Eva Marie Stegmann und Claudia Wagner

Kurz bevor die fünf Kandidaten vor 230 Zuschauern miteinander streiten sollen, rückt Andreas Matt mit seinem Smartphone an Andreas Hennemann heran. Ein Selfie. Hennemann, von vielen als zu nett bezeichnet, lächelt freundlich. Und winkt ab. Er wird Biss zeigen müssen, um zu überzeugen.

Fünf Männer, fünf Problemzonen

So wie jeder der Oberbürgermeisterkandidaten seine Problemzonen hat. Da ist der amtierende OB, der mit Beschuss von vier Seiten rechnen muss. Da ist Jury Martin, der Einzige, der mit Konstanzer Dialekt spricht, und von dem viele glauben, er sei ein Spaß-Kandidat. Andreas Matt, von dem mancher meint, dass er nur für die Wirtschaft antrete. Und Luigi Pantisano, dessen Programm zwar vielen gefällt, nur: Wie realistisch ist es?

Die Zuschauer treffen im Konzil ein. Bild: Aurelia Scherrer
Die Zuschauer treffen im Konzil ein. Bild: Aurelia Scherrer | Bild: Scherrer, Aurelia

Am Dienstagabend stehen sie alle auf der SÜDKURIER-Bühne auf dem Prüfstand. Sprechen über das, was die Bürger wirklich bewegt, darum geht es den beiden Moderatoren Benjamin Brumm und Jörg-Peter Rau.

Das SÜDKURIER-Moderatoren-Duo Benjamin Brumm (links) und Jörg-Peter Rau.
Das SÜDKURIER-Moderatoren-Duo Benjamin Brumm (links) und Jörg-Peter Rau. | Bild: Scherrer, Aurelia
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Deshalb können die Zuschauer sowohl im Konzil als auch zu Hause via Live-Abstimmung mitentscheiden: Über welche Themen soll diskutiert werden? Folgende drei machen das Rennen.

  • Wohnen und Stadtentwicklung: Beim Thema Wohnen sind sich vier Herren einig: Der OB hat versagt. Doch wie wollen sie es besser machen? Jury Martin stellt fest: „Wir schwätzen und schwätzen, aber es wird nichts gemacht. Das wird mit mir anders.“
Bildunterschrift
Bildunterschrift | Bild: Scherrer, Aurelia
  • Andreas Matt sagt: „Lassen Sie uns dort, wo Gewerbeflächen sind, urbanes Wohnen ermöglichen – wie am Unterlohn.“ Wenn man in die Höhe baue, sinke bis zu einem bestimmten Punkt der Energieverbrauch signifikant. Dass das Bückleareal verkauft wurde, mache ihn richtig wütend.
  • Andreas Hennemann schlägt eine Stiftung vor. Pantisano sagt: „Wohnraum wird doch geschaffen. Am Laubenhof entstehen 130 Wohnungen.“

Laubenhof als Sparhof für Wohlhabende?

  • Das sei jetzt ein Sparhof für Kunden aus Stuttgart und München, und ein mittelständischer Wirt aus der Innenstadt könne sich die Dreiraumwohnung für 1,3 Millionen Euro nicht leisten. „Was wir brauchen“, fordert er, „ist eine Veränderung der grundlegenden Politik.“

Burchardt: „Schön, dass Sie es alle besser wissen.“

  • Dann erklärt Burchardt: „Es ist schön, dass Sie es alle besser wissen.“ Er höre lieber auf Experten. Dass die Lage so besorgniserregend sei, liege an der Zinspolitik der EZB. Die sei sehr viel stärker als ein Gemeinderat oder eine Stadt.
Uli Burchardt.
Uli Burchardt. | Bild: Scherrer, Aurelia
  • Und: „Wir haben fast 3000 Wohnungen gebaut.“
  • Verkehr: Soll die Innenstadt nun autofrei oder doch nicht ganz so autofrei sein? Pantisano will am Weitesten gehen: Der Verkehr müsse von der Perspektive des Schwächsten aus geplant werden – das sei der Fußgänger. „Städte waren nie dafür geplant, dass sich so viele Autos darin bewegen“, sagt er.
Luigi Pantisano.
Luigi Pantisano. | Bild: Scherrer, Aurelia
  • Gewonnenen Platz will er für neue Mobilitätsmöglichkeiten nutzen: Fahrräder, Lastenräder, engere Bustakte. Andreas Matt will keine autofreie Innenstadt, sondern eine autofreiere. Er weist darauf hin, dass man im Moment dabei sei, die B 33 auszubauen. Das werde den Verkehrsstrom in die Stadt eher erhöhen. Die Parkhäuser müssten weiterhin den Konstanzer Unternehmen eine Infrastruktur bieten.

Hennemann will Ehrlichkeit

  • „Autofrei ist ein Traum, wenn man Fußgänger ist.“ Es sei aber unehrlich, zu behaupten, dass man jedes Auto aus der Innenstadt herausbringe.
Andreas Hennemann.
Andreas Hennemann. | Bild: Scherrer, Aurelia
  • Jury Martin greift die bisherige Verkehrsplanung an: Er will eine Hälfte der Laube zur Bus-/Radstraße machen, um dort einen Ringverkehr zu ermöglichen. Der Bus könne kreisen, mit Ausstiegsmöglichkeiten rund um die Stadt.
Im Oberen Konzilsaal diskutierten (von links): Jörg-Peter Rau, Mitglied der SÜDKURIER-Chefredaktion, Andreas Matt, Luigi Pantisano, ...
Im Oberen Konzilsaal diskutierten (von links): Jörg-Peter Rau, Mitglied der SÜDKURIER-Chefredaktion, Andreas Matt, Luigi Pantisano, Oberbürgermeister Uli Burchardt, Andreas Hennemann, Jury Martin und SÜDKURIER-Redakteur Benjamin Brumm. Bilder: Aurelia Scherrer | Bild: Scherrer, Aurelia

Klimaschutz, alle gegen Pantisano

  • Klimaschutz: Beim Thema Klima sind die Fronten schnell klar. Pantisano will ein klimaneutrales Konstanz 2030 und bekommt Gegenwind. Hennemann: „Wer den Eindruck erweckt, dass eine Stadt ganz alleine das Klima retten könnte, der macht uns etwas vor.“ Andreas Matt: „Seit Ausrufung des Notstands wurde nichts getan als Papier zu produzieren.“
Andreas Matt.
Andreas Matt. | Bild: Scherrer, Aurelia
  • Jury Martin findet: „Das ist auch mein Problem, es wird nur geredet.“ Jetzt müsse endlich gehandelt werden. Und der amtierende OB? Verweist auf die Grenzen seines Amtes: „Der OB kann keinen Klimaschutz allein machen, uns gehören drei Prozent der Gebäude.“
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  • Er wolle Klimaneutralität 2035, stellt er klar. 2030, das sei unrealistisch. Als Rau und Brumm am Ende das Publikum fragen, wen sie wählen würden und zur Live-Abstimmung am Handy aufrufen, gewinnt Pantisano das kleine, nicht-repräsentative Wahlspiel. Vor Burchardt und Hennemann.