Freund oder Feind? Vor Einsätzen weiß Polizeioberkommissarin Heike Gaiser nicht, wen Fremde in ihr sehen. Seitdem die 31-Jährige eine Uniform trägt, ist sie auch Beleidigungen ausgesetzt und wird auf Schritt und Tritt beobachtet. Doch die Polizistin behält eine positive Einstellung, da dankbare Begegnungen in ihrem Arbeitsalltag überwiegen würden. Sie wünscht sich dennoch, dass Leute öfter die Menschen hinter den Polizeiuniformen sehen würden – dafür reichen ihr bereits Kleinigkeiten aus.
Konflikte und potentielle Gefahren gehören zum Alltag
Seit 2016 fährt die Polizeioberkommissarin als Beamtin durch Konstanz auf Streife und zu Ermittlungen. Ihr Menschenbild habe sich durch ihre Arbeit bisher nicht verändert. Und das, obwohl sie ständig in Konflikten zwischen Menschen vermitteln und Lösungen finden muss. Dazu ist sie immer auch potentiellen Gefahren ausgesetzt. „Wenn ich die Uniform anhabe, werde ich öfter und genauer angeschaut“, sagt sie. Aber die 31-Jährige lerne mit jedem Einsatz dazu und möchte sich einen offenen und sensiblen Umgang mit Menschen bewahren.
Als Polizistin motiviert sie die Sinnhaftigkeit und Teamarbeit: „Die Kollegen kennen einen in jeder Situation.“ Auch Grenzerfahrungen durch Beleidigungen von anderen Menschen im Einsatz gehören zum Berufsalltag und schweifen die Kollegen zusammen. „Wir repräsentieren zur Stelle sein und Sicherheit“, sagt Gaiser, „Ich würde mir unsere Gesellschaft nicht ohne Polizei vorstellen wollen“.
Wie geht sie mit Menschen um, die die Polizei als Feindbild sehen?
In ihrem noch jungen Berufsleben war die 31-Jährige bereits schon Sexismus, Brüllen und Beschimpfungen ausgesetzt. Manche Menschen würden zum Beispiel auch mal „Scheißdrecksbullen“ hinter ihr und ihren Kollegen herrufen. Ein Unfallbeteiligter habe habe ihr gesagt: „Von Frauen in Männeruniformen lasse ich mir gar nichts sagen“. Während eines medizinischen Notfalls sei sie von einer Frau angeschrien worden, weil sie vor ihrer Einfahrt parkte. Ein Klassiker sei aber: „Könnt ihr nicht richtige Verbrecher fangen?“
Solche Auseinandersetzungen seien zwar nicht alltäglich, gehören aber zu Heike Gaisers Beruf dazu. „Es gibt Leute die sehen grundsätzlich ein Feindbild in uns. Aber Menschen, die so etwas sagen, wollen oftmals gar keine Antwort von uns“, sagt sie. Sie lasse so etwas zwar nicht an sich heran, habe aber auch kein Verständnis dafür: „Das ist per se nicht schön, aber diese Menschen kennen mich ja gar nicht. Ich will mein polizeiliches Ziel erreichen und nehme nur das mit nach Hause, was ich an mir ändern kann.“
Faire Behandlung – alles Weitere ist Bonus
Gaiser erwarte andererseits noch nicht mal zwingend Dankbarkeit für einen Einsatz. Sie sei sich bewusst, dass Polizisten schließlich auch schlechte Nachrichten überbringen müssen. „Es darf sich jeder mal aufregen“, sagt die 31-Jährige. Sie wünsche sich aber, dass Menschen sich öfter fragen würden, wie sich Polizisten in diesen Momenten fühlen. Sie freue sich bereits, wenn der Dialog mit ihr gesucht werde, bevor ihr etwas unterstellt wird.

Im Einsatz reiche es Heike Gaiser prinzipiell schon fair und höflich behandelt zu werden. „Alles Weitere ist Bonus“, so die Beamtin. Im privaten Umfeld würde sie oft dafür bewundert heutzutage noch Polizistin zu sein. Deswegen erwähne sie es allerdings auch ungern: „Ich profiliere mich damit nicht. Ich möchte als Person gesehen werden.“ Nichtsdestotrotz komme aber auch jedes Danke bei ihr an. „Hinter der Uniform steckt auch nur ein Mensch, der sich darüber freut.“
Dankbarkeit sogar bei Todesnachricht
Letztendlich würden dankbare sowie positive Erfahrungen in ihren Einsätzen überwiegen. „Gerade bei Unfällen – Dinge, die für Menschen nicht alltäglich sind – sind Leute unheimlich dankbar“, so Gaiser. Aber auch in weniger brenzlichen Situationen: So sei ihr bereits schon warmer Tee oder Verpflegung angeboten worden, als sie den Verkehr bei strömenden Regen auf der Straße regelte. „Wir wissen, dass Leute dankbar sind, dass wir diesen Job machen“, sagt Gaiser.
Und selbst beim Überbringen einer Todesnachricht oder einer Anzeige haben sie oder ihre Kollegen schon Dankbarkeit erfahren. So habe sich beispielsweise mal ein angezeigter Bürger bei ihr bedankt, da sie sich immerhin auch seine Sichtweise angehört habe. Unter anderem wegen solcher Erinnerungen und des Sinns ihrer Einsätze bereut Heike Gaiser ihre Berufswahl auch nicht. Im Gegenteil: Sie würde es genau so wieder machen.