Klein Venedig am See soll zur neuen Erholungszone für Bürger werden, und die Flächen an den Gleisen zum neuen Festplatz, auch für die Messe, die traditionell am Döbele Station macht. Der Technische Ausschuss befürwortet den Rahmenplan für das Millionenprojekt, das sich zum Teil am Siegerentwurf des städtebaulichen, grenzüberschreitenden Europan-Wettbewerbs aus dem Jahr 2013 orientiert.
Unter anderem soll eine Allee von Kreuzlingen nach Konstanz reichen. Den Auftrag für die Umgestaltung von Klein Venedig muss der Gemeinderat noch erteilen. Im Haushalt 2022/23 sollen die Gelder dafür fließen. Mitglieder des Technischen Ausschusses stimmten schon mal geschlossen für das Vorhaben. Noch in diesem Sommer soll Klein Venedig für Jugendliche attraktiver werden.
Zehn Jahren nach dem Beschluss bewegt sich etwas
Zehn Jahre ist es jetzt her, dass die Verlagerung der Messe vom Döbele auf Klein Venedig politisch beschlossen wurde, doch geschehen ist seitdem nichts. Klein Venedig gehört zu den Filetstücken der Stadt Konstanz. Doch nachdem Pläne für Konzerthäuser dort scheiterten, liegt das Gelände weitgehend brach. Gelegentlich wird die 7000 Quadratmeter umfassende Schotterfläche als Festplatz benutzt, doch hinterher sieht es auf den anliegenden Wiesen aus als wären sie von Wildschweinen aufgewühlt worden.
Auch die gepflasterten Flächen am See gelten als wenig attraktiv. Seit dem Sommer gibt es Bemühungen, das Areal für jugendliche Freizeitsuchende attraktiver zu machen. Daran wolle die Stadt in den nächsten Wochen weiter arbeiten, kündigten Vertreter der Verwaltung im Technischen Ausschuss an. Es solle weitere Plätze zum Grillen, Sitzen und Kicken geben.
Doch langfristig soll auf Klein Venedig ein neuer Volkspark entstehen, der vielfältig nutzbar ist. Um die Freiflächen von Klein Venedig am See für Nutzer attraktiver zu machen, hofft die Stadt auf Fördergelder vom Bund. Thematisch geht es um die Anpassung urbaner Flächen an den Klimawandel. Es können bis zu 90 Prozent der Kosten bezuschusst werden.
Voraussichtlich aus eigener Tasche muss die Stadt den neuen Festplatz zahlen, der an die Gleise rücken soll. Eine teure Unterführung der Bahngleise zum Gelände ist nach Ansicht der Fachleute nun doch nicht nötig. Die Veranstalter hätten ihre eigenen Sicherheitskonzepte und für den Alltag sei die Rettung gesichert, stellte Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn fest.
Die üblichen Rettungsfristen von zehn Minuten ließen sich in der Regel einhalten. Wenn Kontakt mit dem Stellwerk aufgenommen werde, könnten Rettungsfahrzeuge den Bahnübergang Konzil jederzeit queren. Die enormen Kosten für die Unterführung waren ein Grund, warum Pläne, das Gelände Klein Venedig anders zu nutzen, immer wieder stockten.
Diese Vorschläge kamen aus den Reihen der Stadträte
Anne Mühlhäußer, Stadträtin der Freien Grünen Liste, begrüßte die Pläne. „Ich bin froh, dass Sie das Areal endlich in Angriff nehmen.“ So könne man eine Entlastung für die Anwohner des Heroséparks schaffen. Dieser ist in den warmen Monaten völlig überlaufen. Sie schlug vor, Sand, den die HSG für ein geplantes Beachereignis sowieso auf Klein Venedig schaffen wolle, nicht wieder zu entfernen, sondern für eine Strandbar oder ein Volleyballfeld mit Sand zu nutzen. Alles andere käme ihr vor wie ein „Schildbürgerstreich.“
Auch kurzfristige Verbesserungen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern, begrüße sie sehr. Sie regte an, Holzstege in den See zu führen und Leihstationen für die Lastenräder und Räder auf Klein Venedig anzubringen. „Es ist sehr sinnvoll, dass endlich etwas passiert“, stellte auch Daniel Groß fest, Stadtrat der CDU.
SPD-Mann Alfred Reichle und FDP-Vertreter Johannes Hartwich sehen die Pläne ebenfalls positiv. Verena Faustein vom Jungen Forum schlug vor, Jugendliche aktiv einzubinden, wenn es um die Aufwertung des Gelände geht. So könnte beispielsweise ein Snack- oder Getränkeautomat aufgestellt werden, damit sich Gäste vor Ort versorgen können.
Heinrich Fuchs (CDU) gab allerdings zu bedenken, dass die Nachbarstadt Kreuzlingen langfristig in unmittelbarer Nähe Wohnungen plane. Dort könnte es wieder zu Konflikten mit dem Festplatz und den Jugendlichen am See kommen. Die Konstanzer Lärmschutzinitiative hatte zuletzt beklagt, die Musik vom Oktoberfest schalle trotz Lärmschutzeinrichtungen viel zu laut über den See bis ins Musikerviertel. Würde der Festplatz verlegt, würde sich zumindest dieses Problem verkleinern.
Peter Müller-Neff (FGL) beklagte, dass nur Bruchstücke des Siegerentwurfs des Europan-Wettbewerbs umgesetzt würden. „Das waren tolle Ideen.“ Martin Wichmann, Leiter der Abteilung Umwelt bei der Stadt Konstanz, sagte dazu, die guten Ideen aus dem Wettbewerb müssten mit der Haushaltsrealität in Einklang gebracht werden. Unter anderem verzichte man auf einen Kanal.
Wichmann wies darauf hin, dass bauliche Eingriffe enorme Sanierungskosten nach sich ziehen können. Bei Klein Venedig handle es sich um eine ehemalige Müllhalde. Holzpodeste am See seien geplant, die Idee, den Sand auf dem Gelände Klein Venedig zu lassen, greife man auf. „Die Botschaft ist klar: Der Freiraum am See soll attraktiver werden.“ Das Oktoberfest müsse langfristig auf den neuen Festplatz an den Gleisen ausweichen.