Wer bei der Impfung dabei sein möchte, muss getestet werden – egal, ob Landrat, Oberbürgermeister oder Journalist.
Rund eine halbe Stunde, bevor die Pforten der großen Aula der Caritas-Pflegeeinrichtung Marienhaus geöffnet werden, bittet Natalie Denik in einen anderen Raum, um dort Politiker und Medienvertreter auf das Virus zu testen, das seit Monaten Deutschland im Griff hat und gegen das es seit einigen Wochen einen Impfstoff gibt. Mittlerweile ist der endlich auch in Konstanz angekommen.

Nach 20 Minuten sind die Ergebnisse da – durchweg negativ. „Das ist doch schon mal beruhigend“, sagt Caritas-Geschäftsführer Andreas Hoffmann.

In der Aula, der Begegnungsstätte des Marienhauses, hat sich das mobile Impfteam aus Freiburg medizinisch eingerichtet. Krankenschwester Petra Wiehler richtet die Spritzen her, Medizinstudenten der Uni Freiburg erledigen die Formalien. „Unsere Mitarbeiter haben fantastische Vorarbeit geleistet, damit die Aktion überhaupt durchgeführt werden konnte“, sagt Caritas-Geschäftsführer Andreas Hoffmann.

„Wichtig ist uns, dass die eigentlichen Impfungen von Ärzten vor Ort durchgeführt werden, da hier ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen vorherrscht“, erklärt Petra Wiehler, die in dieser Woche Urlaub hat und in dieser Zeit mit dem mobilen Team unterwegs ist.

Das hat sie gemeinsam mit Allgemeinmediziner Stephan Scholtes, dessen Praxis sich unweit vom Marienhaus befindet. Auch er hat derzeit eigentlich frei, geplant war ursprünglich ein Skiurlaub. „Im Leben kommt es oft anders als man denkt“, sagt er lächelnd. „Das hier ist für mich selbstverständlich.“
Auf dem Hocker hinter der kleinen, beweglichen Trennwand sitzt bereits Gertrud Lang. Sie wartet auf ihre Impfung. „Natürlich möchte ich geimpft werden“, sagt sie und lächelt ebenfalls. „Das sollte jeder machen, damit der Spuk irgendwann ein Ende hat.“
Stephan Scholtes klärt die 92-Jährige über Risiken und Nebenwirkungen auf. Dabei geht er sehr einfühlsam und sensibel vor. Heimbewohnerin und Arzt kennen und vertrauen sich und scherzen miteinander. „So viele junge, gutaussehende Menschen“, sagt Gertrud Lang und schaut in die Runde.
„Das war jetzt alles?“
Landrat Zeno Danner, Oberbürgermeister Uli Burchardt, Caritas-Geschäftsführer Andreas Hoffmann, Ärztin Petra Zantl sowie Wohnbereichsleiterin Carina Schlenker, die später ebenfalls geimpft werden sollte, verfolgen das Szenario. Nach wenigen Augenblicken ist es vorbei. „Das war jetzt alles?“, fragt Gertrud Lang. Gelächter in der Aula. „Das kann doch nicht alles gewesen sein.“

Carina Schlenker bringt der Seniorin den Rollator. „Ich hoffe, dass sich noch ganz, ganz viele Menschen impfen lassen“, erzählt die Bewohnerin. Eine ihrer Töchter wohnt in Schottland. „Wegen Corona haben wir uns lange nicht mehr gesehen“, sagt die 92-Jährige, die vor rund einem Jahr ihre eigene Wohnung in der Brüelstraße verlassen hat, um ins Marienhaus zu ziehen. Die andere Tochter ist nach wie vor in Konstanz beheimatet. „Ich habe viel Kontakt zu meiner Familie.“

Carina Schlenker und Andreas Hoffmann berichten, dass sich nicht alle Mitarbeiter der Pflegeheime impfen lassen wollen. „Heute konnten wir aber alle 160 Willigen impfen“, so der Geschäftsführer. „Nächste Woche Freitag geht es mit dem nächsten Pflegeheim in Landkreis weiter“, erklärt Landrat Zeno Danner. Noch steht nicht fest in welchem. Das Kreis-Impfzentrum Singen darf aufgrund bereits ausgemachter Termine am 15. Januar öffnen und nicht wie die übrigen 49 Kreis-Impfzentren im Land erst am 22. Januar.
Der Impfschutz besteht acht Monate nach der zweiten Impfung, die drei Wochen nach der ersten durchgeführt wird. „Dann sehen wir uns ja Ende Januar wieder“, sagt Gertraud Lang lächelnd geht zufrieden zurück auf ihr Zimmer.