11.05 Uhr: Fahrt in den Untersee

Das Wollmatinger Ried mit seiner vielfältigen Flora und Fauna zieht weiter an uns vorbei. Ein Graureiher sitzt auf einem Holzpfahl. Sein Blick geht in Richtung Wasser, wo Fische, seine Lieblingsmahlzeit, ihre Runden drehen. Nach und nach gewinnt der Seerhein an Breite – und geht schließlich fließend über in den Untersee.

Wollmatinger Ried Graureiher
Wollmatinger Ried Graureiher | Bild: Reinhardt, Lukas
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Wir bleiben weiter auf der Seeautobahn. Hier herrscht – wie bereits seit unserer Einfahrt in den Seerhein – ein Tempolimit. Denn zwischen Konstanz und der Reichenau ist viel los auf dem Wasser – und damit ist dort stets Vorsicht geboten.

Bild 2: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Nur kurze Zeit später begegnet uns die vollbesetzte Solarfähre Sole Mio. Der Katamaran gleitet angetrieben von der Sonne fast lautlos über das Wasser. Seinen Gästen ermöglicht er so eine Rundfahrt mit reinem Gewissen und ohne schmutzige Abgase.

Bild 3: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Auf der weiteren Fahrt in Richtung Reichenau säumen seltsame Holzpfähle mit geflochtenen Körben darauf unseren Weg. Tatsächlich übernehmen diese Konstrukte, auch Pricke genannt, eine wichtige Aufgabe.

Sie markieren die Fahrrinne und weisen hin auf flaches Gewässer. Denn für Boote, die mit entsprechendem Tiefgang auf der falschen Seite der Pricke fahren, besteht hier die Gefahr, auf Grund zu laufen.

Angefertigt wurden die Körbe in einer Behindertenwerkstatt in Kreuzlingen. Sie dienen der besseren Erkennbarkeit insbesondere auf den Radarschirmen.

Bild 4: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Kleine Boote, wie beispielsweise dieser Fischer eines fährt, sind mit solchen Radargeräten nicht ausgestattet. Orientierung bietet hier vor allem die langjährige Erfahrung.

Die Fischerei am Untersee besitzt eine Tradition, die bereits seit Jahrhunderten währt. Auch an diesem Tag liegen wieder zahlreiche Boote vor Anker. Fischer leeren ihre Netze oder angeln mit der Rute gezielt auf Raubfische.

Eine Hoheitslinie existierte hier nie. Für Fischer aus der Schweiz und aus Deutschland gilt, dass sie ihren Beruf stets bis zum Ufer des jeweils anderen Landes ausüben dürfen.

Bild 5: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Überwacht wurde der Fischfang über Jahrhunderte hinweg vom Kloster Reichenau. Erst nach dessen Auflösung Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich das und die Oberhoheit für den Untersee ging an das Land Baden über.

Die Reichenau selbst ist nicht nur geprägt vom Gemüseanbau und seinen schier unzähligen Gewächshäusern. Vom Wasser aus zeigt sich vor allem die sakrale Vergangenheit der Insel. Das Kloster, vor rund 1300 Jahren gegründet, ist dabei das wohl auffälligste Wahrzeichen des Glaubens.

Bild 6: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Auf dem Weg um die Insel herum begegnet uns ein weiteres ungewöhnliches Gefährt: Rund 200 Meter vom Ufer entfernt schnaubt ein großes, maschinenartiges Boot auf dem Wasser, ein Band befördert Seegras auf eine Ladefläche, wo es mit einem Kran kontinuierlich verteilt wird.

Mit Hilfe dieses Gefährts versuchen die Behörden, dem im Sommer wuchernden Grünzeug vor der Reichenau Herr zu werden. Vor allem den Bootsverkehr behindert das Seegras, wenn es sich in den Motorschrauben verfängt.

Die Seehkuh frist das Seegras vor der Reichenau
Die Seehkuh frist das Seegras vor der Reichenau | Bild: Reinhardt, Lukas

Einfahrt in den Gnadensee. Hinter dem Jachthafen Herrenbrücke spitzt das Münster St. Maria und Markus zwischen hochgewachsenen Bäumen hervor.

Ein weiteres Bauwerk, das auf den Einfluss des Glaubens auf die Insel verweist. Heute katholische Pfarrkirche im Reichenauer Ortsteil Mittelzell, war das romanische Münster früher die Abteikirche des Klosters.

Bild 8: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Zu unserer Linken zieht in der Ferne nun Allensbach mit seinen rund 7000 Einwohnern vorbei. Auch hier thront gut sichtbar ein Kirchengebäude am Ufer: Es ist St. Nikolaus.

Auf dem Wasser ist bis auf ein paar wenige Motorboote und Segelschiffe nicht viel los. Es herrscht idyllische Ruhe im Gnadensee.

Bild 9: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

Doch das ändert sich blitzschnell. Der Motor eines Sportbootes heult auf, es beschleunigt. Hinter sich her zieht es einen Mann auf Skiern. Er gleitet in rasantem Tempo über das Wasser – bis er schließlich in die Wellen stürzt.

Wassersport im Sommer ist vor Allensbach bei Touristen und Einheimischen sehr beliebt. Hier kommen vor allem die Adrenalinjunkies auf ihre Kosten.

Bild 10: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

13.40 Uhr: In der Sackgasse gelandet

Am beinahe äußersten Ende des Gnadensees wird es dann noch einmal besinnlich. St. Georg, eine im 9. Jahrhundert errichtete Basilika, ruht hier am Ufer der Insel Reichenau. Auch diese Kirche ist ein Zeichen für den Einfluss des Glaubens auf diesem kleinen Landstück, umringt von Untersee und Gnadensee.

Bild 11: So schön ist Konstanz vom Wasser aus: Vom Wollmatinger Ried bis zur Reichenau
Bild: Reinhardt, Lukas

An dieser Stelle im Gnadensee endet unsere Reise, die uns nach dem Sonnenaufgang in vor der Mainau, über Wallhausen zum Konstanzer Hafen, den Seerhein zum Wollatinger Ried und schließlich zur Reichenau brachte.

Auf dem Weg zeigte sich, wie vielfältig und gegensätzlich Konstanz und die Region drum herum ist. Sie bietet malerische Inseln, gefährlichen Tiefen, fast unberührte Natur, urbane Ansichten, religiöse Vielfalt. Fast alles auf einem kleinen Flecken Erde.