An der Geschwister-Scholl-Schule stehen sie, auch an der Berchenschule und der Grundschule Wollmatingen: Container, in denen Kinder und Jugendliche lernen, weil aus verschiedenen Gründen nicht genug Platz im Hauptgebäude ist.
Demnächst werden die Raummodule, wie sie im Fachjargon genannt werden, auf noch mehr Schulhöfen anzutreffen sein. Denn jüngst berechneten Statistiker, dass Konstanz bis zum Jahr 2045 deutlich wachsen wird – je nach Szenario hat die Stadt dann zwischen 94.000 und 105.000 Einwohner.

Dazu kommt, dass Schulen saniert werden und für die Bauphase ebenfalls Container benötigt werden. Da ab dem Schuljahr 2026/27 auch noch der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen kommt, wird auch dadurch zusätzlicher Raum benötigt.
Ganze Grundschulzeit im Container?
Werden manche Konstanzer Kinder dann ihre gesamte Grundschulzeit im Container verbringen? „Nein, kein Kind wird eingeschult und sitzt vier Jahre im Container“, beruhigt Frank Schädler, Leiter des Konstanzer Amts für Bildung und Sport.
Der Platzbedarf an Klassenzimmern sei – außer in der Innenstadt – meist gedeckt. Der Unterricht findet also überwiegend im Schulgebäude statt. Container würden aber für die Sanierungsphasen benötigt. „Die Bauarbeiten nur in die Ferien zu verlagern, reicht zeitlich einfach nicht“, so Schädler.

Es könnte auch sein, dass hier und da mal die Kernzeitbetreuung im Container stattfindet. Dazu meint Arnold Hermann, stellvertretender Leiter des Hochbauamts: „Lieber bieten wir Betreuung in Containern an, als wenn wir dafür gar keine Räume zur Verfügung hätten.“
Dennoch sucht die Verwaltung parallel nach anderen Lösungen, damit der Einsatz von Stahlräumen gering gehalten wird. „Wir haben zum Beispiel an Schulen noch Kellerräume, die derzeit anderweitig genutzt werden“, sagt Frank Schädler. Für die Wallgutschule werde überlegt, ob sie Räume im leerstehenden ehemaligen Pflegeheim St. Marienhaus belegen kann.
Container als Übergangslösung
„Es geht auch immer darum, die Spitzen der Schülerzahlen mit Containern abzufangen“, erläutert Frank Schädler. Denn aus den Berechnungen zur Bevölkerungsentwicklung geht hervor, dass Konstanz ab 2030 einen zeitlich begrenzten Ansturm auf die Schulen erlebt. Danach gehen die Zahlen vermutlich wieder runter.

„Hier helfen temporäre Klassenzimmer“, so der Schulamtsleiter. „Und die können ebenfalls gute Lösungen bieten. Es ist eher eine emotionale Frage, wie man das Lernen im Container empfindet. An der Ausstattung liegt es nicht, sie kann so gut wie im normalen Klassenzimmer sein.“
Allerdings räumen auch Frank Schädler und Arnold Hermann ein, dass es durchaus Qualitätsunterschiede gibt. „Die Module an der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) sind keine Stangenware, sondern hochwertig ausgestattet, mit eigener Außentreppe. Wir wussten ja, dass die Schulsanierung einige Jahre dauern würde“, so Hermann.

Anders verhalte es sich an der Wollmatinger Grundschule. Dort stehen einfachere Container schon viel länger als geplant auf dem Schulhof. Ein Rechtsstreit verhinderte jahrelang den nötigen Ausbau der Schule. „Als Provisorium funktioniert das so für zwei Jahre, aber danach werden Kompromisse zur Belastung“, sagt Hermann.
Mit der Qualität der Stahlraummodule, die an der GSS stehen, ist Schulleiter Thomas Adam dagegen sehr zufrieden: „Sie sind an das schulische Heizungsnetz angeschlossen, hervorragend gedämmt und isoliert. Zur Ausstattung gehören digitale Tafeln und WLAN-Zugang.“ Raumklima und -klang entspreche den übrigen Schulräumen. „Weder von Seiten der Schüler oder Kollegen noch von Eltern bekamen wir bisher Reklamationen“, sagt Adam.
Selbst während der Abiturprüfungen hätten die Stahlraummodule als vollwertige Prüfungsräume gedient, sagt der Schulleiter. Außerdem haben sie zwei Ausgänge und lassen sich dadurch gut lüften.
Einen weiteren Vorteil sieht Lehrer Robert Hoffmann darin, dass auf der einen Seite eine digitale Tafel und auf der anderen Seite eine konventionelle Tafel hängt. „Die Räume sind in zwei Richtungen nutzbar, die Schüler müssen nur schnell ihre Stühle umdrehen.“

Die 17-jährige Adriana Hillgruber sagt: „Für uns ist Unterricht in diesen vier Räumen normal, oft sogar besser. Denn im Hauptgebäude haben wir noch nicht überall digitale Tafeln.“

Ihre 16-jährige Freundin Aselda Dervodeli ergänzt: „Nur eines ist ein bisschen blöd: Wir haben hier keine Toiletten, sondern müssen dafür auch in Fünf-Minuten-Pausen ins Haupthaus gehen, das ist zeitlich knapp.“

Eine Allzweckwaffe seien die Container dennoch nicht, sagt Schulamtsleiter Frank Schädler: „Die Module sind baurechtlich nicht einfach zu handhaben, sie sind energetisch schwierig und auch nicht günstig.“