Der Bahnhofplatz ist noch nicht einmal fertig umgestaltet, schon hagelt es Kritik. Von einer Betonwüste in der Klimanotstandsstadt Konstanz ist da die Rede. Und die Forderung nach einer entsiegelten Fläche wird laut. Ja, in Konstanz müssen viel mehr Flächen entsiegelt werden, das steht außer Frage. Doch der Bahnhofplatz als Dreh- und Angelpunkt des innerstädtischen Busverkehrs ist dafür absolut nicht geeignet.
Die Zeit der Pferdekutschen ist längst vorbei. Heute wiegt ein voll besetzter Gelenkbus rund 30 Tonnen. Der Untergrund muss entsprechend aufgebaut sein, um nicht nur diese Last tragen, sondern auch dem Schub beim Anfahren Stand halten zu können.
Beton ist in diesem Fall, wie Fachleute attestieren, der geeignete Baustoff. Er ist robust und lange haltbar. Genau aus diesem Grund werden in Konstanz alle Bushaltestellen nach und nach auf Beton umgestellt, denn Asphalt ist bereits nach relativ kurzer Zeit schadhaft.
Bäume brauchen Zeit zum Wachsen
Ja, der baumlose, zubetonierte Platz zwischen Fürstenpavillon und Bahnhofsgebäude sieht etwas trist aus, auch wenn hier noch Schirme und Sitzmöbel kommen werden. Die Planer der Stadt hätten hier – ebenso wie direkt vor dem Bahnhofsgebäude – gerne mehr Grün gehabt. Aber die Bahn als Grundstückseigner hat das Sagen und andere Wünsche. Das kann man bedauern, ändern leider nicht.
Auch die noch jungen Bäume werden von einigen Konstanzern als mickrig bezeichnet. Geduld, liebe Leute! Sie wurden erst gerade gepflanzt und brauchen Zeit, um zu wachsen und zu gedeihen. Als Ende der 1980er Jahre die alten Bäume auf der Laube einem Kahlschlag zum Opfer fielen, wer hätte da gedacht, dass es nicht ewig dauern würde, bis die Jungbäume sich zu einer prächtigen Allee auswachsen würden?
Wir müssen uns selbst gegenüber ehrlich sein. Vor der großen Baumaßnahme am Bahnhofplatz gab es etliche Bäume, aber bei ihnen handelte es sich doch mehr oder weniger um – wie man auf seealemannisch sagt – Krinkele. Als Schattenspender taugten sie nicht.
Natürlich würden wir uns alle viel mehr prachtvolle Großbäume an dieser Stelle wünschen. Aber: Es gibt ein unterirdisches Leitungsnetz, Zufahrten und Rettungswege müssen auch noch freigehalten werden. Da sind die Möglichkeiten beschränkt und die Spanne zwischen Wunsch und Wirklichkeit ziemlich groß.
Der neue Platz bringt Vorteile
Insgesamt können wir Konstanzer doch froh sein, dass das Ewigprovisorium, das einigen noch als ungeliebte Rumpelpiste in Erinnerung ist, endlich der Vergangenheit angehört. Wie viele Jahre hatten wir gemahnt, dass den Versprechungen endlich Taten folgen sollten? Warten wir doch erst einmal ab, bis der Bahnhofplatz komplett umgestaltet ist und genutzt wird.
Spätestens wenn Reisende mit Rollkoffern ungehindert – ohne einen Schlenker um jede tiefe Pfütze machen zu müssen – zum Bahnhof gelangen, Menschen mit Behinderungen die Barrierefreiheit erleben und fast alle Buslinien wieder den Bahnhof anfahren, werden sicherlich die Vorteile des neuen Bahnhofplatzes offenkundig und danach auch geschätzt werden.