„Bauen unter Last ist schon brutal“, stellt Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf fest und blickt dabei auf eine spektakuläre Szene auf dem Bahnhofplatz. Ein Tankfahrzeug will in die schmale Zufahrt zwischen Ladenzeile und Bäckerei einfahren. Direkt nebenan klafft ein großes Loch im Boden. Die Bauarbeiter sind behilflich und lotsen den Fahrer. „Hätte er nicht am Montag kommen können“ seufzt Peter Martin vom Tiefbauamt.
Warum am Montag? „In einer Nacht- und Nebelaktion“ wurde von Montag auf Dienstag an dieser Stelle der Gehweg aufgerissen, um an die in der Erde befindlichen Leitungen zu kommen, schildert Peter Martin. Wenige Stunden zuvor hätte das Tankfahrzeug problemlos einfahren können. Jetzt muss aber erst einmal ein Bagger wegfahren, um die Anlieferung möglich zu machen.
Das ist eine typische Szene, wie sie immer wieder auf dieser Großbaustelle vorkommt. Anlieferung sei immer ein großes Thema, aber Lösungen für derartige Herausforderungen würden immer gefunden, so Kopf.

Da klafft ein großes Loch
Die Ladenzeile und die Bäckerei mussten an die neuen Gas- und Wasserleitungen angeschlossen werden, schildert Peter Martin, denn die alten Leitungen würden nun gekappt. Die Bauarbeiter sind jetzt mit dem fünften Bauabschnitt zugange, dem Teilstück zwischen Dammgasse und Marktstätte, das Richtung Innenstadt gewandt ist.

Möglicherweise noch in diesem Jahr könnte dieses Teilstück betoniert werden. Peter Martin ist vorsichtig mit seiner Ankündigung, denn es komme auf das Wetter an. Wenn es kalt und nass sei, könne nicht betoniert werden.
Dies ginge auch nur in einem Rutsch: „Ein Tag vorbereiten, ein Tag einbauen, ein Tag schleifen“, skizziert er das Vorgehen. Das Problem: „Ein Regentag, dann müssen wir alles um eine ganze Woche verschieben“, sagt er und fügt an: „Das war schon zweimal der Fall.“
Der Beton müsse dann noch aushärten, erläutert Uwe Kopf. „Das dauert vier Wochen, bis man drüberfahren kann.“ Die Fachleute rechnen damit, dass dies im Januar 2025 der Fall sein werde. Dann werde der Verkehr auf der Richtung Innenstadt gewandten Fahrspur fließen, während die Bauarbeiten auf der parallel zu den Bahngleisen gelegenen Fahrspur aufgenommen würden.
Nicht nur Beton, auch Bäume
Auch Bäume, etwa 30 an der Zahl, sind auf dem Bahnhofplatz vorgesehen. „Es ist ein extremer Standort“, stellt Anja Gabor vom Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) fest und erläutert: „Ein versiegelter Platz, wo es im Sommer heiß wird und sich die Hitze staut.“ Da reiche es nicht aus, klimaresiliente Baumarten zu wählen, vielmehr müssten auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Bäume eine Überlebens-Chance haben.

Die Pflanzquartiere auf dem Bahnhofplatz sind entsprechend aufwendig. „Baumrigolen nach Stockholmer Modell mit Dachwassereinleitung. Das ist die neueste Bauweise, die das erste Mal in Konstanz gemacht wird“, so Gabor.
Die Pflanzquartiere sehen oberflächlich klein aus, doch der Augenschein täuscht, denn für das Wurzelwerk der Bäume gibt es viel Platz im Erdreich. Außerdem gibt es im Betonboden Schlitze, die später angesät werden, und zwar mit Thymian, weiteren Kräuter und Gräsern, beschreibt Anja Gabor.
Magnolien, Sumpfeichen und Thymian
Die ersten 14 Bäume würden Ende November/Anfang Dezember gepflanzt, kündigt Anja Gabor an. Sumpfeiche und japanische Schnurbäume zählten zu den großen Einzelbäumen, während Magnolien in Gruppen gepflanzt würden. Zudem gebe es Blauglockenbäume „mit riesig großen Blättern“, so Gabor.
Die Bäume würden zusätzlich unterpflanzt mit „Blumenzwiebeln, Stauden und Gräsern, sodass fast das ganze Jahr etwas blüht“, berichtet Anja Gabor. Es handle sich um sogenannte extensive Begrünung, die pflegeleicht sei. Als Beispiel nennt sie hier die Bepflanzung auf dem Mittelstreifen in der Wollmatinger Straße.
Mit dem Verlauf der Großbaustelle sind Uwe Kopf und Peter Martin sehr zufrieden. Sie wussten von Anfang an, dass die Arbeiten bei laufendem Verkehr eine Herausforderung für alle Beteiligte darstellen würde. Trotzdem stellt Peter Martin fest: „Es läuft wie am Schnürchen. Wir kommen gut vorwärts.“