„Dass die Technik funktioniert, das erwartet man. Die muss bereit sein“, sagt Adrian Salvisberg, Vize-Kommandant der Feuerwehr am Stützpunkt Amriswil bei Romanshorn. „Aber dass wir Menschen von Beginn so gut zusammenarbeiten, ist speziell. Wir und die Konstanzer Kollegen sehen uns das erste Mal. Wir haben uns vertraut.“
Dieses große Lob richtet Adrian Salvisberg an seine Schweizer Feuerwehr-Kollegen, aber auch an die Einsatzkräfte aus Deutschland, die am Donnerstag, 25. Juli, Seite an Seite gegen die lodernden Flammen beim Großbrand in der Konstanzer Altstadt kämpften. Vor einigen Wochen war dort in der Zollernstraße 10 ein verheerendes Feuer ausgebrochen. Wohl nur durch die grenzübergreifende Zusammenarbeit konnte ein teilweiser Einsturz des Stadler-Hauses verhindert werden.
Für Salvisberg war es trotz langer Karriere der erste Einsatz auf deutschem Boden, er war der Einsatzleiter für die Amriswiler Einsatzkräfte. Zum Brandgeschehen sei sein Trupp am Donnerstagabend gestoßen. Das Feuer war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Stunden bekämpft worden, auch mit Kräften aus dem nahegelegenen Kreuzlingen.

Akute Einsturzgefahr des Stadler-Hauses
Grund war nicht nur die weitere Manpower für die geschlauchten Einsatzkräfte, sondern auch, „weil wir im Besitz des Cobra-Systems sind“, so der Vize-Kommandant. „Mit dem Löschsystem konnten wir die Feuerwehr Konstanz technisch unterstützen.“ Denn mit dem Gerät, das millimeterfeine Wasserstrahlen durch kleine Öffnungen schießen kann, konnte man das Gebäude auch von außen effektiver bekämpfen, ohne es zu betreten.
Zu dem Zeitpunkt herrschte akute Einsturzgefahr. Die Amriswiler Feuerwehr sei dann mit sieben Einsatzkräften nach Konstanz geeilt. Die Idee für die Verständigung der Einheit aus Amriswil sei den Kreuzlinger Kollegen gekommen.

Die grenznahen Einsatzkräfte stehen immer wieder ihren deutschen Kollegen zur Seite und sie bekämpfen gemeinsam die Flammen. Fabian Daltoe, Pressesprecher der Feuerwehr Konstanz, sagt: „Immer wenn es sich um ein größeres Ereignis handelt, fordern wir sie an“, so Daltoe über die Schweizer Kameraden.
„Sie sind schnell verfügbar und schlagkräftig“, so der Sprecher. „Da ist Nähe einfach der ausschlaggebende Punkt.“ Schlagkräftig bezieht sich hierbei nicht nur auf die Zahl der helfenden Hände, sondern auch auf die Technik. Denn die Kreuzlinger Wehr besitzt eine weitere große Drehleiter, die Konstanzer zwei eigene. „Wenn wir nochmal eine große brauchen, dann ist Kreuzlingen aufgrund der Nähe die erste Wahl“, so Daltoe.
Anforderung über Schweizer System
Wenn sie gebraucht werden, dann werden die Eidgenossen über die entsprechende Notrufleitstelle des Kantons Thurgau in Frauenfeld von der deutschen Einsatzleitung angefordert. Von dort aus werden dann die entsprechenden Kräfte – in dem Fall zuerst aus Kreuzlingen und später aus Amriswil – über das schweizerische System alarmiert.
In dem konkreten Fall in der Zollernstraße sei die Alarmierung der Kreuzlinger Feuerwehr bereits in den Nachtstunden geschehen, denn „es war absehbar, dass die beiden großen Drehleitern nicht ausreichen“, so der Konstanzer Feuerwehr-Sprecher.
Damit die Zusammenarbeit mit den grenznahen Kräften auch reibungslos klappt, werden auch regelmäßig gemeinsame Übungen durchgeführt, so Daltoe. Im Ernstfall könnten die Eidgenossen dann ganz normal ins Einsatzgeschehen eingebunden werden und bekämen in der Regel einen eigenen Einsatzabschnitt. Im konkreten Fall deckten sie gemeinsam mit den deutschen Kollegen die Gebäudevorderseite der Zollernstraße 10 ab. Das klappe stets gut und „problemlos“, so Fabian Daltoe.
Das bestätigt auch Marc Hungerbühler, der Kommandant der Kreuzlinger Wehr. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut“, so der Schweizer. „Man kennt sich, man weiß, wie man zusammen schafft.“ Dass auch in diesem Fall alles tadellos funktionierte, liege auch an den Übungen, die man immer wieder gemeinsam ausführe. Was die Anforderung der Schweizer Kräfte angehe, so erfolge sie immer, wenn die eigenen Mittel der Konstanzer nicht ausreichen würden – im Bedarfsfall natürlich auch andersrum, so Hungerbühler.

„Das hat mich schwer beeindruckt“
In Amriswil bleibt die Zusammenarbeit in guter Erinnerung. „Es war das erste Mal auf deutscher Seite, dass wir mitwirken konnten“, sagt Adrian Salvisberg gegenüber dem SÜDKURIER. Das sei prägend für ihn und seine Kameraden gewesen, schließlich durchlaufe man – im Gegensatz zu den Kreuzlingern – keine gemeinsame Ausbildung oder verschiedene Übungen mit den deutschen Kollegen. „Trotzdem hat alles so geklappt, als hätten wir das schon zehnmal gemacht“, sagt er sichtlich stolz.
„Die Absprache, der Führungsrhythmus, der Austausch der Informationen – und das alles stets an der Sache gebunden“, so der Vize-Kommandant. „Wir haben von Beginn an sehr gut zusammengearbeitet. Das hat mich schwer beeindruckt.“ Das gelte darüber hinaus auch für die Zusammenarbeit mit den weiteren Rettungs- sowie ehrenamtlichen Kräften.