Rückblick auf den Herbst 2021: Der Gaspreis stieg weltweit infolge der Pandemie und des gestiegenen Bedarfs. Folglich erhöhten auch die Stadtwerke Konstanz ihre Preise für Kunden um etwa sechs Prozent. Die jüngste Preis-Explosion bewegt sich in anderen Dimensionen und hat einen anderen Hintergrund: Der Ukraine-Krieg lässt die Rohstoff-Preise nach oben klettern, was wohl auch die Gas-Kunden der Stadtwerke zu spüren bekommen werden.

Das vorübergehende Aus der geplanten Gas-Pipeline Nord Stream 2, die Angst, dass der Kreml den Gashahn zudreht, ein möglicher Stopp russischer Energie-Importe, dazu die allgegenwärtige Inflation – die Gründe für die Preis-Explosion beim Erdgas seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind vielfältig.

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Anfang der Woche wurde eine Megawattstunde am niederländischen Handelspunkt TTF, einem der weltweit wichtigsten für Erdgas, zeitweise für 345 Euro gehandelt. Zum Vergleich: Vor genau einem Jahr lag der Preis bei 17 Euro. Mittlerweile hat sich der extreme Ausschlag nach oben wieder etwas relativiert, am Donnerstag lag der Wert jedoch immer noch bei 147 Euro. Diese enorme Preissteigerung werden wohl auch die Gas-Nutzer in Deutschland zu spüren bekommen.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass der Markt auch in Zukunft eine erhebliche Schwankung aufweisen wird. Dies wird auch davon abhängen, ob und wie der weitere Verlauf des Ukraine-Konflikts Gaslieferungen nach Europa beeinträchtigt“, teilen die Stadtwerke Konstanz mit.

Was bedeutet das für die Kunden?

Dass die Mehrkosten in der Beschaffung des Gases auf die Kunden umgeleitet werden, ist zwar noch nicht beschlossene Sache, jedoch ziemlich wahrscheinlich. „Die Höhe der Kostensteigerungen für die Kunden lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern, wir müssen aber aktuell davon ausgehen, dass es dazu kommen kann“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Christopher Pape auf SÜDKURIER-Nachfrage hin.

Stadtwerke-Pressesprecher Christopher Pape.
Stadtwerke-Pressesprecher Christopher Pape. | Bild: Stadtwerke Konstanz / Bjørn Jansen

Kunden, die eine vertraglich festgeschriebene Preisgarantie für Erdgas besitzen, sollen auf jeden Fall bis zum 30. September nicht von einer Preiserhöhung betroffen sein. Erst dann ist eine Anpassung möglich, die Stadtwerke wollen ihre Kunden darüber vorab schriftlich informieren.

Worüber sich die Kunden allerdings nach Einschätzung der Stadtwerke keine Sorgen machen müssen, sei die Gewährleistung der Energieversorgung. „Die Strom- und Gaslieferungen sind sicher“, so Pape. „Es gibt keine kurzfristigen Auswirkungen, da wir die erforderlichen Mengen über längere Zeiträume und stets im Voraus beschaffen.“ Das ist auch wichtig: Die in der Gaskugel der Stadtwerke gespeicherte Menge Gas ist nämlich im Vergleich zur importierten Menge verschwindend gering. Der Speicher reicht gerade einmal für drei Stunden Versorgung aller Kunden aus.

Kommt russisches Gas nach Konstanz?

Woher das importierte Gas stammt, können die Stadtwerke nicht entscheiden. Somit ist auch ein gezielter Boykott russischer Rohstoffe nicht möglich. „Auf die geografische Herkunft des Erdgases haben wir als Stadtwerke leider keinen Einfluss. Wir kaufen das Erdgas auf dem Handelsmarkt ein und nicht direkt von den einzelnen Gasproduzenten“, erklärt Pressesprecher Pape. Genau genommen sind es elf verschiedene Großhändler, welche Konstanz beliefern. Die Herkunft von deren Gas sei breit gestreut. Die drei großen Importeure für Deutschland sind Norwegen und die Niederlande aber eben auch Russland.

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Aber möchten die Stadtwerke russisches Gas boykottieren? Hierzu erklärt Pape: „Dies ist leider keine Frage des Wollens, sondern eine Frage der realistischen Bezugsmöglichkeiten sowie der Versorgungssicherheit. In der aktuellen Situation möchte sicherlich niemand Energie aus Russland beziehen. Die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energieimporten ist jedoch bekannt. Die Bundesregierung ist aktuell dabei, hierzu alternative Wege zu eruieren.“