Drei Architekten und ein Kaufmann auf einer Ebene. Ort: Brauneggerstraße, Hofhaus im Paradies. Das haben die vier zu einem sogenannten Kreativhaus gemacht. Carsten Hinrichsen entwickelt Gebäude-Visionen, Tillmann Weber und Stefan Ruff bauen moderne Wohnhäuser und Jacob Werner ist ein gefragter Inneneinrichter. Und wenn sie sich im Gemeinschaftsraum in der Mitte des Gebäudes treffen, dann entstehen immer neue Ideen.
Dieses Mal Folgende: In der August-Borsig-Straße haben sie Lager-und Verwaltungsgebäude angemietet, die lange nicht mehr genutzt wurden. Dort bieten sie Freiräume an, wofür sie Anfang 2021 ihr Unternehmen Greenbox gegründet haben. 6500 Quadratmeter Fläche hinter grünem Wellblech stehen bereit. Nur wofür? Ein Rundgang klärt auf. Carsten Hinrichsen zeigt eine der großen Lagerhallen, in der acht Seefracht-Container stehen.
„Die kann man, privat oder gewerblich, mieten, um zum Beispiel Lebensmittel zu lagern oder auch zu kühlen.“ Produzieren wird ebenfalls möglich sein: Wasser und Strom sollen verlegt werden. Und die Container kann man auch in die Höhe stapeln, mit Aufgängen und Podesten verbinden, sodass Gassen und Straßen entstehen. Über dreißig Container, rechnet Hinrichsen vor, werden so Platz finden.
Leben und Arbeit sollen sich hier verbinden
Jacob Werner hat sich von einer ehemaligen Lokhalle in Freiburg inspirieren lassen. „Wir werden die Container teilweise mit Paletten verkleiden, Pflanzen aufstellen, die riesigen Räume wohnlich gestalten.“ Und Tillmann Weber ergänzt: „Wir wollen einen Ort entstehen lassen, in dem sich Leben und Arbeiten verbinden.“ Erste Gespräche gebe es zum Beispiel mit Anelu, der Konstanzer Eisproduzentin, und Eugens Bio Café.
Nebenan lagere Pandoo schon seine Vorräte und die Schweizer Logistikfirma Holsab habe hier schon ihre Adresse. Stefan Ruff erklärt, warum das Areal lange leer stand: „Hier gibt es einen gewissen Sanierungsstau. Aber da wir alle vom Fach sind, konnten wir das Risiko abschätzen.“ Als Mieter haben sie sich bereit erklärt, die Gebäude instand zu setzen. So wird als Erstes das Dach drankommen: Abdichten, zusätzlich dämmen und eine 800 Quadratmeter große Solaranlage oben drauf.
Von den vier großen Verwaltungsetagen, die zu der Lagerhalle hinzugekommen, sind schon drei vermietet. Auf einem Stockwerk produziere Keller electronics Kabelendstücke. Die Ehefrau des Geschäftsführers Jürgen Keller hat die Anzeige für die Vermietung im SÜDKURIER gesehen und ihrem Mann gezeigt. „Das kam für uns genau zur richtigen Zeit, denn Gewerbefläche ist in Konstanz ja nicht gerade üppig gesät“, sagt Keller. Vorher habe die Firma beengt in einem Hinterhof gearbeitet, jetzt gebe es von Produktionsplätzen bis zum Lager alles auf zwei Etagen.
Kickboxverein und Großraumbüro unter einem Dach
Vom Süden her fällt freundliches Licht in den langen, offenen Großraum. Dazu gibt es Lastenaufzüge, mit denen alles an- und abtransportiert werden kann. Darüber ist ein innovatives Großraumbüro von Zebotec entstanden, die Überwachungs-und Regelungstechnik für Solarkraftwerke entwerfen. Kräftige Grüntöne, Teppichboden, ein offener Holzblock mit Tisch als Treffpunkt, letzte Küchenmöbel werden gerade aufgebaut. Jacob Werner hat das Ganze entworfen. Der Geschäftsführer Werner Neff mit seiner Crew fühlt sich wohl hier.
In einer Etage darunter hat ein Kickboxverein seine Übungsfläche. „Tolle Leute, die wir gerne hierbehalten würden“, wie Hinrichsen betont. Wer dauerhaft einzieht, werde sich zeigen. Alles ist denkbar, vom Künstleratelier bis zu weiteren Firmen.

Auf der Ebene hat die Theaterpädagogin Tanja Jäckel schon mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern ein Tanzprojekt durchgeführt. Was den vier Männern von Greenbox vorschwebt, wird spürbar: Kreativ nutzbare Frei-Räume für jeden, der für die Verwirklichung der Freiheit Platz sucht.
Nach und nach wird die Halle mit Leben gefüllt
Damit setzen sie das um, was die Stadt Konstanz immer wieder fordert: Leerstehenden Bestand reaktivieren. Mit ihnen habe man, so Hinrichsen, hier eine Sportstätte geplant, aber das Projekt scheiterte letztlich. Von den Skateboardern des Vereins „KNallbrett“ steht noch eine Halfpipe in der einen Halle, die nun darauf wartet, dass sie belebt wird. Vorne am Eingangsbereich steht eine Hebebühne, und eine rund 100 Quadratmeter große Fläche, auf der sich die Firmen dann präsentieren können, gibt es auch. Alles ist da.
Vielleicht gibt es irgendwann in der Containerlandschaft einen Tag, an dem alle Containermieter ihre Produkte in den Hallengassen und -straßen präsentieren. Und die Konstanzer kommen und probieren das Angebotene. Alles ist möglich, wenn sich vier „Greenboxer“ sich auf einer Ebene treffen und eine Idee haben.