Wie ein Lauffeuer hat es sich herumgesprochen, dass Sie jetzt drei Monate lang eine Gutsschänke in der Spitalkellerei betreiben. Wie ist es, Stadtgespräch zu sein?
Schön. Ich bin glücklich über die positive Resonanz und dass sich meine treuen Stammgäste mit mir freuen, dass es wieder losgeht. Eigentlich sind wir wie eine große Familie.
Sie haben im vergangenen Jahr schon die Besenwirtschaft in der Spitalkellerei geführt. Wie kam es jetzt zu der Idee einer dreimonatigen Gutsschänke?
Die Jubiläumsfeier 800 Jahre Spitalstiftung und Spitalkellerei war der ausschlaggebende Punkt. Stephan Düringer und ich waren einer Meinung, dass Wein, der präsentiert wird, auch konsumiert werden soll. Ausschlaggebend für mich war, dass die Gutsschänke eine Außenbewirtung haben muss. Schließlich ist Sommer und die Gäste wollen draußen sitzen. Ohne die Außengastronomie im Hof wäre es keine Option für mich gewesen.
Warum nennen Sie die Interims-Gastronomie Gutsschänke?
Der Begriff steht für mich für Weinausschank, etwas Gutes wird ausgeschenkt.
Wie fühlen Sie sich jetzt, wenn Sie in diesem gastlichen Hof stehen?
Es ist einfach toll. Ich hole mir einen Traum zurück. Das erinnert mich an den Guten Hirten; das war eine tolle Zeit. Davor war ich ja in der Niederburg 15 Jahre eingesperrt, denn die Weinstube Niederburg hatte ja keinen Außenbereich. Das war schon schlimm im Sommer.
Ende 2022 haben Sie die Weinstube „Zum Guten Hirten“ aufgegeben, im Herbst 2024 die Besenwirtschaft betrieben. Können Sie nicht ohne Wirten und machen bald wieder eine Weinstube auf?
Für mich ist klar: Ich will kein Pachtobjekt mehr. Ich genieße die Arbeit jetzt mehr, weil sie für mich etwas Besonderes ist.
Was ist der Unterschied zwischen einer Weinstube und einer Besenwirtschaft, respektive Gutsschänke?
Ein Besen ist eine kurzfristige Bewirtung mit heimischen Getränken und heimischem Essen und wirkt leicht improvisiert, ganz anders als eine professionelle Gastronomie.

So improvisiert wirkt es hier nicht. Sie haben ja extra Möbel angeschafft. Rentiert sich das für drei Monate?
Ob es sich rentiert, weiß ich nicht. Wichtig ist, es muss meinem Herzen entsprechen.
Und was hat Ihr Herz gesagt?
Wenn ich einen Raum betrete, ist er visuell schon fertig. Jeder Raum ist speziell. Dieser Raum ist voller Kacheln, und ich hatte den Retro-Stil sofort im Kopf. Von einer Freundin habe ich Perserteppiche bekommen, die ihrem Vater gehört haben, der mir noch 1986 Getränke geliefert hat. Jetzt darf ich seine Teppiche auslegen. Das sind doch tolle Geschichten. Und zu jedem Stück gibt es eine besondere Geschichte.
Warum haben Sie nur große Tische aufgestellt?
Das habe ich ganz bewusst so entschieden, denn alle Menschen sollen zusammensitzen, damit mehr Miteinander passiert. Zweier-Tische gibt es nicht und keiner sitzt mit dem Handy hier, denn es gibt kein W-Lan. Hier soll man wieder zusammensitzen, Wein trinken, schwätzen und Spaß haben.

Zwischen Spitalkellerei und Tamara scheint eine besondere Verbindung zu bestehen. Woran liegt das?
An Heide und Stephan Düringer. Mit diesen beiden kann man unglaublich super und unkompliziert auf Vertrauensbasis zusammenarbeiten. Sie haben mir für den ganzen Keller die Schlüssel gegeben, das ist ein großer Vertrauensbeweis.
Wie gefällt Ihnen die Kellerei?
Die Räumlichkeiten sind außergewöhnlich. Ich habe meine Lokale immer nach den Fenstern ausgesucht. Beim Liesele beispielsweise hatten es mir die Butzenscheiben angetan. Hier im Hof der Spitalkellerei ist es dieses hohe schmale Fenster und die große Tür, die man so weit öffnen kann.
Bis Ende August betreiben Sie die Gutsschänke. Gibt es danach dann überhaupt noch einen Besen in der Spitalkellerei?
Es ist geplant, dass wir trotzdem noch eine Besenwirtschaft im Herbst machen, ebenso wie den Weihnachtsbesen. Dann rentiert sich das Transportieren von dem vielen Geschirr.
Von wie viel Geschirr sprechen wir?
Wir sind für 150 Menschen eingerichtet. Natürlich können noch mehr kommen, wir haben ja Spülmaschinen. Im Hof haben wir etwa für 80 bis 100 Leute Platz. Reservierungen nehmen wir nicht entgegen, damit wir keine Gäste wegschicken müssen. Wir haben auch noch Ersatzstühle, der Hof ist ja fast unendlich.
Was hat Sie beim Aufbau der Gutsschänke besonders gefreut?
Unglaublich schön finde ich, dass die Nachbarschaft mit mir liebenswert umgeht. Eine Nachbarin hat gerade einen Baum zurückgeschnitten, damit unsere Gäste gemütlich unter ihm am Tisch sitzen können. Ist das nicht toll? Und dann habe ich eine tolle Crew, alles ehemalige Mitarbeiter vom Guten Hirten, die seit fast 20 Jahren dabei sind. Ohne sie könnte ich das hier gar nicht machen. Und wir freuen uns jetzt, dass wir drei Monate lang hier wirten und etwas für die Geselligkeit und die Gemeinschaft tun können.
Sie sind eine Wirtin aus Leidenschaft, das spüren die Gäste. Wollen Sie nicht doch mehr machen als eine Besenwirtschaft?
Naja, eine Idee hätte ich ja, aber die ist noch ein Traum. In der Zollernstraße habe ich einen eigenen Keller, einen Gewölbekeller. Den würde ich gerne in meinem Sinn als Wohnzimmer für unsere Generation herrichten, als Event-Gastro für besondere Anlässe oder Bar, wo sich alle jeden Alters wohlfühlen können. Aber noch ist es ein Traum.

Wie sind sie auf diese Idee gekommen?
Eigentlich wegen meiner Stammkundschaft aus der gesamten Region. Manche kenne ich seit über 40 Jahren, da kommt schon der Rest der Familie mit. Das ist ein tolles Gefühl. Wenn man einen Baum pflanzt und nach 40 Jahren kannst du ernten, das ist schön.