Bange Blicke nach Berlin: Am Dienstagnachmittag verfolgten auch zahlreiche Konstanzer Unternehmer, Gastronomen, Eltern, Lehrer, Direktoren und Schüler das Geschehen in der Bundeshauptstadt. Wie würde es weitergehen mit dem Lockdown?

Abholservice ab Montag erlaubt

Als erstes sickerte am frühen Nachmittag durch: Der Handel darf ab Montag, 11. Januar, den sogenannten Click&Collect-Service anbieten, also einen Abholservice. Kunden können im Internet oder übers Telefon Produkte oder Waren aussuchen, bestellen und dann zu einem bestimmten Termin im Geschäft abholen. Dies wurde im Dezember noch untersagt, da Warteschlangen vor den Geschäften befürchtet wurden.

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Peter Kolb vom Sporthaus Gruner, der seit 45 Jahren im Einzelhandel tätig ist und sich seit Jahren für die Belange der gesamten Branche einsetzt, hält diese Lösung für nicht optimal. „Für ein Geschäft mit einem begrenzten Sortiment ist das sicherlich eine Möglichkeit, Kundenservice zu betreiben“, sagt er. „Aber für ein Unternehmen wie unseres mit 50 Mitarbeitern und mehreren 100.000 Produkten pro Jahr ist das nicht abbildbar.“

Peter Kolb.
Peter Kolb. | Bild: Schuler, Andreas

Seine Mitarbeiter würden die Kunden professionell beraten und informieren, das sei über Telefon oder übers Internet nicht möglich, „denn wie soll der Kunde, der sonst im Schnitt fünf bis zehn Paar Schuhe anprobiert, bevor er sich entscheidet, das denn machen? Das ist absolut unmöglich“.

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Jürgen Kaz, Direktor des Humboldt-Gymnasiums und geschäftsführender Leiter der Konstanzer Gymnasien, war und ist auf alles vorbereitet. „Wir wurden ja bereits vor Beginn der Weihnachtsferien vom Ministerium informiert, dass uns eine Verlängerung des Lockdowns erwarten könnte“, sagt er.

Jürgen Kaz.
Jürgen Kaz. | Bild: Oliver Hanser

Außerdem sei die Situation nicht zu vergleichen mit der im Juni. „Wir sind heute gelassener, besser vorbereitet und erfahrener“, berichtet er. „Schulintern sind in Konstanz enorme Vorbereitungen getroffen worden.“ Er könne zwar im Detail nur für seine Schule sprechen, „aber ich weiß, dass auch die Kollegen das Kollegium geschult haben, damit alle auf ein eventuelles Homeschooling vorbereitet sind“.

Hoffnung auf Beschulung der Jüngsten

Er hofft aus pädagogischen und psychosozialen Gründen, dass die fünften und sechsten Klassen im rollierenden System frontal beschult werden dürfen. „Das wären dann kleinere Gruppen und von daher gut umsetzbar“, sagt er. Unrealistisch sei dies in seinen Augen für die Stufen sieben bis zehn, „denn das sind teilweise Verbünde von 30 oder mehr Schülern und das würde zu einem Massenauflauf führen, was wir im Moment nicht gebrauchen können“.

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Die Kursstufen elf und zwölf müssten das Halbjahr eigentlich bis zum 31. Januar beendet haben – und zwar landesweit aufgrund des einheitlichen Zentral-Abiturs. „Es gibt allerdings auch Lösungen, dass wir das verzögern können“, erklärt Jürgen Kaz.

Jürgen Kaz: „Auf Kante genäht“

Spätestens am Donnerstag wird er eine Teamsitzung mit dem Kollegium abhalten, um das weitere Vorgehen zu besprechen und die Eltern zu informieren. „Das ist natürlich auf Kante genäht“, sagt er. „Aber es ist ja noch nichts Konkretes beschlossen und wir müssen das Schreiben vom Ministerium abwarten. Immerhin wurde uns versprochen, dass wir es zeitnah erhalten.“

Für Johanna Vogt ist die vermeintliche Entscheidung, die Schulen grundsätzlich geschlossen zu halten, „absolut vernünftig“. Doch die Vorsitzende des Gesamtelternbeirates würde es als „Armutszeugnis bezeichnen, wenn kein Homeschooling stattfinden würde. Denn das würde ja bedeuten, dass die Kinder erneut zuhause herumsitzen müssten – und das bis kurz vor den Fasnachtsferien“.

Johanna Vogt.
Johanna Vogt. | Bild: SK