Schon von Weiten war am Wochenende zu hören, dass im neu renovierten Bodenseestadion die letzten Tage der Freiluftkonzertsaison angebrochen waren. Ab 14 Uhr sorgten am Samstag mehrere DJs mit House-, Techno- und Hardstyle-Beats für Stimmung auf dem Gute-Zeit-Festival. Bei gutem Wetter tanzten die über 6000 Besucher bis in die Nacht zu Hits von Wankelmut, Neelix und Space 92. Bereits am Vorabend gaben Künstler wie Lilly Palmer, Lexer und Levt den Auftakt zum größten Elektrofestival am Bodensee.

DJane Lilly Palmer war am Freitag eine der Headliner des Gute-Zeit-Festivals.
DJane Lilly Palmer war am Freitag eine der Headliner des Gute-Zeit-Festivals. | Bild: Hanser, Oliver

Besucher, Veranstalter und auch die Polizei ziehen ein positives Fazit der Großveranstaltung im Bodenseestadtion. „Die Stimmung hat Anlaufzeit gebraucht, bis sie gut war“, meint Erik Ryll. Dabei sei die Stimmung das Beste am Gute-Zeit-Festival, findet der 25-Jährige. Nicht umsonst ist das bereits sein sechstes Jahr in Folge, mit Ausnahme von den Corona-Jahren, auf dem Elektrofestival.

Für Erik Ryll ist die Stimmung bei Technofestival besser als bei Hip-Hop Veranstaltungen.
Für Erik Ryll ist die Stimmung bei Technofestival besser als bei Hip-Hop Veranstaltungen. | Bild: Jeronimo Hillgruber

„Die Musik ist nur zweitrangig“, erklärt er, doch die Musikrichtung sei trotzdem wichtig: „Beim Technopublikum ist die Mentalität ganz anders, keiner macht Stress und alle können friedlich zusammen feiern“, meint Erik Ryll. Das unterscheide Elektro beispielsweise von Hip-Hop-Festivals.

Danila Wenzel und Sabine Bartoschek (von links) sind bereits zum vierten Mal auf dem Festival. Unter Technobesuchern fühlen sie sich sicher.
Danila Wenzel und Sabine Bartoschek (von links) sind bereits zum vierten Mal auf dem Festival. Unter Technobesuchern fühlen sie sich sicher. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Auch Daniela Wenzel und Sabine Bartoschek teilen diese Ansicht der Technoszene. „Man fühlt sich zu 100 Prozent wohl“, meint die aus Singen kommende Daniela Wenzel. Für sie und ihre Freundinnen ist es der vierte Besuch beim Gute-Zeit-Festival. Eigentlich hört die 27-jährige Daniela Wenzel lieber andere Musik, für sie gehört die Brassmusik auf die Eins in den Charts. Ihre Freundin Sabine Bartoschek kann ihr nur lachend widersprechen. Die beiden freuten sich auf den Auftritt von Neelix später am Abend und wollten bis dahin das sonnige Wetter genießen.

„Es gibt kein Richtig oder Falsch im Techno“

Auch für die 24-jährige Laura Arnold hätte das Wetter nicht besser sein können. „Das Wetter ist mega und das spiegelt sich auch in der Stimmung wider“, meint sie. Auch sie betont die Sicherheit: „Ich habe auf Technofestivals noch nie etwas Schlechtes erlebt“, sagt die 24-Jährige.

Von links Patricia Wildhaus und Laura Arnold sind in der Technowelt zu Hause. Techno bedeutet für sie frei sein.
Von links Patricia Wildhaus und Laura Arnold sind in der Technowelt zu Hause. Techno bedeutet für sie frei sein. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Diesen Eindruck bestätigt die Polizei: „Auch aus polizeilicher Sicht war das Festival friedlich“, erklärt Andre Maier vom Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz. Bis auf eine Auseinandersetzung am Freitag seien das Festival und seine Besucher unauffällig gewesen.

„Das Schöne ist auch, es gibt kein Richtig oder Falsch im Techno“, erklärt die 31 Jahre alte Patricia Wildhaus, die mit Laura Arnold beim Gute-Zeit-Festival ist. Für sie bedeutet Techno, zu genießen und frei zu sein. Sie ist glücklich über ihren ersten Festivalbesuch im Bodenseestadion.

