Weiße Alpen: Der Schnee verdeckt die Klimaprobleme
Klimawandel beendet? In den Schweizer Alpen liegt so viel Schnee wie selten. Er versperrt die Sicht darauf, was am Säntis und am Montafon wirklich vor sich geht.
Winterwunderland? Auf dem Säntis und in den Schweizer Alpen liegt diesen Januar viel Schnee.
| Bild: Robert Hahn Bauer
Vom Bodensee aus sieht man ihn schon aus der Ferne: Der Säntis, der höchste Berg im Alpstein, ist weiß wie ein Zuckerhut bedeckt. Eine romantische Winterwunderwelt wie im Märchen, frohlockt es pathetisch in manchem Tourismusführer.
Der Blick in die Daten erzählt eine andere Geschichte. Das Schneemärchen auf dem Säntis und in den Alpen könnte in Zukunft auserzählt sein. Auch wenn es derzeit nicht so wirkt.
Wetter ist nicht Klima
„Wo ist das Problem?“, wird sich der ein oder andere fragen, der Schnee ist schließlich dort, wo er hingehört: auf den Berggipfeln.
Die Schneestationen in den Alpen erheben aber nur Wetterdaten. Wetter ist unbeständig, es folgt keinen strikten Regeln und schwankt ständig. Wer wissen will, wie es wirklich um die Schneebestände in den Alpen bestellt ist, muss sich lange Zeiträume ansehen. Klimaforscher errechnen aus solchen Langzeitdaten Trends und Mittelwerte.
Die Schneedecke lässt nach
So wie die Mitarbeiter des europäischen Forschungsprojekts „Alpine Drought Observatory“ (ADO), das sich der Dürresituation im Alpenraum widmet. Die Wissenschaftler messen unter anderem die Schneedecke in den Alpen. Um einschätzen zu können, ob viel oder wenig Schnee liegt, vergleichen sie die Schneemenge mit dem Zeitraum von 1981 bis 2020.
Die Messungen sind in der Karte dargestellt. Je kräftiger das Rot, desto weniger Schnee. Dunkles Blau steht für mehr Schnee als im Vergleichszeitraum. Scrollen Sie sich durch die Zeit zurück.
Die Animation macht deutlich: Nach 2013 sind Jahre, in denen großflächig viel Schnee liegt, selten. Insofern sind die aktuellen Schneehöhen eher die Ausnahme als die Regel — und die Tourismusführer brauchen vielleicht bald eine neue Erzählung, um die Menschen an den Säntis zu locken.