Welche Namen wird man auf den Konstanzer Spielplätzen bald am häufigsten hören? Leon und Emma könnten ganz vorne mit dabei sein. Die Stadt hat jüngst eine Liste mit den beliebtesten Vornamen 2024 veröffentlicht. Bei den Jungen stehen Leon, Felix und Theo, Ben und David an der Spitze. Die beliebtesten Mädchennamen sind Emma, Ella, Emilia, Lea und Luisa.
Aber warum werden einige ältere Namen wie Theo wieder zum Trend und wie sieht die Hitliste in anderen Städten der Region aus?
Die Sprachwissenschaftlerin Bettina Braun von der Universität Konstanz sieht bei den beliebtesten Konstanzer Vornamen ein klares Muster: Die meisten Namen seien zweisilbig, mit der Betonung auf der ersten Silbe. „Das ist typisch für die deutsche Wortstruktur“, sagt Braun. Auch bei den dreisilbigen Namen, wie Emilia oder Luisa gilt diese Struktur am Ende.

Außerdem seien Kurzformen wie Theo, Ben und Ella und kurze Namen gerade sehr typisch, wie die Linguistin und Namensforscherin Simone Berchtold Schiestl von der Universität Zürich erklärt. Das sei bereits seit einiger Zeit so. Im Geschlechtervergleich fällt jedoch auf, dass Jungen häufiger als Mädchen sehr kurze, einsilbige Namen haben. Warum ist das so?
Jungennamen klingen oft härter
„Vielleicht steckt da unterbewusst eine Geschlechterzuschreibung dahinter“, vermutet Berchtold Schiestl. So klingen die einsilbigen Namen oft etwas härter. Der Effekt werde durch die Laute im Namen noch verstärkt. Wie Sprachwissenschaftlerin Bettina Braun erklärt, haben Mädchen oft stimmhafte Laute im Namen.
Zu den stimmhaften Lauten gehören laut Braun alle Vokale sowie die Konsonanten m,n,l. Auch die Laute b, d und g seien prinzipiell stimmhaft, werden aber am Ende der Silben stimmlos ausgesprochen. Bei Jungennamen seien eher stimmlose Laute vorhanden. Darunter zählen etwa p, t, k, pf, f und s. Durch das Verwenden der stimmlosen Laute würden die Jungennamen wie Theo und Ben etwas härter und stärker klingen, wohingegen die stimmhaften Laute die Mädchennamen oft weicher klingen lassen.
Warum kommen einige alte Namen wieder?
Dass einige ältere Namen wie Theo oder Paul, der beliebteste Jungenname in Konstanz 2023, wieder in Mode kommen, während andere wie Hannelore oder Annegret kaum noch vergeben werden, lasse sich unter anderem mit den aktuellen Trends erklären.
So sind Theo und Paul einsilbig und beginnen mit den stimmlosen Konsonanten t und p. „Es könnte auch sein, dass Namen wie Otto, Peter und Hans wiederkommen“, sagt Berchtold Schiestl.

Im Gegensatz dazu sind ältere Namen wie Annegret oder Hannelore sogenannte Komposita, also Wortzusammensetzungen wie „Grundschule“ aus den Wörtern „Grund“ und „Schule“. Im Alltag werden diese Wörter gerne vereinfacht: „Wir mögen im täglichen Wortgebrauch lieber kurze Wörter und Namen sagen wir sehr häufig“, erklärt Braun.
Hinzu komme, dass Namen wie Annegret oder Brigitte mehrere stimmlose, härtere Konsonanten enthalten, was für die derzeit beliebten Mädchennamen eher untypisch ist. Auch die Endung spiele eine wichtige Rolle: Früher waren Mädchennamen mit der Endung -e wie Brigitte oder Sabine im Trend. Heute enden die meisten Namen auf dem Buchstaben „a“, wie Bettina Braun erklärt.

Ein weiterer Grund für das Wiederkommen alter Namen sei, dass sie in gewissen „biblischen Wellen“ wieder populär werden, erklärt Braun. Das sei beispielsweise beim Namen Sara der Fall. Manche Eltern würden sich aber auch bewusst für einen selteneren Namen entscheiden, um ihrem Kind Individualität zu verleihen.
Favoriten in anderen Städten
Der aktuelle Trend bei den Vornamen gelte nicht nur für Deutschland: „In der Schweiz sieht das ähnlich aus“, weiß Berchtold Schiestl. Zwischen den Städten der Region gibt es aber durchaus Unterschiede bei den Namenslisten, wie ein Blick in andere Städte im Süden Baden-Württembergs zeigt.
In Singen waren die beliebtesten Mädchennamen 2024 Emilia, Lina, Lara, Lia, Hanna. Bei den Jungen waren Leo, Theo, Elias, Leon, Noah auf den oberen Plätzen. Laut Stefan Mohr, leitender Pressesprecher der Stadt Singen, habe es aber keine großen Unterschiede bei der Anzahl der vergebenen Namen gegeben.
Berchtold Schiestl vermutet hinter den Unterschieden zwischen den Städten eher Zufall als einen bestimmten Grund. Braun sieht das ähnlich: „Bei den Unterschieden zwischen Konstanz und Singen würde ich auch auf Zufall tippen.“
Zukünftige Trends sind schwer vorhersehbar
Auf welche Namen wir uns in den nächsten Jahren einstellen können, sei ebenfalls schwer zu sagen. „Das ist wie bei der Mode. Namenstrends kann man nicht wirklich vorhersagen“, sagt Berchtold Schiestl. „Hinterher kann man die Entwicklungen erklären, aber vorhersagen ist schwierig. Da spielen so viele Faktoren mit rein“, ergänzt Braun.
Eine Schwierigkeit sei, dass es heutzutage viel mehr Namen gebe als früher. „Kinder werden nicht mehr nach uns benannt, das ist aus der Mode gekommen“, sagt Berchtold Schiestl. Auch die Globalisierung und bi-kulturelle Partnerschaften würden dafür sorgen, dass es hier so viele Namen wie nie zuvor gebe. „Zum Teil sieht man, dass sich Jungen- und Mädchennamen annähern“, so Berchtold Schiestl. „Aber ich weiß nicht, wie der Namenstrend in 20 Jahren ist.“