Daniel Hölzle hat trotz allem den Humor nicht verloren. Die Mutmaßung, dass Jogging-Hosen in diesen Tagen ein Verkaufsschlager sein müssten, muntert ihn zumindest kurzfristig auf. Das könne durchaus sein, sagt er, ansonsten aber geht es dem Textilhandel derzeit besonders schlecht.

Das sei bereits vor einem Jahr so gewesen, und die Rückmeldungen über den Verkauf in der Vorweihnachtszeit ergäben kein besseres Bild. Bleiben die Geschäfte auf ihrer Ware sitzen, wird es nach seiner Einschätzung spätestens im Frühjahr mit den neuen Kollektionen ein handfestes Problem geben.

Der Händler befürchtet einen Umsatzrückgang von 20 bis 25 Prozent

Branchenübergreifend geht der Chef der Händlergemeinschaft beim Weihnachtsgeschäft in Konstanz von einem Umsatzrückgang von 20 bis 25 Prozent aus, womit man etwa im bundesweiten Schnitt liegen dürfte. Als Schlag ins Kontor wertet er das Ausbleiben von Schweizer Kunden.

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Negativ für das Geschäft der Händler hat sich nach Einschätzung von Daniel Hölzle außerdem der frühe Abbruch des Weihnachtsmarktes sowie die Beschränkungen in der Gastronomie ausgewirkt. „Die Erschwernisse durch die Vorgaben zum Schutz vor Corona wie Tests oder die Registrierung über den QR-Code beeinträchtigten das Einkaufserlebnis“, bilanziert er, „und genau das ist es, wovon Konstanz im Normalfall mehr profitiert als andere Städte.“

„Die Erschwernisse durch die Vorgaben zum Schutz vor Corona wie Tests oder die Registrierung über den QR-Code beeinträchtigten das ...
„Die Erschwernisse durch die Vorgaben zum Schutz vor Corona wie Tests oder die Registrierung über den QR-Code beeinträchtigten das Einkaufserlebnis“, sagt Daniel Hölzle, Vorsitzender des Treffpunkt Konstanz. | Bild: Scherrer, Aurelia

Fast noch mehr Sorgen bereitet Daniel Hölzle der psychologische Effekt des derzeitigen „warmen Lockdowns“. Er bezeichnet ihn als brandgefährlich, weil sich bei den Menschen und in der Politik die Wahrnehmung über die prekäre Lage des Handels geändert habe. „Man geht an beleuchteten Geschäften vorbei und übersieht, dass kein Geld verdient wird“, sagt er.

Sorge um die Überbrückungshilfen

Die Folge könnte der Verzicht von Überbrückungshilfen oder Kompensationen etwa in Form des Kurzarbeitergelds sein, was beim harten Lockdown vor einem Jahr außer Frage stand. Langfristig erwüchse den Unternehmen damit noch ein ganz anderes Problem. Die Mitarbeiter würden sich zwangsläufig nach anderen Tätigkeiten umschauen, von einer Rückkehr an den alten Arbeitsplatz sei nicht auszugehen.

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Immerhin sieht Daniel Hölzle auch Lichtstreifen am Horizont. Der Druck durch den Online-Einkauf habe im Vergleich zu 2020 leicht abgenommen, bewege sich allerdings noch auf hohem Niveau. Außerdem seien die Kriegskassen des Online-Handels durch Corona gut gefüllt, und es sei davon auszugehen, dass die gewonnenen Adressdaten fürs künftige Geschäft genutzt werden.

Dennoch glaubt der Sprecher der Händlergemeinschaft, dass für die Geschäftsleute und die Stadt Konstanz Chancen bestehen, besser aus der Krise herauszukommen als andere Städte und Gemeinden. Angebote und attraktive Lage seien eine gute Basis, nicht zuletzt gebe es die lokale Verbundenheit mit den Kunden. Dass sie eine Bank ist, zeigt sich für Daniel Hölzle am guten Absatz des Gutscheins „Konstanzer Kiesel“.