So viel Realpolitik ist selten. Was von den Räten zu den Kita-Gebühren gesagt wurde, trifft erstens bei der globalen Einordnung durch Stadtrat Simon Pschorr den Kern der Sache. In Bund und Land werden bei Bildung und Chancengleichheit gern Fensterreden gehalten, an der kommunalen Basis fehlt dafür aber das Geld. Also machen die Stadträte zweitens das genau Richtige. Denn natürlich steht ihnen der Verzicht auf eine Gebührenerhöhung frei, und wenn sie wollten, könnten sie den Familien die Abgabe sogar komplett erlassen.

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Aber Realpolitik sieht anders aus. Die Stadt braucht das Geld, weshalb man sich (anders als zum Beispiel im permanent klammen Berlin) nicht an den hehren politischen Absichten orientiert. Stattdessen wird verglichen, was von den Familien im Landesdurchschnitt verlangt wird, und da schneidet Konstanz auch nach der geplanten Erhöhung noch gut ab.

Das Ganze bleibt dennoch ungerecht, und Bürgermeister Andreas Osner hat einmal mehr die Traute, dies exakt so auch zu benennen. Einzig eine Ansage fehlt. Sie lautet: Kinder kosten. Kinder gehen hierzulande zulasten der Chancengleichheit. Und wer Kinder hat, muss bei einer beruflichen Veränderung die Kosten der Kinderbetreuung mit bedenken. Das alles sind keine Argumente gegen Kinder. Aber es ist ein gutes Mittel bei der Beurteilung von Fensterreden.