Hätte man ihnen vor einem halben Jahr gesagt, dass sie an diesem Ort ihr Gute-Zeit-Festival veranstalten dürfen, hätten Björn und Kay Brüggemann vor Freude einen Luftsprung gemacht. Direkt am Bodenseeufer, mit Blick aufs Wasser, fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof – Klein Venedig hat viel von einem sehr guten Schauplatz für ein Musik-Ereignis. Nun können die beiden ihr Programm tatsächlich direkt an See und Grenze veranstalten, aber es bedeutet für sie nicht nur Lust, sondern auch Last.
Die Festival-Veranstalter wie auch die Konstanzer Stadtverwaltung bestätigten dem SÜDKURIER auf Anfrage übereinstimmend, dass das Festival am 16. September auf Klein Venedig stattfinden soll. Björn Brüggemann sprach von „konstruktiven Gesprächen“, nachdem ihn die Sperrung des Bodensee-Stadions vollkommen unerwartet getroffen habe. Zu diesem Zeitpunkt sei das Gute-Zeit-Festival fast komplett geplant und organisiert gewesen. Nun müsse man in einigen Teilen von vorne beginnen.

„Einer der schönsten Orte in Deutschland für ein Festival“
Wer die Kosten für die ganze Umplanung trägt, ist noch nicht abschließend geklärt. Unter anderem brauche es ein gänzlich neues Sicherheitskonzept, zusätzliche Zäune, mehr Sicherheits- und Rettungspersonal wegen der Lage direkt am Wasser, so Kay Brüggemann. Dazu würden aber noch Gespräche geführt, was die Stadtverwaltung bestätigte. Allerdings erklärte Frank Conze vom Bürgeramt, derzeit gehe man davon aus, dass die Veranstalter ihre Ausgaben selbst decken könnten.
Björn Brüggemann, der zusammen mit seinem Bruder Kay das Gute-Zeit-Festival zum achten Mal veranstaltet, sieht aber vor allem die Vorteile. Mit Blick über den Obersee spricht er von einem der schönsten Standorte für ein Festival in Deutschland überhaupt. Und mit mehreren Bühnen, vielen Ständen und Dekoration werde man auch das sonst sehr als Schotterfläche wirkende Areal einladend gestalten können.
Um Punkt 23 Uhr muss Schluss sein – das ist Auflage der Stadt
Für die Besucher bringt der Umzug weitere Vorteile, betonen die Brüggemann-Brüder. So könnten sie schon am Vorabend bei einer Party ins Festival hineinfeiern. Auch die Verkehrsanbindung für bis zu 10.000 Festivalgäste sei deutlich besser als am Stadion, weil Bushaltestellen und Bahnhof nur wenige Minuten entfernt sind. Nach Festivalende um 23 Uhr könnten noch zahlreiche Verbindungen erreicht werden. Die Vorgaben zum Lärmschutz würden mit dem Musik-Ende um 23 Uhr präzise eingehalten, versprechen die Veranstalter.
Von der Gewissheit, dass das Festival nun sicher und sogar an einem eigentlich attraktiveren Ort, erhoffen sich die Festival-Macher nun einen neuerlichen Nachfrageschub nach Eintrittskarten. Das günstigste Kontingent für 59,90 Euro ist ihnen zufolge bereits ausverkauft, aktuell kosten die Karten 69,90 Euro. Für ein Ein-Tages-Festival sei das eher am unteren Ende, betonen die Veranstalter.

Zu hören bekommen die Gäste vornehmlich elektronische Musik, aber auch Hip-Hop. Auf mehreren Bühnen machen nicht Bands, sondern Diskjockeys Musik. Zu den bekanntesten Künstlern gehören Lilly Palmer und Stella Bossi, Ben Klock und Dennis Paulisch. Das Duo Lexy&K-Paul gehört zu den Gute-Zeit-Stammgästen und soll ebenfalls zum „elektronisch-urbanen“ (Björn Brüggemann) Charakter des Festivals beitragen.
Fast wie einst in Berlin: Sven Väth und Dr. Motte kommen
Erstmals nach Konstanz kommen zwei DJs, die die elektronische Musik einst von Berlin aus ganz groß gemacht haben, den Techno mit geprägt haben und deren Namen wohl fast alle zwischen 30 und 50 kennen, die sich für Popmusik interessieren.
Der eine ist Sven Väth, der zu den einflussreichsten DJs in Deutschland gehörte und bis heute als stilgebend gilt. Sven Väth tritt im Hauptprogramm auf. Der andere ist Dr. Motte alias Matthias Roeingh, der einst die Love Parade erfunden hatte, sich aber 2006 von dem Techno-Spektakel distanzierte. Er legt bei der Nach-Festival-Party in einer Konstanzer Diskothek auf.
Und bleibt das Gute-Zeit-Festival auf Klein Venedig eine einmalige Aktion oder wird die Fläche in der Stadt auch weiterhin der Schauplatz des Ereignisses sein? Kay und Björn Brüggemann sagen, im Moment richteten sie all ihre Energie auf den 16. September 2023. Das dahin werden auch noch die beiden großen Konzerte mit Cro (7. Juli) und Zucchero (8. Juli) an der Stelle über die Bühne gegangen sind. Was die Stadt mit Klein Venedig 2024 vorhat, wird wohl frühestens im Herbst beantwortet sein.