Ganz so trostlos wie er schon einmal war, ist der Benediktinerplatz nicht mehr. Kinder nutzen nachmittags gerne den sogenannten Pumptrack, um mit ihren Rädern die künstliche Buckelpiste zu bezwingen. Im Hochsommer ist dort weniger los; aus gutem Grund, denn bei strahlendem Sonnenschein werden die Pflastersteine in der Mitte des Platzes schon mal über 50 Grad heiß. Aber es ist Besserung in Sicht: Die Technischen Betriebe der Stadt Konstanz (TBK) haben jetzt vier große Pflanzkübel aufgestellt und sie mit Bäumen ausgestattet.
Bäume pflanzen im November?
Wolfgang Treß, Abteilungsleiter Umwelt und Grün beim Amt für Stadtplanung und Umwelt, seufzt. „Lieferzeit“, merkt er vielsagend an und erläutert nach einer kleinen Pause: „Ende Mai haben wir die Kübel bestellt. Jetzt erst wurden sie geliefert.“ Dass er so lange warten müsste, damit hat er nicht gerechnet. „Ich hätte sie gerne im August schon gehabt.“
Die TBK haben die vier quadratischen Pflanzkübel mit einer Seitenlänge von 2,30 Metern und einer Höhe von 90 Zentimetern schon an Ort und Stelle gebracht und sie an der Ostseite platziert. „Es ist eine Schattengruppe mit Sitzbänken“, so Treß, denn an den Kübeln sind entsprechend Holzflächen angebracht.
Auf der Nordseite beim Sozial- und Jugendamt hätte Treß auch gerne Schattenspender gehabt, doch hier brauche die Feuerwehr im Fall eines Einsatzes eine Aufstellfläche; dieser Bereich muss also freigehalten werden.
Wie heißen die Bäume?
Es sind schöne Exemplare klimaresilienter Arten, die Wolfgang Treß in der Baumschule ausgesucht hat. Es handle sich um Großsträucher, respektive Kleinbäume. Zwei Eisenholzbäume hat er gewählt. Die Blätter sähen aus „wie ein verschobenes Buchenblatt, leicht asymmetrisch“, beschreibt er. „Der Eisenholzbaum blüht früh und hat unscheinbare, aber sehr schöne Blüten.“

Dann gibt es noch zwei Exemplare des Blasenstrauchs. „Er hat ein gefiedertes Blatt und blüht im Frühsommer gelb“, erläutert Treß und kommt auf die Besonderheit der beiden Baumarten zu sprechen: „Beide haben einen schirmartigen Wuchs. Damit gibt es Beschattung.“
Die Unterpflanzung sei auf die Bäume abgestimmt. Im Februar/März würden gelbe Krokusse und die blaue Perle und im April Tulpen – mit Namen: weißer Kaiser – blühen. Außerhalb der Blumenzwiebelsaison sollen Golderdbeere und gelbblühende Taglilie die Menschen erfreuen.
Kompromiss: Bäume im Topf
Bäume im Kübel seien eine einfache und schnell umsetzbare Maßnahme, bestätigt Jarid Zimmermann, Geschäftsführer Bund Konstanz, könnten aber einen erdgebundenen Baum keineswegs ersetzen. „Ein guter Stadtbaum kann 100 Jahre alt werden. Das ist am Erstrebenswertesten. Wenn er auch eine große Baumscheibe hat, kann er auch viel Wasser aufnehmen, schließlich nehmen Starkregenereignisse zu“, so Zimmermann.
Das Problem bei den Kübelbäumen: Sie seien pflegeintensiver und der Wuchs würde irgendwann gestoppt, weil der Wurzelraum zu klein werde, skizziert Zimmermann. Wenn es keine andere Möglichkeit gebe, sei es aber eine attraktive Maßnahme.

„Meine Befürchtung aber ist, dass man sich mit den kleinen Maßnahmen zufriedengibt“, meint Jarid Zimmermann. Dabei wären großflächige Entsiegelungen, in das Erdreich gepflanzte Bäume und insgesamt mehr Grün erforderlich, um die Stadt besser an den Klimawandel anzupassen.
Natürlich sind „Neupflanzungen ins Erdreich zu bevorzugen“, bestätigt Wolfgang Treß. Auf Dauer erziele ein solcher Baum wesentlich mehr Effekte. Bei den Pflanzungen im Topf handele es sich um einen Kompromiss.„Die Dinger stehen da, wo wir keinen Baum pflanzen können“, stellt er fest. Unter dem Augustinerplatz liegt ein Parkhaus und auf der Marktstätte schlummern viele Leitungen im Boden, sodass Baumpflanzungen nicht möglich sind.

Platzhalter auf dem Benediktinerplatz
Auf dem Benediktinerplatz hingegen dienten die Baumkübel als „Platzhalter“, denn hier sei der Eingriff in den Untergrund möglich. Ideen, wie es dort noch mehr grünen könnte, hat Wolfgang Treß. Aber alles hat seinen Preis und die Preissteigerung in den letzten Jahren – gerade was Baumaßnahmen anbelange – sind auch für ihn schockierend.
Vor Jahren habe das Pflanzen eines Baumes 5000 Euro gekostet; mittlerweile sei die 10.000er-Marke geknackt worden und das bei „einfachen Baumquartierssanierungen“. Dabei würde lediglich ein Baumquartier etwas vergrößert. „Das ist ernüchternd“, so Wolfgang Treß.
Neue Baumquartiere seien aufwändiger, schließlich müssen sie den Anforderungen durch den Klimawandel Rechnung tragen. Wie beispielsweise beim Bahnhofplatz würden unter den Bäumen Wasserreservoirs mit Zu- und Überlauf angelegt, um nur ein kleines Detail für ein sogenanntes „Schwammstadtquartier“ zu nennen. Und das Anlegen eines solchen Quartiers koste zwischen 15.000 bis 20.000 Euro, sagt Treß.
Was kosten die drei Plätze?
Was haben die Baumkübel und die grünen Schirme auf dem Augustiner-, dem Benediktinerplatz sowie der Marktstätte inklusive Arbeitsleistung der TBK gekostet? Die Rechnungen von den TBK lägen noch nicht vor, weshalb Wolfgang Treß die Gesamtkosten lediglich schätzen kann. Er geht von insgesamt 200.000 Euro aus. „Das ist viel Geld“, stellt er fest. Für dieses Geld hätte man allerdings gerade einmal zehn Bäume in Schwammstadtquartieren bekommen.