Wie viele Personen dürfen miteinander essen gehen? Sind Familienfeiern bereits erlaubt? Muss ein Gastwirt Schweizer Gäste abweisen, wenn sie einen Ausflug nach Konstanz machen? Und müssen Servicekräfte beim Bedienen auf der Freiterrasse einen Mundschutz tragen?
Immer wieder Beschwerden über Verstöße
Es ist schwierig geworden, bei der Menge an Corona-Verordnungen und Alltagsregeln den Überblick zu bewahren. Das gilt für Privatpersonen wie für Gewerbetreibende. Manche Verhaltensweisen führen zu Konflikten. So erreichen die Redaktion Leserzuschriften darüber, dass die Regeln in der Gastronomie nicht eingehalten würden.
Ein Tisch mit sieben Gästen
Stimmt das? Sicher ist: Zu 100 Prozent korrektes Verhalten ist im Moment nicht zu erwarten. An vielen Tischen einer Gaststätte in der Innenstadt sitzen zwei oder drei Personen. An einem sind sieben Personen zum Mittagessen versammelt. Auf Nachfrage sagen sie, dass sie Arbeitskollegen seien und gemeinsam arbeiteten. Korrekt ist das nicht, nach aktuell geltender Verordnung dürfen nur Mitglieder zweier Haushalte gemeinsam an einem Tisch sitzen.
Der KOD ist für die Überwachung zuständig
Wer überprüft, dass Gastronomen und Gäste sich an die aktuell geltenden Regeln halten? „Bei mir war der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) schon zwei Mal“, sagt Manfred Hölzl, Betreiber der Konzilgaststätten und Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. Die KOD-Mitarbeiter hätten die Abstände zwischen den Tischen nachgemessen und angemahnt, dass die Konzil-Mitarbeiter beim Bedienen auf der Terrasse einen Mundschutz tragen müssten.
Mundschutzpflicht auf der Terrasse?
Diese Anweisung erweist sich als strittige Frage. „In der Verordnung steht, ein Mundschutz werde beim Servieren auf der Terrasse empfohlen“, sagt Manfred Hölzl. Die Pflicht zum Mundschutz bestehe nur in den Innenräumen der Gasthäuser. Einige Tage später treffen sich Vertreter des Bürgeramts und der Dehoga, um die Frage zu klären. Es gilt nun: Das Tragen der Mundschutzmaske ist für das Bedienen draußen nicht unbedingt notwendig.
Viele Regeln seien leicht einzuhalten, wenn man es entsprechend organisiere, findet Hölzl. Im Konzil ist am Eingang der Terrasse Desinfektionsmittel platziert und die Gäste müssen warten, bis ihnen jemand einen Platz zuweist.
Schwieriger sei es mit der Registrierungspflicht. „Manchmal fragt jemand, wie lang die Zettel mit Telefonnummern aufbewahrt werden“, sagt er – die Servicekräfte erklären die Regeln dann. „Viele haben aber auch Verständnis“.
Auch Schweizer kommen zum Essen – aber wenige
Vereinzelt kämen auch ausländische Gäste zum Essen ins Konzil, sagt Hölzl. Streng genommen müssen sie nach dem Zweck ihrer Reise befragt werden. „Viele waren es aber nicht.“
Viele Regeln bedeuten Aufwand – wichtig sind sie trotzdem
Joachim Gretzmeier, Betreiber des Ziegelhofs und weiterer Lokale, bestätigt das: „Die Registrierung macht Arbeit, man braucht viel Papier. Einige Gäste verstehen es nicht oder wollen es nicht verstehen.“ Das seien aber wenige, räumt er ein. Insgesamt stehe er – und wie er hoffe, die meisten anderen Wirte – hinter den Regeln. Auch das Desinfizieren der Tische sei für das Personal aufwendig – aber eben auch notwendig.

Walter Rügert, Sprecher der Stadtverwaltung, bestätigt, dass die fünf Mitarbeiter des KOD die Einhaltung der Regeln überwachen. Zusätzlich seien zwei Mitarbeiterinnen damit befasst, Beschwerden nachzugehen, wenn Regelverstöße beobachtet wurden. Verstöße habe es mehrfach gegeben, vor allem beim Nichteinhalten der Tischabstände und bei der Registrierungspflicht. Diese Gastronomen habe das Bürgeramt ermahnt, eine Bußgelderhebung sei auf Grundlage der Corona-Verordnung nicht möglich.
Und wer haftet für Fehlverhalten, das auch von den Gästen ausgehen kann, wenn diese sich etwa nicht an die Kontaktbeschränkungen halten? Das komme darauf an, um welchen Verstoß es sich handle. Die allgemeine Corona-Verordnung müsse von den Gästen eingehalten werden, gehe es aber um Registrierung oder Verfügbarkeit von Desinfektionsmittel, dann sei der Wirt in der Pflicht, so Rügert.
Viele Restaurantbesucher sehen es gelassen
Die meisten Gäste wiederum gehen gelassen mit den komplexen Umständen ihres Restaurantbesuchs um. „Zum Tisch geführt zu werden, finde ich sogar angenehm“, sagt Hermann Geywitz, der mit seiner Frau und den Töchtern Gast im Konzil ist. Die Registrierung sei schon okay, ergänzt seine Frau Andrea, mehr als Name und Telefonnummer habe sie aber nicht angegeben.
Auch andere Gäste haben nichts zu meckern
Auch Alfred Lutz, Gast im Ziegelhof, hat keinerlei Beschwerden in Richtung der Wirte. „Wir sind ja so froh, dass wir kommen dürfen“, sagt er. In den Restaurants hätten in den Innenräumen bisher alle Servicekräfte mit Mundschutz bedient.
Was wünscht sich ein Gastronom in dieser Zeit? „Dass uns eine zweite Infektionswelle erspart bleibt“, sagt Joachim Gretzmeier spontan. „Sonst sind wir schon einverstanden mit den Einschränkungen.“