Fünf Kandidaten der im baden-württembergischen Landtag vertretenen Parteien saßen vor kurzem auf der Bühne des Konstanzer Stadttheaters und stellten sich den Fragen des Moderatoren-Duos Eva Marie Stegmann und Torsten Lucht. Hier geht es zum kompletten Video der SÜDKURIER-Wahlarena auf SK on Air.
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Es kam eine spannende Diskussion zustande – über die Themen, die den Menschen unter den Nägeln brennen: Corona, Bildung, Kinderbetreuung, Wirtschaft oder Kultur. Wie haben sie sich geschlagen? Bei welchen Themen konnten sie punkten, wann ließen sie Federn?
Jürgen Keck (FDP)
- Hier war er stark: Der 59-Jährige ist ein Polit-Profi, er hat das Geschäft von der Pike auf gelernt: Ortschaftsrat Böhringen, Gemeinderat Radolfzell, Kreisrat Landkreis, Landtagsabgeordneter. Seine große Erfahrung spricht aus jeder Faser seines Körpers, wenn er auf der Bühne oder auf dem Wochenmarkt seine Standpunkte vertritt. Er hat auf alles eine nachvollziehbare Antwort, mit seinem ausgeprägten Dialekt und seinem trockenen Humor wirkt er wie ein Mann des Volkes, dem man gerne zuhört.
- Hier kann er zulegen: Er wirkt ein wenig mürrisch, wenn das Thema unangenehm wird. Die Frage, ob die AfD ein Fall für den Verfassungsschutz sei, bezeichnete er als blöde Frage. Seine Replik: „Wenn ich den Verfassungsschutz kennen würde, wäre es kein Verfassungsschutz.“ Und doch stimmte er zu.
Nese Erikli (Die Grünen)
- Hier war sie stark: Sie versucht, sich als realistische Politikerin zu geben, die nichts versprechen möchte, was sie hinterher nicht einhalten kann. Mittlerweile ist sie auch eine sehr gute und charmante Rednerin, hat sich auf diesem Gebiet enorm entwickelt. Als alleinerziehende Mutter aus einer, wie sie selbst sagt, bildungsfernen Familie verkörpert sie eine Kämpferin, die sich auch von widrigen Umständen nicht entmutigen lässt.
- Hier kann sie zulegen: Insgesamt wirkt sie ein wenig zu lieb – auch wenn sie Thorsten Otterbach und die AfD ordentlich attackierte. Bei der Fragerunde, in der die Kandidaten mit ihren Karten Fragen jeweils zustimmen oder ablehnen mussten, wirkte sie hier und da unentschlossen.
Levin Eisenmann (CDU)
- Hier war er stark: Der junge Mann im schicken Anzug, der sein Studium selbst finanziert mit der Arbeit auf einem Obsthof – eloquent, attraktiv und zielstrebig. Er hat eine große Partei im Rücken. Eine Partei, die jedoch überaltert daher kommt. Darin liegt die Chance des Levin Eisenmann, der im Wahlkampf sehr viel unterwegs ist und viel Zeit investiert. Er attackiert gerne, tut dies scheinbar gelassen und ohne Aufregung.
- Hier kann er zulegen: Er wirkt insgesamt noch ein wenig schüchtern, wird aber zweifelsohne dazu lernen. Das muss er auch, wenn er ins politische Rampenlicht möchte. Ein wenig mehr Emotionen würden ihm gut tun. Seine Attacken wirken noch zu sehr einstudiert.
Petra Rietzler (SPD)
- Hier war sie stark: Sie setzt auf ihre große Erfahrung als führende Vertreterin des Elternbeirats – sowohl auf kommunaler Ebene als auch im Land. Wer in dieser Funktion sowieso schon regelmäßig und seit Jahren mit Schülern, Lehrern, Eltern und Politikern zu tun hat, dem glaubt man auch, wenn es um das Thema Bildung geht. Sie hat in diesem Bereich das Ohr seit Jahren am Puls der Zeit. Wenn sie ihr Wissen ausspielen kann, attackiert sie die Konkurrenten gerne und direkt.
- Hier kann sie zulegen: Noch ist sie nicht die beste Rednerin, ihre durchaus fundierten Erklärungen kommen zuweilen noch recht unsicher daher. Vielleicht hat sie noch zu sehr ihr Herz auf der Zunge: Als sie nach längerem Zögern für Winfried Kretschmann als neuen, alten Ministerpräsidenten plädierte, verriet sie: „Ich musste strategisch denken.“
Thorsten Otterbach (AfD)
- Hier war er stark: Er macht das, was in seiner Partei Programm ist, wirklich gut: Er polarisiert mit seinen Aussagen, stellt Behauptungen in den Raum, die auf die Schnelle nicht überprüfbar sind. So preist er Israel für seine hohe Impfquote – verschweigt aber, dass das Land seinen Impfstoff auch mit der Lieferung medizinischer Daten seiner Einwohner an die Pharmaindustrie bezahlt hat. Man kann sich vorstellen, wie groß der Aufschrei vonseiten der AfD gewesen wäre, wenn die EU dies ebenfalls so gehandhabt hätte.
- Hier kann er zulegen: Thorsten Otterbach zieht sich gerne in den AfD-Schmollwinkel zurück, fühlt sich und seine Partei falsch verstanden. Schuld sind sowieso die Medien. Dann wirkt er wie ein beleidigter Junge, dem man die Holzklötze weggenommen hat. Hier und da widersprach er sich selbst.