Höchst vergnügt kommen Kerstin Nürnberger, Sascha Morgenstern, Peter Freihaut und Mark Ulrich am Konstanzer Hauptbahnhof an. Das unternehmungslustige Quartett aus Spaichingen hat sich für einen spontanen Ausflug nach Konstanz entschieden. „Das Neun-Euro-Ticket hat motiviert, ein paar Kilometer weiter zu fahren“, meint Mark Ulrich.

Das Neun-Euro-Ticket hat (von links) Sascha Morgenstern, Kerstin Nürnberger, Peter Freiheit und Mark Ulrich aus Spaichingen zum Ausflug ...
Das Neun-Euro-Ticket hat (von links) Sascha Morgenstern, Kerstin Nürnberger, Peter Freiheit und Mark Ulrich aus Spaichingen zum Ausflug nach Konstanz animiert. | Bild: Aurelia Scherrer

Die Freunde hatten sich schon überlegt, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, aber das Neun-Euro-Ticket „ist praktisch und günstig“, sagen die Vier unisono. „Du brauchst keinen Parkplatz, kommst mitten in der Stadt an und es ist toll, dass man mit dem Ticket auch den Stadtbus benutzen kann“, findet Kerstin Nürnberger.

In Singen ist Geduld gefragt

Allerdings sei der Zug am Samstag in der Mittagszeit ab Singen schon überfüllt gewesen. „Da sind wohl noch mehr auf die Idee gekommen“, meint Mark Ulrich gelassen. Am Bahnhof von Singen sei durchgesagt worden, die Reisenden mögen auf den nächsten Zug warten.

Trotz der Enge sei die Atmosphäre im Zug entspannt und kommunikativ gewesen und die Reisenden wären sich gegenseitig behilflich gewesen, schildern die Spaichinger. Jetzt wollen sie erst einmal den Urlaubstag mit einem Glas Sekt beginnen, Mittagessen und das mediterrane Flair in Konstanz genießen.

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„Konstanz soll schön sein. Ich bin das erste Mal hier“, sagt Christoph Grünig aus Mannheim, der gemeinsam mit seinem Bekannten Benjamin Henn das Ausflugswochenende an den Bodensee seit Längerem geplant hatte. Dann kam das Neun-Euro-Ticket und beide hätten gerne zugegriffen, denn „so haben wir ordentlich Geld gespart“, sagt Grünig.

Der Ausflug nach Konstanz stand für Benjamin Henn (links) und Christoph Grünig aus Mannheim längst fest. Das Neun-Euro-Ticket kam da ...
Der Ausflug nach Konstanz stand für Benjamin Henn (links) und Christoph Grünig aus Mannheim längst fest. Das Neun-Euro-Ticket kam da gerade recht. | Bild: Aurelia Scherrer

Der Zug sei aber sehr voll gewesen. „Bei Allensbach haben wir gestanden. Der Zug war so voll, dass die Türen erst nicht zugingen“, fügt Benjamin Henn an. Aber trotzdem: „Als wir den See gesehen haben, wurde es ruhig im Abteil, denn jeder hat nur gestaunt“, so Henn.

Wiedersehen einer Freiburger Clique auf dem Konstanzer Hauptbahnhof. Ronja Heilbock aus Freiburg und Johanna Gleß, die jetzt in Karlsruhe wohnt, haben das Neun-Euro-Ticket genutzt, um Anne Sexauer und Tino Falken zu besuchen, die jetzt in Konstanz studieren.

Der Besuch bei Freunden ist mit dem Neun-Euro-Ticket etwas billiger (von links): Johanna Gleß, Anne Sexauer, Thino Falken und Ronja ...
Der Besuch bei Freunden ist mit dem Neun-Euro-Ticket etwas billiger (von links): Johanna Gleß, Anne Sexauer, Thino Falken und Ronja Heilbock. | Bild: Aurelia Scherrer

„Wir haben die Gunst der Stunde genutzt“, sagt Ronja Heilbock und lacht. „Wir wollen jetzt häufiger mit dem Zug fahren.“ Auch wenn die Studierenden sonst schon preiswert mit der Bahn reisen könnten – das Neun-Euro-Ticket sei schon ein gutes Angebot.

Jannick Aberle aus Stuttgart wollte auf jeden Fall das Pfingstwochenende in Konstanz verbringen, um sich mit einem Bekannten – Martin Makhloufi aus Heidelberg – in Konstanz zu treffen. Das Neun-Euro-Ticket sei „gut reingelaufen“, wie er sagt.

