Marcus Göbeler hört als Lehrer nicht für jede Unterrichtsstunde ein „Danke“. Der 48-Jährige erfährt Wertschätzung mal direkt, mal durch die Blume und auch mal gar nicht. Er unterrichtet an der Gemeinschaftsschule Gebhard. Trotzdem geht er in seinem Beruf auf und fühlt sich von Schülern angehört. Oft aber nicht vom Kultusministerium. Dort fordert er, dass Erfahrungen von Lehrern mehr Einfluss haben sollten.
Mehr als „nur“ ein Lehrer
Marcus Göbeler ist nicht nur Lehrer und Stufenleiter des neunten Jahrgangs an der Gebhard Gemeinschaftsschule, hier ist er auch Coach. So werden dort Lehrer bezeichnet, weil sie Schüler zusätzlich in ihrem Befinden, sozialen Kompetenzen und ihrer Entwicklung beraten. „Wir wollen eine Erziehungsgemeinschaft mit den Eltern bilden“, so Göbeler.

Ihn erfülle sein Beruf, dabei wollte er eigentlich Journalist werden. Die Geburt seines Sohnes habe ihn aber verändert. „Ich habe gemerkt, dass Konflikte zu suchen mir irgendwie gar nicht liegt. Es gibt Wichtigeres wie: Zuwendung, Aufmerksamkeit, da sein“, sagt Göbeler.
Manchmal geben sie mehr als zurückkommt
Er ist glücklich über seine Entscheidung, hätte aber nicht mit so viel Arbeit in seinem Beruf gerechnet: „Mit Korrekturen, Unterrichtsvorbereitungen und Weiterem ist es eine sechs- bis sieben-Tage-Woche, aber das ist völlig in Ordnung. Wir können es selber einteilen.“
Die Wertschätzung für den Lehrer sei aber nicht immer so klar, wie bei einem „Danke“. „Manchmal müssen wir auch mehr geben als zurückkommt. Aber oft kommt die Wertschätzung in einer anderen Währung“, so der 48-Jährige.
Vertrauen oder verzögerte Komplimente
Während sehr junge Schüler Kekse, Bilder und strahlende Gesichter für die Lehrer haben, ändere sich das Verhalten in der Mittel- und Oberstufe: „Teenager sind empfindlicher nach innen und können ruppig nach außen sein“, so Göbele, „man muss einen wohlwollenden Blick behalten“.
In dieser Zeit könne aber auch Vertrauen ein Lob für einen Lehrer sein. „Wenn jemand fragt: ‚Können Sie kurz mit mir reden‘, kann das auch ein Kompliment sein“, sagt Marcus Göbeler. „Man darf nur nicht enttäuscht sein, wenn sie nicht kommen.“ Manchmal erfahre er auch erst verspätet, wie viel er Schülern bedeutet hat. So habe eine ehemalige Schülerin ihm erst Jahre nach ihrem Abschluss erzählt, dass er wie eine Vaterfigur für sie gewesen sei.

Und auch Konflikte schließen für den Lehrer einen respektvollen Umgang nicht aus. So erinnert er sich an einen lauten Streit mit einem Schüler, der schließlich aus dem Unterricht stürmte und Göbeler ging hinterher. Beide seien zu aufgewühlt gewesen, um den Streit zu klären und beschlossen sich am nächsten Tag auszusprechen. „Wir haben uns gegenseitig zugehört und eine gemeinsame Lösung gefunden. Seitdem verstehen wir uns besser als je zuvor“, erzählt Göbeler, „eine gute Konfliktkultur ist wichtig“.
Enttäuscht von der Landesregierung
Doch von der Politik vermisst der 48-Jährige wiederum Respekt und Gehör. So beispielsweise bei der Werbekampagne des Kultusministeriums für mehr Lehrer, die unter anderem mit dem Slogan: „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in“ werben. „Das ging völlig in die falsche Richtung – eine Frechheit“, so Göbeler.
Ebenfalls ärgere ihn, dass seine Lehramtskollegen der Sekundärstufe Eins benachteiligt würden. Die Lehrer für die fünften bis zehnten Klassen haben laut ihm keine Chancen auf einen beruflichen Aufstieg, dabei sollten sie eher wegen ihrer Leistung, anstelle ihres Abschlusses gefördert werden. Laut ihm sollten die Erfahrungen der Lehrer mehr in Entscheidungen einbezogen werden.
So auch bei der Aufstellung von Klassengröße. So besagt eine großangelegte Studie zwar, dass die Größe einer Klasse keinen Einfluss auf das Lehrverhalten der Schüler habe, doch laut Göbeler sind die Alltagserfahrungen seines Kollegiums ganz anders. „Wir wollen nicht, dass ein Kind nur eins von 28 ist“, so der Lehrer. „Wir brauchen mehr Zeit mit einzelnen Kindern.“
Deswegen solle laut Marcus Göbeler aktuell mehr in Bildung investiert werden. Denn schließlich könne Wertschätzung und Respekt auch durch Lehrgebäude und Materialien ausgedrückt werden. „Hier sind es 30 Millionen Euro, die das ausstrahlen“, sagt er über das Gebäude der Gemeinschaftsschule Gebhard in der Pestalozzistraße.