Die Umgestaltung des Bahnhofplatzes ist seit vielen Jahren Dauerthema. Der Behindertenbeauftragte der Stadt Konstanz Stephan Grumbt formuliert gar pointiert: „Seit 20 Jahren redet Konstanz über den Bahnhofplatz. Wenn wir es jetzt nicht anpacken, dann lassen wir es besser.“ Für Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn ist es das Projekt mit Priorität 1, wie er selbst sagt.
Eine Etappe auf dem Weg zum C-Konzept
Aus vielerlei Gründen: Der Platz soll endlich zum attraktiven Eingangstor mitsamt Aufenthaltsqualität werden und barrierefrei ausgebaut werden. Außerdem ist dieses Projekt wesentlicher Baustein für die Umsetzung des C-Konzepts. Geplant wird schon lange. Wesentliche Änderung ist jetzt der barrierefreie Zugang an prominenter Stelle in das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude. Um diesen zu ermöglichen, sieht die Planung eine Straßenerhöhung vor.
Wann können die Arbeiten beginnen?
- Das Projekt Umgestaltung Bahnhofvorplatz mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von etwa acht Millionen Euro werde im März bei den Haushaltsberatungen der Stadt Konstanz zum Thema werden, erläutert Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Werde das Projekt bewilligt, könnten die Arbeiten im Mai/Juni ausgeschrieben werden.
- Nach der Sommerpause könnte dann mit dem Ausbau des Kreisverkehrs am Lago begonnen werden; der wesentliche Baustein für das C-Konzept. Daran anschließend könnten die Bauarbeiten für den Bahnhofvorplatz bis zur Unterführung an der Marktstätte erfolgen. Langensteiner-Schönborn rechnet mit einer Gesamtbauzeit von zweieinhalb Jahren.

Kommt der barrierefreie Zugang zum Bahnhof?
„Barrierefreiheit ist ein Grundrecht“, sagt Karl Langensteiner-Schönborn. Ihm und Stephan Grumbt ist dabei der derzeitige Zugang zum Bahnhofsgebäude ein Dorn im Auge. „Wir wollen einen barrierefreien Zugang an prominentester Stelle, nämlich über das Hauptportal und nicht, wie jetzt, irgendwo an der Seite“, so Langensteiner-Schönborn. Von den Bahngleisen aus kommen Reisende ebenerdig in das Bahnhofsgebäude.
Auch durch den Eingang der Tourist-Information gelange man zwar barrierefrei hinein, „aber der steht nicht dauerhaft offen“, so der Baubürgermeister. Im Rahmen der ohnehin vorgesehenen Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes wollen er und Grumbt eine nachhaltige Problemlösung und zugleich ein Zeichen setzen, dass Inklusion kein Randthema darstelle, sondern in der Gesellschaft verankert sei.
Was Langensteiner-Schönborn und Grumbt wollen, ist ein ebenerdiger Zugang vom Bahnhofplatz durch das Hauptportal das Bahnhofgebäudes. Hierfür, so der Baubürgermeister, solle der Straßenbelag über die gesamte Länge des Gebäudes bis zu den Gebäuden auf der gegenüberliegenden Straßenseite angehoben werden.
Steht der Denkmalschutz den Plänen im Weg?
Statt des aktuellen „Wellentals“, wie Langensteiner-Schönborn sagt, solle die Straße als gleichmäßige Fläche mit einem gleichmäßigen Gefälle vom Bahnhofgebäude zu den Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite abfallend geführt werden.
Noch im Dezember sei der Antrag auf denkmalschutzrechtliche Befreiung beim Regierungspräsidium eingereicht worden, so der Baubürgermeister, ob dieses Projekt aus Denkmalschutzsicht realisierbar ist, denn schließlich werde der Sockelbereich mit seinen Treppenstufen tangiert.
Die Ausführung des Fahrbahnbereichs solle in Betonbauweise erfolgen, da Betonbelag wesentlich haltbarer sei, erläutert Karl Langensteiner-Schönborn. Die flankierenden Aufenthaltsflächen sollten in großformatigen Betonpflastern ausgeführt werden.
Der Platz soll zur „Empfangshalle der Stadt“ werden
Neben der Textur der Flächen, welche als gestalterische Elemente von der Hochschule Konstanz – Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) erarbeitet wurden, legt der Behindertenbeauftragte Stephan Grumbt Wert auf taktile Leitsysteme für sehbehinderte Menschen.
„Sie weisen die Richtung und markieren Aufmerksamkeitspunkte“, erläutert er und weist dabei gleichzeitig auf die Untauglichkeit des bestehenden Leitsystems hin. „Hier“, dabei zeigt er auf den Boden direkt vor einem Gebäude gegenüber dem Bahnhof, „da würdest du direkt auf die Hauswand laufen.“
Der gesamte Bahnhofplatz von der Marktstätte bis zum Lago solle als attraktive „Empfangshalle der Stadt“ mit Grünräumen, Bäumen und Sitzgelegenheiten gestaltet werden. Daran hat sich nichts geändert. Aber das Plus in Sachen Barrierefreiheit ist Karl Langensteiner-Schönborn wichtig, denn: „Es wäre das größte Zeichen, wie Inklusion konsequent umgesetzt wird.“