Männerausflug: Jannick Aberle aus Stuttgart (links) und Martin Makhloufi aus Heidelberg treffen sich in Konstanz.
Männerausflug: Jannick Aberle aus Stuttgart (links) und Martin Makhloufi aus Heidelberg treffen sich in Konstanz. | Bild: Aurelia Scherrer

Und doch habe er bis zuletzt überlegt, ob er nicht mit dem Auto fahren solle, denn „dann hätte ich meinen Hund stressfrei mitnehmen können“. Aber Aberle hat noch einen Hundesitter gefunden.

Den Hund nicht mitzunehmen, war die richtige Entscheidung, denn „der Zug war voll und es herrschte viel Gedränge“, erläutert Martin Makhloufi, der bereits am Freitagabend nach Konstanz gefahren ist. Verspätung habe es auch gegeben, so dass er erst am Freitagabend um 23.30 Uhr in Konstanz war.

Das Neun-Euro-Ticket will Martin Makhloufi richtig nutzen, gerade um zur Arbeit zu kommen. Und er überlegt, ob er – wenn genügend Zeit sein sollte – „noch in Heidelberg und Umgebung rumfahre“.

Immer ein beliebtes Reiseziel

Konstanz und der Bodensee seien immer ein beliebtes Reiseziel, bestätigt eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG. Diese Bahnstrecke sei ebenso wie jene Strecken Richtung Nordsee sehr beliebt und Pfingsten immer ein reisestarkes Wochenende; nach Corona und durch die wieder stattfindenden Festivals und weitere Veranstaltungen umso mehr.

Diese Umstände sowie das Neun-Euro-Ticket, das stark nachgefragt werde, hätten auf Teilstrecken für volle Züge gesorgt. Nach der Pandemie seien die Menschen „zurück in den Zügen“ und es herrsche nach zwei Jahren Corona langsam wieder Normalität, sagt sie. Inwieweit das Neun-Euro-Ticket langfristig Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Menschen habe, sei zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen.

Zeitweise war ab Singen Richtung Konstanz kein Zustieg mehr möglich, weil die Kapazität der Züge bereits ausgelastet war.
Zeitweise war ab Singen Richtung Konstanz kein Zustieg mehr möglich, weil die Kapazität der Züge bereits ausgelastet war. | Bild: Aurelia Scherrer

Es sei zu früh, um das beurteilen zu können, sagt auch Daniel König, Sprecher der SBB Deutschland. Die Züge seien ab der Mittagszeit bis abends sehr gut besetzt gewesen, schildert er das Pfingstwochenende. Viele Reisende, die bei der Schwarzwaldbahn nicht mehr mitgenommen worden seien, hätten es bei dem Seehas probiert.

Die SBB habe zusätzliches Personal eingesetzt, um die Reisenden in den Zügen zu verteilen. Die Kapazitäten habe die SBB zwar erhöht, aber dennoch mussten Reisende auf die nächste Verbindung ausweichen. Pfingsten, schönes Wochenende und Neun-Euro-Ticket – eine Mischung, die das hohe Aufkommen Reisender begünstig hätten.

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SBB: Zusätzliche Kapazitäten ab 25. Juni

Die SBB hätte gerne schon zu Pfingsten mehr Züge, respektive mehr Waggons eingesetzt, so König auf SÜDKURIER-Anfrage, aber die Anforderung seitens des Landes Baden-Württemberg habe die SBB erst in der vergangenen Woche erhalten. Verständlicherweise, findet König, schließlich sei das Projekt Neun-Euro-Ticket sehr kurzfristig aufgesetzt worden.

Dank der Zusage seitens des Landes ist Daniel König froh, eine positive Neuigkeit hervorheben zu können. Ab dem 25. Juni bis zum 11. September würden die SBB auf der Seehas-Strecke nicht nur zusätzliche Kapazitäten einsetzen, sondern auch zusätzliche Verbindungen bieten. Sobald der neue Fahrplan ausgearbeitet sei, werde dieser veröffentlicht.

Polizei: „Alles gut über die Bühne gegangen“

Von „einer erheblichen Auslastung der Züge“ spricht Stefan Schnepper, Dienstgruppenleiter der Bundespolizeiinspektion Konstanz. „Fahrgäste mussten mal auf den nächsten Zug warten“, schildert er. Gerade am Samstagabend sei es am Hauptbahnhof Singen zu erheblichen Wartezeiten gekommen.

„Es war ärgerlich für die Reisenden“, stellt er fest, fügt aber an: „Aus polizeilicher Sicht ist alles gut über die Bühne gegangen.“ Es habe keine Zwischenfälle gegeben, bei denen die Bundespolizei hätte einschreiten müssen.