Anfangs ist Georg Schönberger nicht überzeugt: „Ich bin eigentlich nicht der Typ für sowas.“ Die von ihm beauftragte Agentur war gerade mit der Idee auf ihn zugekommen, ihn als Werbefigur neben einem seiner Nudelprodukte abzubilden.

Nach einiger Überlegung stimmt er doch zu – schließlich steht er auch mit seinem Namen für Georgs Genussmanufaktur. Wenige Zeit später grüßt Schönberger in Konstanz von Werbeplakaten in der ganzen Stadt und wirbt für „Georgs Pasta“.
Von der Pandemie in die Selbstständigkeit
Wie Schönbergers Nebentätigkeit als Werbemodel war auch die Gründung seiner eigenen Genussmanufaktur lange nicht geplant. Anfang 2020 zieht der gelernte Koch aus seiner Biberacher Heimat an den Bodensee zu seiner Lebensgefährtin Hannah Müller. Die Corona-Pandemie beendet seine Suche nach einer Anstellung in einem Restaurant abrupt, stattdessen beginnt er im Bio-Einzelhandel zu arbeiten.
„Anders als in der Gastronomie hat man da während der Arbeit ein wenig Zeit zum Nachdenken“, berichtet Schönberger. Und weil die Rückkehr in seinen ursprünglichen Beruf nicht abzusehen war, habe er begonnen, sich über die Selbstständigkeit Gedanken zu machen.
Ende 2022 entscheidet Schönberger sich, mit seiner Lebensgefährtin zusammen den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Die Wahl fällt auf Nudeln, da Schönberger auf diesem Gebiet schon Erfahrung hat und diese lange haltbar sind: „So hatten wir am Anfang etwas Raum zum Ausprobieren und keinen Druck, dass wir unsere Produkte sofort verkaufen müssen.“
600 Eier werden per Hand aufgeschlagen
Die Finanzierung der Genussmanufaktur läuft zu Beginn über Erspartes und Kredite. Angst, zu scheitern, hatte das Paar aber nicht. „Wir haben als Rücksicherung unsere vorherigen Stellen als Teilzeitjobs behalten, ich als Erzieherin im Hort, Georg im Einzelhandel“, berichtet Hannah Müller. Außerdem: „So ein großes Projekt zusammen anzugehen, das schweißt auch zusammen.“
Angestellte haben sie keine, von Produktion und Verpackung bis zum Versand läuft alles durch ihre Hände. Die Produktionsräume haben sie im Gründungszentrum Konstanz, genannt die Farm, in der Bücklestraße.
Georg Schönberger muss anfangs viel experimentieren: Wie viele Eier benötigt er zur Produktion, braucht es überhaupt Wasser?
Das Ergebnis ist eine Nudelteigmischung, die nur aus Hartweizengrieß oder Urdinkelmehl und Eiern besteht. Pro Produktionsdurchlauf der Eiernudeln schlägt Schönberger 600 Eier von Hand auf, bei den veganen Nudeln wird Wasser verwendet. Anschließend werden die Nudeln durch eine Bronzematrize in die Form gepresst. Die Nudeln erhalten dadurch eine rauere Oberfläche, wodurch sie besser Soße aufnehmen können.
Ebenfalls wichtig für Schönberger und Müller: hochwertige Zutaten aus regionaler Produktion. Das Urdinkelmehl stammt aus Engen, die Eier aus Tengen. Die Nudeln selbst sind mit dem Bioland-Siegel zertifiziert.
Qualität hat ihren Preis
Danach kommt der Teil, bei dem auch Georg Schönberger keine Erfahrung besitzt: „In der Produktion konnte ich auf mein langjähriges Wissen zurückgreifen – der Vertrieb war für mich aber auch Neuland.“ Gerade am Anfang habe sich die Suche nach Abnehmern für die Produkte der Genussmanufaktur schwierig gestaltet. „Wir müssen natürlich höhere Preise als ein Großhändler verlangen, da wir auch viel höhere Kosten haben, weil wir nicht in so großer Masse einkaufen“, erklärt er.
Langsam, aber stetig sei dann die Abnahme gestiegen. „Wir sind viel auf Wochenmärkte gegangen, haben dort unsere Produkte vorgestellt – das hat geholfen“, so Schönberger. Auch Hannah Müller sagt: „Wenn die Kunden erst mal erkennen, welche Qualität unsere Nudeln haben, sind sie auch bereit, mehr zu bezahlen.“ Mittlerweile beliefert das Paar verschiedene regionale Läden, wie die Markthalle Reichenau, aber auch große Supermärkte, wie Edeka Baur.
Gut zwei Jahre nach dem Schritt in die Selbstständigkeit sind Schönberger und Müller zufrieden mit ihrer Entscheidung. „Zeit, Geld und Platz für die Produktion gibt es zwar nie genügend – aber das Geschäft läuft richtig gut, wir können uns nicht beschweren“, sagt Schönberger. Im vergangenen Jahr habe der Umsatz im niedrigen fünfstelligen Bereich gelegen, durch die Werbeaktion sei der Umsatz in den vergangenen Wochen aber noch einmal spürbar gestiegen.
In Zukunft wollen sie ihre Produktpalette erweitern. Um was genau es sich handelt, wollen Schönberger und Müller aber nicht verraten – vielleicht gibt es zur Veröffentlichung ja eine neue Werbeaktion.