Denkwürdig ist das Ergebnis noch aus einem anderen Grund. Diana Finkele ist Leiterin eines Eigenbetriebs von mehreren Kultureinrichtungen der Stadt Moers in Nordrhein-Westfalen und war die Favoritin der Freien Grünen Liste (FGL), der als stärkster Fraktion ein nach den politischen Gepflogenheiten geltendes Vorschlagsrecht zukommt. Doch die 13 FGL-Stimmen als Basis reichten nicht, um die Ratsmehrheit von einem Wechsel an der Spitze des Dezernats zu überzeugen.

Déjà-vu-Erlebnis für die FGL

In gewisser Weise wiederholt sich damit die Geschichte. Denn schon bei der ersten Wahl von Andreas Osner vor acht Jahren gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der von der FGL unterstützten Gegenkandidatin Ute Seifried, die inzwischen in Singen als Bürgermeisterin für den sozialen und kulturellen Verwaltungsbereich zuständig ist. Im Nachhinein kam damals wenig später heraus, dass einige FGL-Stadträte sich entgegen der vorherigen Abstimmung in der Fraktion für den SPD-Mann Andreas Osner entschieden hatten. Für welchen Bewerber die Fraktionen beziehungsweise einzelne Stadträte diesmal gestimmt haben, lässt sich nicht sagen: Die Wahl verlief geheim.

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So ganz ohne Vorteil ging allerdings auch Andreas Osner nicht ins Finale um das Amt, um das sich insgesamt 36 Kandidaten beworben hatten und dann in einem nicht öffentlichen Auswahlverfahren auf den Amtsinhaber und die Gegenkandidin dezimiert wurden. Der 52-Jährige konnte zwar nicht mit den Stimmen aus dem FGL-Lager rechnen, bei der Präsentation brachte er sich jedoch geschickt als Kenner der lokalen Verhältnisse und Verwaltungsvorgänge ins Spiel.

Andreas Osner wirkt authentisch

Besonders eindrücklich war dabei seine Reaktion auf Fehler in seinem Zuständigkeitsbereich – die Auseinandersetzung um die Hakenkreuz-Affäre im Zusammenhang mit der „Mein-Kampf“-Inszenierung am Konstanzer Theater bezeichnete er als politische Dummheit, bei der er sich „verkämpft“ habe. Er wirkte glaubhaft.

Zu viel des Lobs von Diana Finkele?

Diana Finkele fehlte bei ihrer Präsentation naturgemäß das Wissen um Konstanzer Details, so dass sich ihre Vorstellung im Vergleich zum Amtsinhaber eher im Allgemeinen verlor. In ihrer Rede lobte sie zudem vieles, was in dem von ihr angestrebten Amt strukturell und inhaltlich geleistet wurde. Damit beraubte sie sich möglicherweise eines Trumpfs: Warum soll man einen Wechsel herbeiführen, wenn‘s insgesamt doch ganz gut läuft?