Die Kosmetikerin
Elke Sehr vom Kosmetikatelier Hautnah, kann die Maßnahmen nicht nachvollziehen: „Ich finde sie sehr willkürlich und nicht mit Fakten belegt.“ Sehrs Atelier gibt es seit zwölf Jahren. Zu ihm gehört auch ein kleiner Laden, der offen bleiben darf. „Meine Ausfälle kann ich damit nicht kompensieren.“ Ihre beiden Mitarbeiterinnen müssten wieder in Kurzarbeit. „Ich glaube nicht, dass wir dieses Jahr noch einmal öffnen dürfen und ich weiß nicht, ob ich das durchhalte.“
Der Clubbetreiber
Osman Cöl, Betriebsleiter des Berrys, hat ein kurzes Intermezzo hinter sich. Am vergangenen Samstag öffnete das Berrys das erste Mal seit Monaten wieder. Nun bleibt es wieder mindestens vier Wochen lang geschlossen. „Wenn die Politik ihr Versprechen wahr macht, und einen großen Teil der Verluste ohne große Bürokratie ausgleicht, wäre vielen Betrieben geholfen“, sagt Osman Cöl. Für ihn und seine Mitarbeiter sei die ungewisse Zukunft das Schlimmste an der Situation.
Der Kinobesitzer
Detlef Rabe, Geschäftsführer des Cinestars, kann sich nicht erinnern, dass in ganz Deutschland jemand durch einen Kinobesuch Corona bekommen hätte. „Es ist völlig überzogen, die Kinos dicht zu machen.“ Ähnlich wie Gastronomie, Bäder und andere Einrichtungen mit Hygienekonzepten. Auch das Zebra-Kino muss schließen. Wie es weiter geht? Offen, schreibt Lukas Burg vom Zebra. Beide Kinos spielen bis 2. November regulär.
Der Tätowierer
Frank Dietzel sticht seit 21 Jahren Tattoos in seinem Studio „Nadelwerk“. Dass er seinen Einmann-Betrieb wieder für mindestens einen Monat schließen muss, macht Dietzel „sprachlos“, wie er sagt: „Ich finde das ganz miserabel. Bei mir kommt pro Tag ein Kunde rein und ich muss schließen, während überfüllte Einkaufszentren offen bleiben.“ Schlimm sei die Unsicherheit, da man nicht wisse, ob die Maßnahmen noch einmal verlängert werden, so Dietzel.
Der Bäderchef
Robert Grammelspacher, Bäderchef, sagt: „Es ist ein schwerer Schlag, wenn nun das zweite Mal zweimal in kurzer Folge geschlossen werden muss, und zwar ohne dass Bäder als Quelle von Infektionen in Erscheinung getreten wären.“ Er kann nachvollziehen, dass man bei einem allgemeinen Lockdown die Bäder nicht ausnehmen kann. Schon jetzt fehlten zum Jahresende etwa eine Millionen Euro an Einnahmen. Die Schließung werde diese Prognose verschlechtern.
Die Musiklehrerin
Nadja Adam, der die Musikschule Musikinsel gehört, sagt: „Keiner kann uns Musikschulen und auch Tanzschulen sagen, ob wir schließen, ich bin den ganzen Tag am Telefonieren.“ Musikschulen seien einerseits Freizeiteinrichtungen – aber auch Bildungseinrichtungen. Und die blieben offen. Auf Anfrage des SÜDKURIER sagt das Kultusministerium, dass man sich bald dazu äußern werde. Aus Regierungskreisen hieß es, dass Musikschulen wohl offen bleiben dürften. Noch ist nichts sicher.
Der Barinhaber
Martin Mure, Geschäftsführer der Destille und des Heimathafens, verliert immer mehr seine Motivation, sagt er. „Wir haben viel Geld ausgegeben, Security engagiert, Hygienekonzepte entwickelt und finanziert und mussten mit weniger Gästen auskommen“, sagt er. „Wir dachten wir hätten alles durchgestanden und jetzt kommt erneut so ein Brett auf uns zu.“ Er macht sich außerdem Sorgen um seine Angestellten, die meisten bekämen keinerlei staatliche Hilfen.
Der Gastronom
Manfred Hölzl, Wirt des Konzils und Dehoga-Mitglied, hat mit den drastischen Maßnahmen nicht gerechnet. „Dass nun für vier Wochen alles zum Stillstand kommt, hat mich überrascht“, sagt er dem SÜDKURIER. Natürlich stehe die Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle, aber nun seien Maßnahmen ergriffen worden, „bei denen eine ganze Branche in den Konkurs getrieben wird“. Er hätte mehr Fingerspitzengefühl seitens der Bundesregierung erwartet.