Mit Katastrophen kennt sich Silvia Baumann bestens aus. Dann schäumt sie vor Energie fast über. Das ist auch gut so. Baumann arbeitet für den Malteser Hilfsdienst Konstanz. „Wir sind auf Katastrophen gut vorbereitet“, sagt sie. Und eine Katastrophe sei es, was gerade in der Ukraine und an den Grenzen zu dem Land passiere. Deshalb will die Organisation vor Ort helfen. Ein Lkw mit 24 Tonnen Hilfsgütern aus Lebensmitteln, Hygieneartikel, Medikamenten und anderen notwendigen Dingen soll an die rumänisch-ukrainische Grenze fahren und die Not der Flüchtlinge dort lindern.

Die Idee dazu hatte Jörg Plischke. Er ist Speditionsleiter bei TLI Translog International in Singen. Zusammen mit seinem Kollegen Gerhard Haug dachten sie nach, wie man helfen könnte. „Wir haben Räder, wir können fahren“, bringt es Haug auf den Punkt. Aber mit welchem Inhalt? Da kommt Plischke die zündende Idee: In seiner Jugend hat er seinen Zivildienst bei den Maltesern gemacht. Die Organisationen in Konstanz und Singen könnten einen leeren Lkw mit Sachspenden füllen. Natürlich schlagen die Malteser bei diesem Angebot zu. Immerhin kostet so ein Transport zwischen 2500 und 4000 Euro.

Schnell finden sich Verbündete, unter anderem der SÜDKURIER. 2500 Euro spendet das Medienhaus an den Malteser Hilfsdienst. „Wir freuen uns sehr, dass der SÜDKURIER uns unterstützt. Von der Spende haben wir sofort medizinische Hilfsgüter gekauft“, sagt Silvia Baumann.

Eine andere Art von Hilfe bietet Olaf Anderlik von der Spedition Gaiser in Rielasingen-Worblingen an. Als bei ihm am Donnerstagabend das Telefon klingelt und er gefragt wird, ob er einen Lagerraum für die Sachspenden zur Verfügung stellt, zögert er keinen Moment. „Es geht hier nicht um Politik, sondern um Menschen. Wir wollen ihnen helfen“, begründet er sein Engagement. Auch die Spedition Holenstein bietet noch am gleichen Tag an, Sachspenden von Bürgern anzunehmen und zwischenzulagern, bis der Transporter für die 1300 Kilometer lange Reise gepackt werden kann.
Spenden für den 24-Tonner

Eineinhalb Tage wird die Fahrt dauern. Direkt in die Ukraine können die Fahrer des Hilfstransporters leider nicht fahren. Aber immerhin bis zur rumänisch-ukrainischen Grenze. Dort ist die Not groß. Das weiß Norbert Scheffler, Auslandsbeauftragter des Malteser Hilfsdienstes. Er war diese Woche in Satu Mare, einer rumänischen Stadt nahe der Grenze zur Ukraine. Dort betreiben die Malteser das Bildungszentrum St. Josef. „Es ist schwer zu ertragen, wie es den Flüchtlingen dort geht. Ich kämpfe jetzt noch mit den Tränen“, erzählt er am Telefon. Viele Menschen hätten alles zurückgelassen und nur einen Koffer dabei. „Es fehlt praktisch an allem“, sagt Scheffler. Das Bildungszentrum St. Josef sei momentan eher ein Umschlagsplatz für das Nötigste. „Aber die Vorräte gehen zur Neige. Die Helfer dort warten schon sehnsüchtig auf den Transport aus Deutschland“, erzählt er. Voraussichtlich Montagnacht wird der Transport wohl starten können. Bis dahin werden noch Sachspenden gesammelt.