Die altehrwürdige Seestraße zwischen Alter Rheinbrücke und Villa Prym. Eine einzigartige Flaniermeile, gesäumt von prächtigen Platanen, historischen Gebäuden der Neo-Renaissance, des Jugendstils und der Moderne. Hier wurde schon so mancher Bund fürs Leben eingegangen. Wer im frühen 20. Jahrhundert seiner Geliebten imponieren wollte, der führte sie am Sonntag hierher. Die Preise für Immobilien sind hier besonders hoch.
„Was macht das für einen Eindruck...“
„Die Seestraße ist ein echtes Aushängeschild und Prunkstück der Stadt“, sagt Volker Schönknecht, der gleich um die Ecke wohnt und die Seestraße als persönliches Naherholungsgebiet bezeichnet.
„Was macht das für einen Eindruck, wenn der Gehweg zugepflastert ist mit Handtüchern und man über die Menschen, die sich hier sonnen, steigen muss?“
Menschengruppen mit Ghettoblastern
Zuletzt stellte er immer öfter fest, dass die Seestraße zur Badeanstalt umfunktioniert wurde. „Überall, sogar mitten auf dem Fußweg, lagerten Badende, die renovierten Bänke waren mit Handtüchern, Decken und Bade-Utensilien belegt. Auf den Grasflächen, auch direkt vor den Hotels: große Gruppen, zum Teil mit lautstarken Ghettoblastern“, berichtet er.
Der 74-Jährige fragt sich: „Muss das wirklich sein? Konstanz bietet mit dem Hörnle das größte Freibad am See mit Duschen, Umkleidekabinen, WC und Rettungsschwimmern – und das gratis. Aber wahrscheinlich ist es zu mühsam, sich dorthin zu begeben; es ist ja so weit weg...“
„Die meisten sind ja nicht laut, aber...“
Volker Schönknecht ist weit davon entfernt, junge Menschen über einen Kamm zu scheren. „Es ist ja wie oft so, dass ein paar Personen, die sich daneben benehmen, den Ruf aller ruinieren“, erklärt er. „Die meisten sind ja nicht laut und es wird nicht ständig auf den Wiesen gegrillt. Schön wäre es, wenn sich alle an gewisse Regeln halten würden.“

„Lagern wie am Strand ist problematisch“
Rüdiger Schulz kommt hinzu. Er pflichtet seinem Bekannten bei. „Es ist problematisch, wenn die Menschen hier auf den Wiesen und am Kai lagern wie am Strand“, sagt er. „Außerdem sollte es klar sein, dass man wegen Corona eineinhalb Meter Abstand zueinander hält. Das sehe ich auch nicht immer.“
Volker Schönknecht sieht die Stadt in der Pflicht, Auswüchse, wie er sie zuletzt beobachtet hat, zu unterbinden. „Das Ortsrecht gäbe es ja her. Doch ich frage mich: Ist der Wille dazu da?“ Er habe den Eindruck, als sei die Stadt sehr zögerlich.
Der Kommunale Ordnungsdienst ist hier regelmäßig auf Streife, auch abends und nachts. Die Ortspolizei ist mindestens einmal pro Woche an der Seestraße unterwegs.
„Auf Handtüchern ausbreiten ist erlaubt“
„Das Baden dort ist nicht explizit verboten“, schreibt Rathaussprecher Walter Rügert. „Übernachten und Grillen ist jedoch verboten.“ Handtücher oder Decken auslegen und sich auf den Wiesen oder direkt am Wasser sonnen – auch das ist laut Walter Rügert erlaubt.

Ein weiterer Aspekt ist die Sicherheit. „Wir sind hier im Bereich der Strömung, die Richtung Brücke stark zunimmt“, erklärt Clemens Menge von der DLRG. „Außerdem gibt es hier sehr hohes Seegras und am Yachthafen muss man mit Booten rechnen. Wir können nur jedem empfehlen, ans Hörnle zu gehen.“

Michael Schempp verbringt seine Mittagspause mit seiner Freundin auf Handtüchern sitzend am Ufer, zuvor waren sie schwimmen. „Es ist bedauerlich, wenn Müll herumliegt oder wenn die Menschen laut sind und auf dem Gehweg liegen“, sagt er. „Aber ich denke auch, dass der See uns allen gehört und auch hier jeder baden gehen darf.“