Ob Lappalie oder Lebensgefahr, Jan Elekes ist als Notfallsanitäter der Malteser in Konstanz zur Stelle, wenn er gerufen wird. Einen Notruf stelle er dabei nie in Frage, da der Patient allein entscheide, ob eine Situation eine Notsituation für ihn sei. Konflikte zwischen Rettungskräften und Passanten gehören dabei zum Alltag von Elekes. Der 30-Jährige hat sogar eine bleibende Verletzung bei einem Einsatz erlitten. Er kann trotzdem immer noch schnell verzeihen und wünscht sich lediglich mehr Rücksicht im gegenseitigen Miteinander.
Ein schönes Kompliment
Jan Elekes ist seit elf Jahren beim Rettungsdienst. Die 30-jährige Frohnatur gehe gern arbeiten, und das trotz Zwölf-Stunden-Schichten. Auch leichtfertige Notrufe stören ihn nicht, im Gegenteil: „Es gibt Lappalien, aber wir kennen die Kehrseite, wenn jemand zu spät oder gar nicht anruft“.
Elekes erfüllt seine Empathie für seine Mitmenschen, der Zusammenhalt im Kollegium, medizinische Herausforderungen und das Vertrauen, das ihm Menschen in teils lebensbedrohlichen Situationen entgegenbringen. „Das ist irgendwo auch ein schönes Kompliment“, so Elekes.
Diese Verletzung prägt ihn bis heute
Und auch bei aufgebrachten oder gar aggressiven Patienten bewahre der 30-Jährige einen kühlen Kopf: „Ich versuche mich oft in die andere Person hineinzuversetzen. Außerdem lohnt es sich nicht, nachtragend zu sein“. Er wolle seinen Patienten immer möglichst unvoreingenommen gegenübertreten.
Eine Auseinandersetzung prägt den Notfallsanitäter aber bis heute: Und zwar als er einen jungen Mann unter Drogeneinfluss auf die Liege seines Rettungswagen schnallte. Dabei trat ihn der verwirrte und aufgebrachte Mann und Elekes klemmte seinen Arm zwischen der Liege und der Innenwand des Rettungswagens ein. Die zunächst unscheinbare Verletzung entpuppte sich später im Krankenhaus als kleiner Bänderriss mit einem Nervenschaden. Seit dem werden zwei Finger an dem Arm des 30-Jährigen regelmäßig taub – eine Heilung gibt es nicht.
Wie verzeiht man so etwas?
Aus dem Vorfall habe Elekes gelernt, auch mal selber ungeduldiger zu sein: „Mein Geduldsfaden ist seitdem in solchen Fällen etwas kürzer. Ich möchte mich selber einfach solchen Gefahren nicht mehr aussetzen.“ Einen Groll hegt er aber nicht gegenüber dem Verursacher. „Ich habe öfter über den Vorfall nachgedacht. Dieser Mensch hat sich aber in eine hilflose und blöde Situation gebracht. Für das, was passierte, konnte er nichts“, so Elekes.
Im ganzen Ausmaß könne er selber nicht erklären, woher er die Empathie dafür nimmt. Aber er erklärt, dass seine Erziehung einen großen Anteil daran haben. Seine Eltern seien beide Pfarrer und hätten ihm vorgelebt, immer offen auf jeden Menschen zuzugehen.
Doch das ärgert den Notfallsanitäter dann doch
Auch eine Entschuldigung habe Jan Elekes nach dem Unfall nicht gebraucht. Ihm genüge in der Regel ein „Dankeschön“ und ein gut versorgter Patient nach einem Einsatz. „Jedes ernst gemeinte „Danke“ kommt an. Man merkt, wenn es keine Floskel ist“, so Elekes. Reaktionen für die Rettungskräfte seien insgesamt überwiegend positiv.
Aber es gibt dann doch noch etwas, das den Notfallsanitäter aufregt: rücksichtloses und ungeduldiges Verhalten im Verkehr. Letztendlich habe er auch etwas Sorge, Ärgernisse seiner Kollegen etwas klein zu reden, erzählt er lachend. „Ich wünsche mir, dass die Leute sich selber etwas weniger wichtig nehmen“, so der 30-Jährige.
So zum Beispiel, wenn Menschen im Kreisverkehr vor der Dienststelle der Malteser noch schnell vor Autos herlaufen oder zu schnell fahren. Wenn der Notfallsanitäter so etwas auf der Arbeit oder im Privaten sieht, könne das eher zu einem Konflikt mit ihm führen. Schließlich wünsche er niemanden in eine Situation zu kommen, in der er und seine Kollegen gerufen werden müssen. Für die Konstanzer müsse er aber dennoch „einen Ast brechen“. Denn in der Stadt am Bodensee habe er sehr wenig schlechte Erfahrungen gemacht. „Sie sind weniger konfliktfreudig“, meint Jan Elekes.