Verlässt Kerstin Krieglstein die Universität Konstanz frühzeitig und wechselt zurück nach Freiburg? Die Frage könnte bereits beantwortet sein – ohne die derzeitige Ausnahmesituation. Denn an der dortigen Albert-Ludwigs-Universität sollte am 29. April ein neuer Rektor gewählt werden – oder eben eine Rektorin. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Termin auf voraussichtlich Ende Mai verschoben.
Nach übereinstimmenden SÜDKURIER-Informationen aus Kreisen beider Hochschulen gilt die aktuelle Leiterin der Uni Konstanz als eine der Favoritinnen für die ab Oktober freiwerdende Stelle. Ein Grund: In Freiburg kennt man Kerstin Krieglstein bestens. 2007 trat sie eine Professur für Anatomie an, war später Dekanin der medizinischen Fakultät, ehe sie im August 2018 das Rektorat der Uni Konstanz übernahm.
Was sagt die Uni-Rektorin zu einer Rückkehr nach Freiburg?
Auf Anfrage erklärt Krieglstein: „Es gibt für mich derzeit keinen Grund, die Universität Konstanz zu verlassen.“ Sie fühle sich sehr wohl, räumt aber ein: „Angebote für Führungspositionen bei anderen Einrichtungen habe ich seit meinem Amtsantritt in Konstanz immer wieder erhalten.“ Diese Anfragen oblägen jedoch der Vertraulichkeit.
Findungskommission in Freiburg hat finale Kandidaten bereits ausgewählt
Auf diese beruft sich auch die zuständige Findungskommission der Albert-Ludwigs-Universität. Deren Vorsitzender Andreas Barner sagte zuletzt: „15 Bewerberinnen und Bewerber haben bis zum Ablauf der Frist ihre Unterlagen eingereicht.“ Daraufhin unterbreitete diese Kommission, bestehend aus Mitglieder des Hochschulrats und -senats, dem Landeswissenschaftsministerium laut Pressestelle der Uni Freiburg einen Wahlvorschlag.
Gemäß Gesetz darf dieser bis zu drei Personen berücksichtigen. Ob sich Kerstin Krieglstein tatsächlich darunter befindet und sich der Flurfunk der beiden Hochschulen bestätigt, sie stehe gar auf der Liste ganz oben, werde aus Gründen der „Vertraulichkeit der Gremienarbeit“ nicht beantwortet, teilt ein Freiburger Uni-Sprecher mit.
Wie werden die Gerüchte an der Uni Konstanz aufgenommen?
An der Uni Konstanz jedenfalls rumort es. Unter den Professoren – so teilen es mehrere von ihnen der Redaktion mit – sei es inzwischen ein „offenes Geheimnis“, dass Krieglstein als Favoritin in Freiburg gelte. Der Unmut entzündet sich einerseits am Zeitpunkt des möglichen Abgangs deutlich vor Ablauf der Amtszeit. Es wäre die kürzeste seit der von 1974 bis 1976 währenden Rektoratszeit von Frieder Naschold.
Anderseits bringe die Ungewissheit um die Zukunft der Uni-Leitung zusätzliche Unruhe in die durch Corona ohnehin herrschende Aufgeregtheit. Kritisiert wird auch der Führungsstil von Kerstin Krieglstein. Zu ruppig und unnötig hart im Ton gehe die 56-Jährige mit den Lehrenden um. „Ihre Kommunikation ist von oben herab und teils auch ehrabschneidend“, erklärt einer von ihnen gegenüber der Redaktion. Die Rektorin selbst will sich telefonisch wie schriftlich nicht weiter zum Thema äußern.