Sechs Stellen für das Feuerwehramt – davon zwei im gehobenen Dienst – waren in der Februar-Sitzung des Haupt-, Finanz-und Klimaausschusses (HFK) beantragt. Ist das gerechtfertigt, wenn es doch viele ehrenamtliche Feuerwehrleute gibt? Diese Frage stellten sich Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) und Jürgen Faden (FW).
Sie sprechen von einem hohen Kostenfaktor; nicht nur wegen der Vermehrung der Stellen, sondern weil die hauptamtlichen Kräfte verbeamtet würden. Die Stellen wurden zwar genehmigt, aber auch im Nachhinein wollen sie die Gründe wissen.

Ende Juni – vier Monate später – steht Kommandant Bernd Roth im HFK Rede und Antwort. Hauptberufliche Angehörige der Feuerwehr seien in der Regel zu verbeamten. Zum einen müssten Anreize geschaffen werden, um Fachkräfte zu bekommen, zum anderen seien die meisten Bewerber bereits verbeamtet, heißt es in seiner Stellungnahme.
Außerdem habe sich die Stadt Konstanz zur Einrichtung einer Einsatzabteilung mit hauptamtlichen Kräften entschlossen, als sie sich im Jahr 2013 zur Überarbeitung der Feuerwehrsatzung entschieden hat. Die neue Satzung ist übrigens seit dem 1. Januar 2023 in Kraft.
Kommandant nennt Gründe
Die Stellenvermehrung begründet Bernd Roth in der Sitzung damit, dass sonst die festgelegten Schutzziele nicht eingehalten werden könnten. Innerhalb von 10 Minuten müssten zehn Einsatzkräfte vor Ort sein; innerhalb von 15 Minuten mindestens weitere neun Einsatzkräfte.
Diese Schutzziele könnten immer weniger durch die Ehrenamtlichen erfüllt werden. „Die Freiwilligen sind oft nicht in ausreichender Zahl verfügbar“, so Roth, auch nicht nachts oder an Wochenenden. Das Eintreffen werde darüber hinaus verzögert durch „Fahrradstraße, Sperrung von Bahnübergängen, Tempo 30, Parkplatzprobleme“.
„460 Alarmierungen pro Jahr ist für Ehrenamtliche zu viel“, wertet Bernd Roth, zumal es sich meist um Fehlalarme handle, was der Motivation nicht dienlich sei. Er befürchtet, dass diese Zahl durch die E-Call-Systeme (automatische Notrufabsetzung bei neuen Autos) noch steigen werde. Außerdem müssten die Ehrenamtlichen Brandsicherheitsdienste, beispielsweise im Stadttheater und Konzil, leisten.
Ehrenamtliche machen Arbeit
Zwar sei die Zahl der Ehrenamtlichen mit aktuell 268 Feuerwehrmännern und -frauen stabil, allerdings gebe es eine hohe Fluktuation. Und das bedeute einen großen Aufwand, den Bernd Roth wie folgt skizziert: Mehr Ausbildungsbedarf, erhöhter Verwaltungsaufwand, Ausstattungskosten etwa 3500 Euro pro Person. Ferner gestalte sich der Aufbau von Ausbildern, Lkw-Fahrern und Führungskräften schwierig.
Eine nachhaltige Entwicklung sieht Roth nicht wirklich gegeben, da die Verweildauer – er hält mindestens zehn Jahre für notwendig – kürzer sei. „Wir brauchen eine dauerhaft leistungsfähige freiwillige Wehr“, stellt Oberbürgermeister Uli Burchardt fest. Wichtig sei eine Balance, denn „wir brauchen ein verstärktes Hauptamt“. Aufgrund des Schichtdienstes würden schließlich für eine Funktion 4,5 Stellen benötigt.
Verwunderung über das negative Bild
Jan Welsch (SPD) – der Stadtrat ist auch Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Konstanz – wundert sich über die Ausführungen des Feuerwehrkommandanten: „Sie zeichnen ein relativ negatives Bild von den Problemen und Herausforderungen.“ Diese habe es schon immer gegeben. In den Fokus rücken sollte man eher, dass es sich beim Ehrenamt um eine „erfüllende Aufgabe“ handle.
Vielmehr bräuchten die Ehrenamtlichen entsprechende Arbeitgeber, die Verständnis aufbrächten und den Mitarbeiter dabei unterstützten. Für die Feuerwehr würde das bedeuten, dass die Freiwilligen während ihrer Arbeitszeit zu einem Einsatz ausrücken dürften. Was Jan Welsch aus Erfahrung berichtet: Es gebe kaum DRKler, die bei der Stadt oder deren Eigenbetriebe beschäftigt seien. „An der Uni sind sie leichter zu bekommen“, so Jan Welsch.

Dorothee Jacobs-Krahnen, der Zahlen und Argumente gefehlt hatten, wünscht sich, die Statistiken einmal im Jahr vorgelegt zu bekommen. „Vielleicht wäre es gut, wenn man auf 300 Ehrenamtliche kommt. Gerade wenn es mehr Alarmierungen gibt, wäre die Last auf breitere Schultern gestellt“, regt sie an. Was sie aber noch wissen will: „Eine halbe Stelle für Stellungnahmen fürs Bürgeramt?“
Diese Arbeitskraft bräuchte es wegen der Vielzahl an fachlichen Beurteilungen, beispielsweise bei Straßensperrungen, Baustellen, Prüfungen von Sicherheitskonzepten, begründet Bernd Roth. „300 Ehrenamtliche sind im Prinzip kein Problem.“ Würden aber in einem Jahr zu viele kommen, dann sei es schwierig, diese zu integrieren und auszubilden.