Die Anzeichen verdichten sich: Kerstin Krieglstein will die Universität Konstanz verlassen und Rektorin in Freiburg werden. Nach SÜDKURIER-Informationen ist sie die einzige Kandidatin, die auf der Vorschlagsliste der Findungskommission der Albert-Ludwigs-Universität steht und dem Wissenschaftsministerium des Landes vorgeschlagen wurde.

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Die 56-Jährige soll ferner für eine mögliche Wahl am 27. Mai bereits ihr Einverständnis gegeben haben. Auch soll die Vorsitzende des Hochschulrats der Uni Konstanz mit ihr über die Regelung bis zum Beginn der Amtszeit in Freiburg im Oktober gesprochen haben.

Offenbar geteiltes Echo über ihre Kandidatur in Freiburg

Sicher ist Kerstin Krieglstein die Nachfolge von Hans-Jochen Schiewer noch nicht. Hochschulrat und -senat müssen dem Vorschlag mit einer Ein-Personen-Liste nicht folgen. Dem Vernehmen nach ist das Echo in Freiburg geteilt. Während einige Krieglsteins mögliche Rückkehr befürworten, gibt es andererseits kritische Stimmen zur fehlenden echten Wahl angesichts der Einer-Liste.

Die Pressestelle der Uni Freiburg bleibt auf Anfrage zugeknöpft: Dem Ministerium seien gemäß Gesetz „bis zu drei Personen“ vorgeschlagen worden, Auskünfte zur genauen Anzahl würden aus „Vertraulichkeit der Gremienarbeit“ nicht erteilt.

Kritik: Fehlende Wertschätzung, unbeantwortete E-Mails

Reaktionen aus Konstanz lassen darauf schließen: Ein nicht geringer Teil der Lehrenden würde einen vorzeitigen Abschied von Kerstin Krieglstein begrüßen. Ein langjähriger Lehrstuhlinhaber berichtet im Gespräch von „atmosphärischen Störungen und fehlender Wertschätzung“ mit der seit 2018 amtierenden Rektorin. Auf persönliche Termine müsse lange gewartet werden. „E-Mails und andere Anfragen an die Universitätsspitze bleiben oft wochenlang oder vollständig unbeantwortet“, auch in wichtigen Angelegenheiten.

„Wohin soll die Reise gehen in den nächsten Jahrzehnten?“

Krieglstein lasse zudem keinen Gestaltungswillen erkennen. „Wohin soll die Reise gehen in den nächsten Jahrzehnten und welche Schwerpunkte will die Universität legen?“, kritisiert dieser Professor. Es würde stets nur auf fehlende Mittel hingewiesen. Die Folge: Wegen unklarer Perspektiven würden Mitarbeiter die Uni Konstanz verlassen.

Weil ihm bei einer Namensnennung persönliche und berufliche Nachteile drohen, schützt die Redaktion die Identität dieses Lehrstuhlinhabers bis zur Wahl. Danach will sich dieser auch öffentlich äußern – unabhängig des Ausgangs. Denn eine Rückkehr zum Status quo könne es nicht geben: „Die vergangenen beiden Jahre müssen aufgearbeitet werden,“ erklärt der Professor.

Kerstin Krieglstein reagiert auf Kritik

Kerstin Krieglstein teilt auf Anfrage mit: „An Spekulationen bezüglich meines Führungsstils möchte ich mich nicht beteiligen.“ Sie habe nach der Berichterstattung des SÜDKURIER im Gegenteil „viele positiven Rückmeldungen zu meiner Person“ erhalten. Dem habe sie „nichts hinzuzufügen“.

Derjenige, der sich hier gegen sie stellt, gibt zu Bedenken: Er sei nach der Wahl Kerstin Krieglstein gegenüber sehr positiv gestimmt gewesen. Dies war damals kein Konsens. So galt ihr Mitbewerber, der Konstanzer Biologe Martin Scheffner, beim mit Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden besetzten Senat als Favorit für die Nachfolge von Ulrich Rüdiger. Der mit externen Fachleuten besetzte Hochschulrat soll sich mit Kerstin Krieglstein durchgesetzt haben.

Gewählt wurde die vorherige Dekanin der medizinischen Fakultät der Uni Freiburg im dritten Wahlgang. Als einzige Kandidatin für die Rektorenstelle in Freiburg dürfte die Entscheidung in knapp drei Wochen wohl schneller fallen – in die eine oder andere Richtung.