Eine Familie steht an einem regnerischen Mittwochnachmittag vor dem Konzil in Konstanz und möchte in das Restaurant einkehren. Sie sind vorbereitet, ihre negativen Testergebnisse haben sie mitgebracht, die Kinder zeigen ihren Schülerausweis. Trotzdem muss der Mitarbeiter die Familie noch vor dem Restaurant abweisen, weil sie nur einen Antigen-Schnelltest vorweisen können. Die Familie wusste nichts davon, dass seit diesem Tag neue Corona-Regeln in Baden-Württemberg gelten. Eine Situation, die sich in den nächsten Tagen vor vielen Gastronomie- und Kulturbetrieben in der Konzilstadt abspielen dürfte.

Denn seit Mittwoch gilt im Südwesten die Warnstufe. Diese tritt in Kraft, wenn die Hospitalisierungsinzidenz – also die Anzahl derer, die aufgrund einer Covid-Infektion in ein Krankenhaus gebracht werden mussten – an fünf folgenden Tagen bei 8,0 oder höher liegt. Ein weiterer Grenzwert ist die Auslastung der Intensivbetten in den Krankenhäusern. Bereits am Freitag lag dieser Wert in Baden-Württemberg bei 276. Auch am Dienstag lag der Wert über der Grenze, sodass nun im ganzen Land automatisch die Warnstufe in Kraft tritt.

Die städtischen Kulturbetriebe reagierten schon vor der Warnstufe

Die Stadt Konstanz reagierte im Kulturbetrieb schon bevor die Warnstufe in Kraft trat. In einem Video der Stadtverwaltung kündigte Oberbürgermeister Uli Burchardt am Mittwoch, 27. Oktober, an, dass in allen kulturellen Einrichtungen ab dem 2. November die 2G-Regel gilt. Damit reagiert die Stadt weitgehender, als von der Warnstufe überhaupt verlangt wäre.

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Während Gäste des Rosgarten Museums also ohne Impf- oder Genesungsnachweis keinen Zutritt haben, gilt ein paar Schritte weiter im Rosgarten Café noch die 3G-Regelung. Durch die Warnstufe hat sich hier nichts geändert. Schon zuvor beschloss das Café, nicht auf 2G umzusteigen, wie Mitarbeiterin Manuela Böhler erklärt. Dass jetzt nur noch ungeimpfte Kunden mit einem PCR-Test Einlass haben, ändere kaum etwas. Denn: „Man muss sowieso kontrollieren“, so Böhler. Sowieso sei der Großteil der Gäste geimpft und diejenigen, die abgewiesen werden, würden sich meistens einsichtig zeigen.

„Man muss sowieso kontrollieren“, sagt Manuela Böhler, Mitarbeiterin des Rosgarten-Cafés.
„Man muss sowieso kontrollieren“, sagt Manuela Böhler, Mitarbeiterin des Rosgarten-Cafés. | Bild: Esteban Waid

Für die Gastronomen ändert sich wenig

Ähnliches sagen auch andere Gastronomen. „Wir bleiben bei 2G, weil wir so die Abstände nicht verändern müssen“, sagt Felix Maedel, Geschäftsführer der Brasserie Ignatz. Aber auch hier entschieden sich die Betreiber, nichts wegen dem Eintreten der Warnstufe zu verändern. Auch im Außenbereich dürfen in der Brasserie nur Geimpfte oder Genesene Platz nehmen. „Eine Teillösung für drinnen und draußen ist nicht umsetzbar“, so Maedel. Das 2G-Versprechen für die Gäste im Innenbereich würde so gebrochen, sobald ein nicht geimpfter Besucher beispielsweise das Bad benutzen möchte.

Wie Maedel weiter erklärt, würden viele Gäste gerade deshalb kommen, weil das Restaurant das 2G-Modell umsetzen würde. Negatives Feedback gebe es dazu nur wenig, gelegentlich habe man allerdings per Mail anonyme Briefe bekommen. Schlussendlich sei die Entscheidung zum 2G-Modell für den Gastronom aber eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Die Brasserie benötige den zusätzlichen Platz, den es durch die 2G-Regel füllen kann.

Fast alle Gäste sind geimpft

Das Bild, dass die Gastronomen wegen der Warnstufe nichts verändern, zieht sich auch im Voglhaus weiter. Hier herrscht weiterhin das angepasste 3G-Modell. Schon am Abend vorher habe das Café entsprechende Hinweise an den Türen angebracht, wie Pascal Bordat, Mitarbeiter des Voglhaus, erklärt. „Die meisten, die kommen, sind geimpft und diejenigen, die es nicht sind, haben ihre Dokumente“, so Bordat. Auch hier reagieren nur wenige Besucher verärgert, sollten sie abgewiesen werden.

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Nur ein paar Ecken weiter befindet sich das Café Pano an der Konstanzer Marktstätte. Hier können sich Gäste direkt nebenan in einer Teststation testen lassen – sowohl PCR-, als auch Schnelltests, werden angeboten. Die Frage bleibt aber, ob dieses Angebot noch weiter genutzt wird, solange die Warnstufe gilt. „Wir probieren es noch aus“, sagt Idris Elsenussi, Geschäftsführer des Cafés. Er bezweifle aber, dass jemand für einen Kaffee extra einen teuren PCR-Test machen wird.

Beim Café Pano an der Markstätten werden weiterhin Tests angeboten.
Beim Café Pano an der Markstätten werden weiterhin Tests angeboten. | Bild: Esteban Waid

Die Sorgen bei den Gastronomen bleiben

Auch wenn sich auf den ersten Blick nicht viel verändert, die Sorgen der Gastronomen würden bleiben, wie Ines Kleiner, Geschäftsführerin der Dehoga-Konstanz, dem Hotel- und Gaststättenverband, erklärt. „Diejenigen, die 2G haben, werden das so lassen“, so Kleiner. Aber die große Sorge der Gastronomen sei das Weihnachtsgeschäft. Man wisse nicht, wie beispielsweise Firmen bei Betriebsfeiern reagieren werden, wenn einzelne Mitarbeiter nun PCR-Tests vorweisen müssen. Mögliche Weihnachtsfeiern könnten dadurch ausbleiben.

Die meisten Fragen seitens der Betreiber gebe es aber aus der Beherbergungsbranche, so Kleiner. Hier gilt die PCR-Pflicht für Ungeimpfte nicht. Ein Antigentest für eine Hotelübernachtung reicht hier aus, und auch die Bewirtung der Hotelgäste sei weiter möglich und stellt damit eine Ausnahme dar.

Der Außenbereich spiele unter den Gastronomen weiterhin kaum eine Rolle. Das bestätigt auch Kleiner. Gerade an einem regnerischen Tag wie es am Mittwoch der Fall war, bleiben die Stühle leer. Auch wenn man hier mit einem günstigeren Antigentest sitzen könnte – zumindest bei den Lokalen, die das 3G-Modell anbieten. Am Ende kommt es hier auf das Wetter an.