Nächtliches Geschrei, von Bässen verstärkte Musik und Personen, die in ihre Vorgärten urinieren – die Nöte der Anwohner von Herosé-Park und Seestraße haben jetzt im Konstanzer Gemeinderat Gehör gefunden: Die Lokalpolitiker einigten sich auf ein Verbot von Trinkspielen und Musik ab 22 Uhr, außerdem bekommt der Kommunale Ordnungsdienst, kurz KOD, zwei neue Mitarbeiter. Das Verbot gilt auf allen öffentlichen Plätzen, ausgenommen dem Park Klein-Venedig.
Keine neuen Stellen, nirgends
Diese Beschlüsse sind weitreichend, bedenkt man, dass die Mehrheit der Stadträte in einer Ausschusssitzung wenige Tage zuvor noch alle Ansätze zur Eindämmung von nächtlichem Lärm und Randalen abgelehnt hatte. Da war allerdings auch noch keine Rede von neuen KOD-Kräften. Aufgrund der finanziellen Misere, in der die Stadt steckt, hieß es seitens der Kämmerei: keine neuen Stellen, nirgends.
Offenbar hat die massive Resonanz auf besagte Ablehnungen im Ausschuss, die anschließende Berichterstattung im SÜDKURIER und die Einschätzung von Polizei und Ordnungsamt ein Umdenken bewirkt. Besonders die Äußerungen von FGL-Stadtrat Till Seiler hatten die Anwohner empört. Zum Thema Trinkspiele lauteten seine Worte im Ausschuss: „So etwas müssen wir tolerieren.“
Schlaflose Sommernächte
Was Sätze wie diese bei den Menschen, die seit Jahren über die Situation klagen, auslösten, konnte in der Bürgerfragestunde beobachtet werden. Dort sprach Angelika Mörsch vor. Sie wohnt an der Seestraße. Sie kann in Sommernächten oft nicht schlafen, weil es so laut ist, spazieren in den Abendstunden ist schon gar nicht drin. „Ich habe mit großer Bestürzung gelesen, dass wir diese paar Chaoten tolerieren sollen?“
Gehofft und gekämpft hätten die Bürger. Nun werde das Recht von Einzelnen, die sich ausleben wollen, höher bewertet als das der Anwohner? Michael Scholtz, Vorsitzender der Lärmschutzinitiative Konstanz, ließ durchblicken, dass die Initiative demnächst das Regierungspräsidium einschalten würde, wenn nichts passiere.
Polizei: „Situation hat extreme Ausmaße angenommen“
Dass die Situation seit Corona an Schärfe gewonnen hat, sagte Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers Konstanz. „Die Situation hat 2020 extreme Ausmaße angenommen.“
Durch die Schließung von Gaststätten und Diskotheken habe sich die Feierszene ans Ufer verlagert. Die Polizei sei häufig zu Gast gewesen. Man hätte schon darüber nachgedacht, Fremdkräfte zu Hilfe zu holen. Er begrüßte sowohl Verstärkung beim KOD als auch Musik- und Trinkspielverbote.
„Es geht nicht um Friedhofsruhe“
Die Vorschläge in den Rat eingebracht hatte die CDU. Roger Tscheulin erklärte: „Es geht nicht darum, Friedhofsruhe einkehren zu lassen. Sondern etwas gegen die in der Hand zu haben, die vollkommen über die Stränge schlagen.“
Die Mehrheit der Stadträte konnte allen Punkten schlussendlich zustimmen. Kritik gab es beispielsweise vom Jungen Forum. Das forderte Präventionsteams statt „Prävention durch Repression“. Das Jugendlichen und Anwohnern die Hand reichen solle.
Jugendliche nicht das Problem
Jedoch: „Es geht hier nicht um Jugendliche“, sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt. Mit den Jugendlichen könne man reden. Und: „Selbst die sagen: Nachts ändert sich die Besetzung. Ich find das wichtig, den Jugendlichen zu sagen: ‚Wir reden gar nicht über euch.‘“