Zum ersten Mal überhaupt in den Gemeinderat gewählt und dann gleich als Stimmenkönigin: „Das hat schon einen Moment gebraucht, bis ich das realisiert hatte“, sagt Lisa Kreitmeier und lacht. Die 25-Jährige bekam bei der Wahl am 9. Juni 24.770 Stimmen – über 4.000 mehr als der Zweitplatzierte Manfred Hölzl (CDU).
Mutter und Tochter im Gemeinderat
Ihr Name ist aber kein neuer im Gemeinderat. Ihre Mutter Christiane Kreitmeier ist schon seit Jahren lokalpolitisch in Konstanz aktiv, wie ihre Tochter für die Freie Grüne Liste/Grüne. Lisa Kreitmeier kann daher gut einschätzen, was nun an Arbeit auf sie zukommt, sie erinnere sich aus ihrer Kindheit noch an Stapel von Sitzungsunterlagen, die bei ihnen zu Hause gelegen hätten.
Aber auch wenn sie sich sicher ist, dass sie gut mit ihrer Mutter zusammenarbeiten werde: Sie sei mehr als nur „die Tochter von“, stellt Lisa Kreitmeier klar. Überhaupt beackern Mutter und Tochter ganz andere politische Themenfelder: Christiane Kreitmeier liegen die Themen Gesundheit und Sport besonders am Herzen, bei Lisa Kreitmeier stehen Ernährung, Klimaschutz und Frauenpolitik auf der Agenda. Sie fasst ihre Ziele in einem Satz zusammen: „Ich kämpfe gerne gegen Missstände.“
Über die Landwirtschaft in die Politik
Sehr prägend für ihre politische Themenbildung seien die Jahre nach ihrem Abitur 2017 gewesen, erzählt Lisa Kreitmeier. Für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) ging sie nach Karlsruhe, dort habe sie sich zum ersten Mal viel mit ökologischen Themen auseinandergesetzt, wie zum Beispiel der Frage: „Welchen Einfluss hat individuelle Ernährung auf den Klimawandel und den Lieferketten auf den Weltmärkten?“ Auch die ersten Berührungspunkte mit der Landwirtschaft seien in diese Zeit gefallen, berichtet Kreitmeier – heute ist sie ausgebildete Landwirtin.
Nach ihrer Zeit in Karlsruhe zog es Lisa Kreitmeier für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in den Schwarzwald. „Das war eine ganz andere Art des Zusammenlebens, auf einem Hof mit 70 Leuten jeder Altersklasse“, sagt sie über diese Zeit. Jede Entscheidung dort sei gemeinsam in der Gruppe getroffen worden, weshalb der Alltag auf kleiner Ebene immer sehr politisch gewesen sei. „Ich glaube, auch deshalb hatte ich total Lust nach meiner Rückkehr nach Konstanz in die Politik zu gehen“, so Kreitmeier.
FÖJ, Leben auf einem Hof, Ausbildung als Landwirtin: Ein ungewöhnlicher Lebenslauf für eine Frau, die auf dem Gymnasium im Hochbegabtenzug war. Auf Klassentreffen müsse sie schon mehr Fragen beantworten, als diejenigen, die nach der Schule ein Studium begonnen haben, sagt Kreitmeier schmunzelnd. Sie ist froh über den Weg, den sie eingeschlagen hat. Noch offener, selbstbewusster und sicherer sei sie in ihrem Auftreten dadurch geworden – „das sind Stärken, auf die ich mich jetzt besinnen kann, wenn es um Gemeinderatsarbeit geht.“