
Stolz führt Andreas Hoffmann die Besucher durch die noch betongrauen Flure. Auf allen Etagen bis zum Dach sind Handwerker im Einsatz, das neue Pflegeheim Haus Zoffingen ist im Endausbau angekommen. Der Geschäftsführer des Konstanzer Caritasverbands sagt: „Wir haben richtig viel Hirnschmalz darauf verwendet, damit die Bedürfnisse der Bewohner und der Pflegekräfte bestmöglich erfüllt werden.“

Und das war gar nicht einfach. Denn das neue Pflegeheim ist eine Mischung als Alt- und Neubau. Die ehemalige Sporthalle der Mädchenschule Zoffingen wurde abgerissen, Klassenzimmer zu Wohnraum umgebaut und neue Gebäudeteile ergänzt.

„Um Alt- und Neubau aneinander anzupassen, haben wir nun unterschiedliche Deckenhöhen, denn in einem Pflegeheim muss der Boden ebenerdig sein“, erläutert Hoffmann. Das gelang fast überall – nur im Verwaltungstrakt ist eine Treppe unvermeidlich.

Auf die späteren Bewohner warten ein großer Balkon mit Blick über die Dächer der Niederburg, helle Wohn- und Essbereiche sowie zwei Gärten. Einer dieser Gärten ist nur den Senioren vorbehalten. Der andere Grünbereich befindet sich direkt am Eingang und ist für alle Bürger zugänglich. „Hier kommen auch ein öffentliches Café und ein Wasserbecken hin“, sagt Andreas Hoffmann.

Das neue Pflegeheim wird aber nicht nur das Zuhause für reguläre Bewohner, sondern es beherbergt zwei weitere Einheiten: Zum einen eine Tagespflege für Menschen, die morgens gebracht und abends abgeholt werden. Und zum anderen eine Kurzzeitpflege mit palliativem Schwerpunkt. Hier können Senioren zwischen zwei und drei Wochen lang unterkommen, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden und Nachsorge benötigen.

Wenige Plätze in diesem Bereich des neuen Hauses werden eventuell auch für Urlaubskurzzeitpflege vergeben – wenn pflegende Angehörige verreisen. „Diese Station ist ein Modellprojekt in Baden-Württemberg, das anfangs auch finanziell unterstützt wird“, sagt Andreas Hoffmann. Denn für den Träger bedeute solch ein Angebot ein großes Risiko: „Man weiß nie, wie viele Betten belegt werden, muss aber das Personal vorhalten“, begründet er.
Der Bedarf sei auf jeden Fall vorhanden, sagt Heimleiterin Bärbel Sackmann: „Bislang müssen 80-Jährige für die Kurzzeitpflege nach Engen oder Singen ausweichen.“ Sackmann leitet das Marienhaus im Paradies, aus dem die Bewohner im Herbst ins neue Haus Zoffingen umziehen.

Mitte Mai übernimmt eine neue Heimleitung die Verantwortung, denn Bärbel Sackmann wird eine Nachfolgerin von Andreas Hoffmann, der in den Ruhestand geht. Gemeinsam mit Udo Wankelmuth wird sie Geschäftsführerin für den Konstanzer Caritasverband.
Fertigstellung verzögert sich um ein halbes Jahr
Ursprünglich sollte das neue Pflegeheim in diesem Frühjahr bezugsfertig sein. Doch der Bau dauert rund ein halbes Jahr länger als geplant. „Das ist bei einer Baustelle dieser Größenordnung ganz normal“, so der Konstanzer Caritas-Geschäftsführer. Eine Ursache waren Lieferschwierigkeiten während der Corona-Pandemie, zum Beispiel bei den Dachziegeln.

„Wir haben uns dann selbst umgehört und eine Lösung gefunden“, sagt Andreas Hoffmann. Ohnehin hat er unzählige Tage auf der Baustelle verbracht. „Wir wollten keinen Generalunternehmer. So haben wir mehr Mitspracherecht, aber auch mehr selbst zu regeln.“ Wert legt er auch darauf, dass viele heimische Firmen am Werk sind.

Kompliziert war auch der Abbruch der Turnhalle, die sich an die beiden Nachbargebäude stützte. Als dies geschafft war, mussten für den Neubau auf weichem Konstanzer Boden 250 Pfähle tief in die Erde gerammt werden. „Das war sehr laut“, sagt Andreas Hoffmann und spricht ein Lob an die Nachbarn aus: „Ganz überwiegend haben sie sehr verständnisvoll reagiert.“
Proteste inzwischen weitgehend verstummt
Das war nicht während aller Bauphasen so. Zu Beginn des Projekts gab es wiederholt Proteste gegen die Planungen. Inzwischen gehören diese Misstöne der Vergangenheit an, sagt Andreas Hoffmann. „Nun freuen sich viele Anwohner auf uns“, sagt er. „Es kam sogar schon vor, dass ein ehemaliger Kritiker fragte, ob er hier später einmal einziehen dürfe.“ Auch die meisten der künftigen Bewohner seien voller Vorfreude, sagt Bärbel Sackmann – soweit sie erfassen können, dass sie bald umziehen werden.
Überhaupt, der Umzug: Eine sehr komplexe Angelegenheit. Als erstes zieht die Großküche ins neue Gebäude ein, anschließend die Tagespflege und die Verwaltung. Erst danach folgen alle 105 Bewohner, und zwar an einem einzigen Tag.

„Am Sonntag, 24. September, ist es soweit“, sagt Andreas Hoffmann. Alles ist genau geplant: Jeder Bewohner bekommt einen Umzugsbegleiter, der auch die persönlichen Sachen ein- und wieder auspackt. Dies können Angehörige sein oder ehrenamtliche Helfer. Außerdem stehen an jenem Tag mehrere Krankenwagen, Ärzte und Umzugswagen zur Verfügung, Straßen und Parkplätze müssen abgesperrt werden.
„Rein rechnerisch hat jeder Bewohner neun Minuten für die Fahrt vom Paradies in die Niederburg und insgesamt eineinhalb Stunden für den Umzug“, so Hoffmann. Dann schiebt er hinterher: „Das wird schon klappen.“
Und dann zeigt er zum Abschluss des Rundgangs noch ein besonders Juwel: den alten Eingang der Mädchenschule. Hier werden alte Wandgemälde restauriert, auch die originale Tür ist noch zu sehen. „Das wird ein kleiner Besprechungsraum“, so der Geschäftsführer. Vermutlich einer der schönsten in Konstanz.