„Absolut wichtig.“ Die beiden Worte wählt Oberbürgermeister-Kandidat Andreas Matt häufig bei der Vorstellung seines Programms. Drei Begriffe dienen als Leitplanken: Miteinander, Profil, Perspektive. Darunter ordnen sich die einzelnen Themen: Die Lösung des Verkehrs- und Wohnungsproblems, das Voranbringen von Bildung und Digitalisierung, die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft, eine wirkungsvolle Klimapolitik oder ein tragfähiges Vereinsleben: All das und mehr ist also „absolut wichtig“. Und nicht nur das.

Deutliche Kritik am Amtsinhaber: „Uli Burchardt kann es nicht“

Die Aufgaben, die Konstanz heute bewegen oder auf die Stadt in den kommenden Jahren zukommen werden, sind beim Amtsinhaber laut Andreas Matt in den falschen Händen. „Uli Burchardt kann es nicht“, bilanziert der 53-Jährige schon einmal die erste, im September zu Ende gehende Amtszeit des Mannes, den er als größten Konkurrenten ausmacht.

Festgestellt habe er das bereits sechs Monate nach der Wahl 2012. Ein Beispiel für das Scheitern sei für ihn Burchardts Idee einer Seilbahn über den See gewesen, erklärt er: „Das ist die Kapitulation vor der ungelösten Verkehrsproblematik im Zentrum.“

Andreas Matt (im Bild) hält den Amtsinhaber Uli Burchardt für ungeeignet, sieht in ihm jedoch den schärfsten Konkurrenten im Wahlkampf.
Andreas Matt (im Bild) hält den Amtsinhaber Uli Burchardt für ungeeignet, sieht in ihm jedoch den schärfsten Konkurrenten im Wahlkampf. | Bild: Oliver Hanser

Dass die Stadt sich vor einigen Jahren „wegen einer Million Euro“ die Gelegenheit zum Kauf des Siemens-Areals entgehen lassen habe, sei ein zweites Beispiel. „Da werde ich wütend, das geht nicht in meinen Kopf“, sagt der gebürtige Freiburger.

Tatsächlich bot die Stadt beim Verkauf des Grundstücks mit, verzichtete schließlich aber auf ein Vorkaufsrecht. Der errechnete Wert lag Ende 2016 bei 24 Millionen Euro, der heutige Eigentümer i+R bezahlte am Ende 28,6 Millionen.

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Geld für OB-Wahlkampf will Andreas Matt seit 2012 angespart haben

Warum Andreas Matt trotz seines damals fernen Wohnorts in der Türkei genau auf Konstanz blickte? Weil er schon vor acht Jahren mit dem Gedanken gespielt habe, dort OB zu werden, wo er bis 2006 mit Unterbrechungen schon einmal lebte. Weil er also zudem frühzeitig gewusst habe, dass Uli Burchardt es „nicht kann“, habe Matt angefangen zu sparen, Monat für Monat einige Hundert Euro zurückzulegen.

Das Ziel: 2020 als „wirklich unabhängiger Kandidat“ anzutreten, wie er sagt. Dies unterscheide ihn auch von anderen Kandidaten, denen er die Überparteilichkeit abspricht. Entweder, weil sie wie Burchardt (CDU) und Andreas Hennemann (SPD) ein Parteibuch besitzen oder wie Luigi Pantisano offen von den Grünen und Linken unterstützt werden.

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Zuvor Landes-Geschäftsführer bei parteinahem CDU-Wirtschaftsrat

Matt dagegen beteuert, seinen Wahlkampf „vollständig aus eigenen Mitteln zu bezahlen“, ohne finanzielle Unterstützer. Nur so sei gesichert, dass er nach einer möglichen Wahl „jedem Konstanzer Bürger gleich verpflichtet“ ist. Dazu gehöre auch die Unabhängigkeit von Parteien.

Vor seiner Rückkehr nach Konstanz diesen April war Matt Geschäftsführer des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des CDU-Wirtschaftsrats. Ein, betont der Kandidat, „parteinaher aber nicht partei-eigener“ Verein, der hart ins Gericht mit den Christdemokraten gehe.

Programmatische Unterschiede? Allenfalls in Nuancen

Programmatische Unterschiede der bekannten Bewerber fehlen vielen Konstanzern bisher. Die Klimawende voranbringen, infrastrukturellen Probleme in der Innenstadt in den Griff bekommen, mehr bezahlbaren Wohnraum und ausreichend Kita-Plätze schaffen: Das will auch Andreas Matt, aber hat man so oder ähnlich auch aus den Mündern der Mitbewerber gehört. Auch, dass sich der 53-Jährige als „Aktivist für Konstanz“ und „wirtschaftlich geprägten Typen“ bezeichnet, bringt kaum neue Klangfarben in den anlaufenden Wahlkampf.

Forderung nach mehr Polizei am Seerhein: „Penetrante Belästigung“

Wo es dagegen interessant wird, ist der Bereich Sicherheit und Ordnung. Diesen macht der zweifache Vater als eines der „brisanten Themen“ aus. Mit Bezug auf die Stadt- und Ortsteile, die er zu Orten der Identifikation und Begegnung entwickeln will, kommt er auf die Situation am Seerhein zu sprechen: „Wenn ich sehe, was am Herosé passiert, bin ich erschüttert“, sagt Matt.

Die „Auswüchse, die sich mittlerweile auch an die Seestraße ausbreiteten, hätten sich zu einer „penetranten Belästigung“ für Anwohner entwickelt, die sich seinem Empfinden nach von der Stadt im Stich gelassen fühlen.

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Am Bodenseeforum werde Geld verschwendet

„Hier herrscht keine Ordnung mehr, sondern eine Partymeile“, sagt Matt und fordert: mehr Polizisten an diesen neuralgischen Punkten. Sie sollten dort regelmäßig zu Fuß Streife laufen. Wie er die unter dem Auftrag des Landes und nicht der Stadtverwaltung stehenden Beamten dazu bringen will, sagt er nicht.

Und gesteht auch bei einem zweiten dieser „brisanten Themen“ – dem Bodenseeforum – zu, dass er „auch nicht weiß, was man damit machen soll“. Klar sei dagegen, was dort bisher geschehe. „Hier wird Geld vernichtet“, stellt Matt angesichts des defizitären Eigenbetriebs fest. Die deutliche Kritik am Umgang mit dem Bodenseeforum ist dann immerhin eine programmatische Unterscheidung zum Amtsinhaber.