Manchen Menschen ist nicht zu helfen. Es sind jene, die das Coronavirus für wahlweise eine Erfindung geheimer Organisationen oder in Wahrheit völlig harmlos halten. Ihnen als Mahnung ist der Blick auf das vermeintliche Corona-Wunderland USA geraten: Dort steigen die Infektionszahlen drastisch, mehr als 130.000 US-Bürger starben inzwischen an Covid-19. Auch weil der amtierende Präsident das Virus politisch nutzt und die Botschaft vermittelt: Wer für ihn ist, trägt – wie er selbst – keine Maske.
Wie gesagt: Manchen Menschen ist nicht zu helfen. Allen anderen aber sollte man zuhören und mit ihnen sprechen.
Nähe zur Schweiz: Welches Risiko kann und will jeder Einzelne eingehen?
Der Umgang mit Corona entwickelt sich mit jeder Lockerung der Maßnahmen und dem Wunsch nach endgültiger Rückkehr zum Alltag zu einer Frage der Abwägung. Das zeigt sich gerade auch für die Menschen in Konstanz: Ist es noch gut, in Kreuzlingen einzukaufen oder gar die Zürcher Discos zu besuchen, weil sie als die besten der Region gelten? Oder setzt man sich und vor allem andere angesichts steigender Fallzahlen in der Schweiz damit bereits einem Risiko aus?
Es ist richtig, dass Geschäfte wieder geöffnet haben, aber...
Auch in Konstanz selbst gilt gerade: einerseits und andererseits. Einerseits ist es so verständlich wie richtig, dass die Geschäfte wieder geöffnet haben und Inhaber wie Mitarbeiter darauf aus sind, dass möglichst viele Kunden leergespülte Kassen wenigstens halbwegs wieder füllen. Mit Umsatzverlusten von zwei Dritteln überlebt man Wochen, Monate sicher nicht.
Dass es sich das Stadtmarketing zur Aufgabe gemacht hat, genau hierfür zu werben, ist ihm erstens gestattet und zweitens Teil ihres Auftrags, Konstanz als attraktiven Tourismus- und Wirtschaftsstandort zu präsentieren. Andererseits ist es zu respektieren, dass dabei nicht alle Händler mitmachen können oder wollen, wie zuletzt jene in der Zollernstraße.
...es kann auch gute Gründe geben, warum sich Händler gegen die Öffnung entscheiden
Ersteres, weil sie vielleicht selbst ihr einziger Angestellter sind und im Corona-Alltag parallel die Kinderbetreuung jonglieren. Letzteres, weil sie mit Sorgenfalten auf die Besucherströme in der Innenstadt an den Wochenenden blicken und ihnen das auch unter freiem Himmel zu viele Menschen ohne Wahrung von Abstandsregeln auf einem Fleck sind.
Mehr denn je kommt es auf Zuhören und miteinander Reden an
Womit wir beim dritten und wichtigsten Punkt sind: Wie geht jeder einzelne damit um, welchem Risiko setzt sie oder er sich aus? Ist das Umarmen von Freunden schon wieder okay, wie nah darf das Handtuch im Strandbad an dem des Nachbarn liegen? Wie reagieren wir, wenn der Herbst kommt und es draußen in den Restaurants und Cafés ungemütlich wird? Auf Konstanz werden, ist der Sommer erst einmal vorbei, noch herausfordernde Zeiten zukommen. Wenn wir uns weiter zuhören, meistern wir auch diese.