Angesichts der Infektionsgefahren setzt es sich dafür ein, extrabreite Radspuren auf der Straße abzustecken und die Wartezeiten an Ampeln für Fußgänger und Radfahrer zu verkürzen. Es gelte, Menschenansammlungen an den Ampeln zu vermeiden. Dringenden Handlungsbedarf für mehr Raum für Radfahrer sehen die Aktivisten Norbert Wannenmacher und Markus Tittelbach von Ciclo an den Radverkehrsachsen zu den Schulen und der Universität.

Radfahrer können Sicherheitsabstände nicht einhalten

Vor allem auf der Alten Rheinbrücke, an der Mainaustraße, über den Zähringerplatz, an der Friedrichstraße und an der Schwaketenstraße gelte es, den Radfahrern per Absperrbaken, wie sie auch an Baustellen benutzt werden, mehr Raum zu geben.

Eine der Brennpunkt-Stellen sei der in beide Richtungen führende Radweg auf der Alten Rheinbrücke. Für Norbert Wannenmacher und Markus Tittelbach steht dieser als Paradebeispiel für eine Strecke, auf dem ein Radfahrer die Sicherheitsabstände von 1,50 bis zwei Meter nicht einhalten könne.

Vorschlag: Temporäre Radwege während der Corona-Krise

„Vielmehr fahren Radfahrer mehr oder weniger Lenker an Lenker aneinander vorbei“, schreibt Ciclo in der Zusammenfassung der Vorschläge. Dabei hatte der Gemeinderat schon im Jahr 2014 im Zuge der Verkehrsführung nach dem C-Konzept beschlossen, eine Autospur auf der Alten Rheinbrücke dem Radverkehr zuzuschlagen, was bisher aber nicht geschehen ist.

Probeweise könnte dies nun wenigstens in der Corona-Krise umgesetzt werden, regt Ciclo an. „Wir können jetzt die Krise als Chance nutzen, erst einmal temporäre Radwege zu testen, und dabei das Radwegenetz auf künftige Bedarfe auszurichten“, sind Norbert Wannenmacher und Markus Tittelbach überzeugt.

Eine eigene Spur für Radfahrer auf der Rheinbrücke?

Sie bemängeln, die Radinfrastruktur halte mit dem heutigen Verkehrsaufkommen nicht mehr Schritt. Es müsse mehr für die Bedürfnisse des wachsenden Radverkehrs getan werden. Darum bemüht sich die Stadt schon seit April 2016, als das Handlungsprogramm Radverkehr beschlossen wurde. Dieses sieht ähnliche Achsen mit besonders viel Raum für den Radverkehr und Vorrangregelungen vor.

Radaktivisten von Ciclo erinnern an den Beschluss, eine Autospur auf der Alten Rheinbrücke dem Radverkehr zuzuschlagen, und fordern ...
Radaktivisten von Ciclo erinnern an den Beschluss, eine Autospur auf der Alten Rheinbrücke dem Radverkehr zuzuschlagen, und fordern genau dies während der Corona-Zeit zu tun. | Bild: Lukas Ondreka (Archivbild)

Das Konzept, welches bis 2026 umgesetzt sein soll, begrüßt Ciclo grundsätzlich. Die Aktivisten vermissen aber die einheitliche Ausrichtung der Bautätigkeiten auf das radfreundliche Programm. Besonders kritisch sehen sie, was beim Umbau des Rheinsteigs schon geschehen ist und am Sternenplatz gerade geschieht.

Denn hier wurde und werde gebaut, ohne die Voraussetzung für einen Radverkehr über eine der heutigen Autospuren zu schaffen. Sie fragen sich, wie und vor allem wann die zusätzliche Radspur über die Brücke überhaupt verwirklicht werden kann.

Oder eine neue Fahrradbrücke neben der Alten Rheinbrücke?

Auch SPD-Stadtrat Jürgen Ruff vermisst die Planung aus einem Guss und bemängelt, man habe es am Sternenplatz versäumt, jetzt eine zukunftsfähige Lösung für den Radverkehr zu entwickeln. Lediglich für die Fußgänger gebe es nun Verbesserungen.

Dem Technischen Ausschuss seien die Details der Planung an der Bundesstraße durch das Regierungspräsidium erst kurz vor Baustart bekannt geworden. „Wir mussten Ja sagen, wegen der Fördermittel.“ Es habe ihn aber unheimlich geärgert, dass die Weiterführung der beschlossenen Radspur über die Rheinbrücke gar nicht mitgeplant wurde. Umso wichtiger sei es, im Bereich der Alten Rheinbrücke eine weitere Radbrücke zu schaffen, entweder als Anhang zur bestehenden Brücke oder daneben.

Auch eine separate Fahrradbrücke (ähnlich der bereits bestehenden auf diesem Archivbild) beim Rheinkilometer Null könnte eine Lösung sein.
Auch eine separate Fahrradbrücke (ähnlich der bereits bestehenden auf diesem Archivbild) beim Rheinkilometer Null könnte eine Lösung sein. | Bild: Lukas Ondreka (Archivbild)

Dass auf der Alten Rheinbrücke Fußgänger wie auch Radfahrer mehr Platz benötigen, steht auch für die Konstanzer Stadtverwaltung außerfrage. Sie schreibt auf Nachfragen: „Die Notwendigkeit besteht nach wie vor.“ Nur wann dieser Notwendigkeit Rechnung getragen wird, ist weiter offen. Denn die Stadtverwaltung arbeitet sich Schritt für Schritt durch das beschlossene C-Konzept.

Das sagt die Stadt Konstanz dazu

Und wie sieht es nun mit dem testweise Abstecken von extrabreiten Radwegen auf der Straße aus? Die Stadt sagt dazu: „Wir konzentrieren uns darauf, die Maßnahmen unseres Handlungsprogramms Radverkehr umzusetzen, welche regelmäßig mit dem Arbeitskreis Radverkehr abgestimmt werden. Diese haben dauerhafte Wirkung und keinen temporären Charakter wie die vorgeschlagenen Radstreifen. Sollten Bereiche indentifiziert werden, wo wir in Bezug auf die Pandemie mehr Raum für den Rad- und Fußverkehr schaffen können, prüfen wir die Möglichkeiten.“ Grundsätzlich habe Konstanz kaum Straßen mit Flächenreserven und mehreren Autospuren in eine Richtung.

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