Die einen bekommen sofort Glanz in den Augen bei dem Wort, die anderen stöhnen erst mal auf. Wohnmobil. Die Freiheit auf vier Rädern, der Fluchthelfer aus dem Alltag, der Dreh- und Angelpunkt unvergesslicher Familienurlaube. Das ist es für die einen.

Das tonnenschwere Gefährt, das sich in den engen Straßen und auf den knappen Parkplätzen breitmacht und die Lage in vielen Wohngebieten noch kritischer macht – das sehen die anderen in den Wohnmobilen. Und dann gibt es noch diejenigen, die in der Nähe beliebter Stellplätze wohnen und miterleben müssen, wie Auto-Camper ihre Entsorgungsbedürfnisse auf Kosten der Nachbarschaft befriedigen.

Für Gäste von auswärts braucht es sinnvolle Stellplätze

Relativ schnell ist man sich in Konstanz einig, dass die Wohnmobile von auswärts ein Problem sind. Und in der Tat ist die Frage erlaubt, warum sie gefühlt überall stehen dürfen und auf den offiziellen Standplätzen zum Vorzugs-Tarif parken dürfen.

18 Euro am Tag auf der Eselswiese in bester Seeblick-Lage sind für die finanziell unter Druck stehende Bädergesellschaft vielleicht lukrativ. Für die Besitzer von Fahrzeugen, die neu schnell mal über 100.000 Euro kosten, ist es ein Schnäppchen. Zumal auf den – städtischen! – Campingplätzen zurecht ganz andere Summen aufgerufen werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Komplizierter wird es, wenn man auf die Konstanzer selbst schaut. Bundesweit hat sich die Zahl der Wohnmobile laut Kraftfahrt-Bundesamt seit 2017 verdoppelt. Während für die Stadt Konstanz allein keine Zahlen vorliegen, hat die Deutsche Presse-Agentur für den Landkreis einen Wert von 15,4 Wohnmobilen pro 1000 Einwohner berechnet. Selbst wenn die kleineren Gemeinden bei der Womo-Dichte etwas weiter vorn liegen sollten, dürfte ihre Zahl in Konstanz demnach bei über 1000 liegen. Von ihren Besitzern oft heiß geliebt, stoßen sie nicht überall auf Gegenliebe.

Und was ist mit dem hausgemachten Teil des Problems?

So bleibt für Verwaltung und Gemeinderat gleichermaßen die Aufgabe, wie sie mit diesem Phänomen umgehen wollen. Bei den Konstanz-Besuchern ist es wohl der einzig gangbare Weg, den Womo-Tourismus zu kanalisieren, dafür sinnvolle und vor allem umwelt- wie nachbarschaftsfreundliche Stellplätze einzurichten und dafür auch angemessene Gebühren zu nehmen.

Beim hausgemachten Teil des Problems wird die Frage wieder aufkommen, ob es mehr Anwohner-Parkzonen und dort eine Gewichtsbeschränkung auf 2,8 oder 3,5 Tonnen braucht. Und auch der Parktarif nach Länge dürfte sich als Wiedergänger erweisen: Freiburg ist damit zwar erst einmal gescheitert, aber die Frage nach einem gerechten Preis für die Inanspruchnahme öffentlichen Raums ist deswegen nicht per se falsch.

Das könnte Sie auch interessieren

Des einen Freud, des anderen Leid

In gewisser Hinsicht sind Wohnmobile des einen (hier: Besitzers, Nutzers) Freud und des anderen (hier: Nachbarn, Anwohners) Leid. Überlagert wird die Debatte nicht nur von gelegentlichen Neidreflexen, sondern auch von umwelt- und klimapolitischen Fragen. Zuletzt waren die Reaktionen auf beiden Seiten bisweilen bissig. Es ist höchste Zeit, über das Thema zu reden. Und das aber bitteschön ehrlich – denn ein nicht kleiner Teil des Problems ist hausgemacht.