Zu großes Festivalgelände?

Vergangenes Jahr fand das größte Elektrofestival am Bodensee noch auf dem Klein-Venedig-Areal statt, weil das Bodenseestadion kurzfristig gesperrt wurde. Es waren erst Umbauten nötig, damit Festivals wie das Gute Zeit zurückkehren konnten. Für manche war Klein Venedig aber der bessere Austragungsort. „Die Organisation ist dieses Jahr wieder gut“, meint Erik Ryll. Doch vergangenes Jahr sei das Gelände kompakter und nicht so weitläufig gewesen. Seiner Meinung nach wurde dort auch beim Dekorieren mehr ins Detail gegangen.

Auch Laura Arnold fand Klein Venedig in gewissen Punkten besser. „Mitten in der Stadt war noch einmal was anderes, auch wenn es hier im Bodenseestadion mega schön ist“, meint sie. Für sie hätten die Veranstalter mehr daraus machen können.

Veranstalter sind mit Wachstum zufrieden

Für Björn und Kay Brüggemann ist es das neunte Gute-Zeit-Festival, das sie gemeinsam leiten. Sie sind überglücklich mit der neuen Aufstellung im Bodenseestadion, wie sie am Samstagabend gegenüber dem SÜDKURIER erklärten. Allgemein sind die Veranstalter glücklich, wie das Festival sich entwickelt. „Wir sind in allen Aspekten dieses Jahr gewachsen“, sagt Björn Brüggemann. Der Austragungsort wurde größer, mehr Helfer waren im Einsatz und auch bekanntere Künstler waren Teil des Festivals.

Kay und Björn Brüggemann (von links) veranstalten zum neunten Mal das Gute-Zeit-Festival und hatten auch dieses Mal eine gute Zeit.
Kay und Björn Brüggemann (von links) veranstalten zum neunten Mal das Gute-Zeit-Festival und hatten auch dieses Mal eine gute Zeit. | Bild: Jeronimo Hillgruber

„Im Bereich der Non-Food-Stände gab es viele neue Attraktionen, welche auch gut angenommen wurden“, erklärt Kay Brüggemann. „Das ist alles sehr familiär zwischen Veranstaltern und Stände-Betreibern“, ergänzt Björn Brüggemann. Zu den Ständen gehört neben einem Tattoostand, bei welchem sich die spontanen Festivalbesucher ein Tattoo stechen lassen konnten, auch ein Stand von „Hanfnah am See“.

Sie wollen für mehr Achtsamkeit im Umgang mit Cannabis sorgen. Bei Ihrem Stand auf dem Gute-Zeit-Festival konnte Neugierige ihr Cannabis ...
Sie wollen für mehr Achtsamkeit im Umgang mit Cannabis sorgen. Bei Ihrem Stand auf dem Gute-Zeit-Festival konnte Neugierige ihr Cannabis auf die Reinheit testen. Auf dem Bild von links Amsehm Horwedel, Elias Imberi und Moritz Trosin. Sie sind Teil von ihrem Laden „Hanfnah am Bodensee“. | Bild: Jeronimo Hillgruber

„Das war alles ganz spontan, wir haben erst vor zwei Wochen die Veranstalter angeschrieben und die waren direkt davon begeistert“, erklärt Elias Imberi als einer von vier Jungs, die das Unternehmen aus Konstanz managen. Mit ihrem Stand wollen sie den sicheren Umgang mit Cannabis den Besuchern näher bringen.

Cannabis durfte mit auf das Festivalgelände gebracht werden, vor Ort wurden jedoch nur alle möglichen Utensilien und nicht der Rauschstoff selbst verkauft. Doch man musste nicht berauscht sein, um die Beats von Wankelmut oder Victor Ruiz zu feiern. Für alle Konstanzer war das der letzte Abend dieses Jahr, wo sie mit lauten Bässen in den Schlaf begleitet wurden.

Alle Bilder vom Gute-Zeit-Festival

Bild 7: Mit viel Bass in die Winterpause: So schön war das Gute-Zeit-Festival 2024
Bild: Hanser, Oliver