass Sie sich nicht konzentrieren konnten.

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Wie tolerant waren Sie? Und nun stellen Sie sich vor, Sie erleben das jeden Abend. Klar sollten junge Erwachsene unbedingt mehr Räume in Konstanz haben, an denen sie sich treffen und auch feiern können. Aber wiegt das Recht zu feiern schwerer als das Recht, sich zu Hause zu fühlen? Muss die Musik bis in die Nacht so laut sein, dass die Anderen nicht schlafen können? Dass sie ständig angespannt sind, dass der Stress sie krank macht? Müssen sie hinnehmen, dass man in ihre Beete uriniert? Was hat das mit Freiheit zu tun, wenn das eigene Vergnügen über dem Befinden anderer stelle?