Dass das Gelände abschüssig ist und direkt vor der Ausfahrt ein viel befahrener Radweg verläuft, daran hatte irgendwie niemand gedacht. Und das wird teuer: 348.000 Euro zusätzlich braucht die Stadtverwaltung auf der Baustelle des neuen Feuerwehrgerätehauses in Dingelsdorf. Und zwar konkret für die Außenanlagen, bei denen man sich in den Baukosten offenbar massiv verschätzt hatte. Zur ganzen Geschichte gehört aber auch: Das gesamte Projekt wird deshalb nicht teurer, weil das Geld an anderer Stelle eingespart wird.
Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – ist die Irritation im Gemeinderat groß. Es ist von verlorenem Vertrauen in die Verwaltung die Rede. Nicht nur, weil die Außenanlagen so grob falsch kalkuliert waren, sondern auch weil beim Hochbau offenbar so hohe Einsparmöglichkeiten bestanden. Die Stadträte fragen sich, ob die jemals genutzt worden wären, wenn es nicht das andere Problem gegeben hätte. Und führen beide Vorfälle zusammen zu der Kritik, man könne sich auf Zahlen aus dem Baudezernat offenbar weder in der einen noch in der anderen Richtung verlassen.
Politiker sprechen öffentlich von erschüttertem Vertrauen
Die Kritik kommt aus allen Fraktionen des Gemeinderats. „Die Planung ist einfach nicht belastbar“, klagt zum Beispiel Niklas Becker (FGL&Grüne), das sei „bedenklich in Hinsicht auf andere Projekte, die wir zur Beschlussfassung vorgelegt bekommen“.

Jan Welsch von der SPD wird noch deutlicher: Der Vorgang, sagt er, „erschüttert natürlich schon das Vertrauen darin, dass die Investitionsplanung so sorgfältig gemacht ist, wie es einer angepassten Haushaltslage angemessen ist“.

„Ärgerlich, dass wir immer wieder in solche Situationen kommen“, befindet Jürgen Faden (Freie Wähler), Umstände wie in Dingelsdorf „hätte man im Vorfeld prüfen können und müssen.“

Heike Rawitzer von der CDU spricht von einem „massiven Vertrauensverlust“ und fragt sich ebenso wie ihr Kollege Roger Tscheulin, ob der Rat überhaupt noch glauben könne, was die Verwaltung ihm auf den Tisch legt.

Achim Schächtle sagt, es sei doch für jeden ersichtlich gewesen, dass das Gelände anders sei als in Dettingen. Die Planungen wie auch die Kostenannahmen für das dortige, bereits fertiggestellte Feuerwehrhaus, hatte die Verwaltung im Rahmen eines Zwillingsprojekts auf Dingelsdorf übertragen.

Huch, der Bauplatz für das Feuerwehrhaus liegt ja in einer Senke
Doch in Dingelsdorf liegen die Dinge etwas anders. So muss der Radweg, der parallel zur Landesstraße von Oberdorf in den Ortskern führt, aufwendig angehoben werden, und die Feuerwehr braucht eine Rampe zu dieser Kreuzung. Grund: Das Gelände liegt tiefer als das Straßenniveau. Außerdem muss der Skaterplatz, der bisher auf dem Baugrundstück war, verlegt werden. Und das Gelände ist laut den Planern an einigen Stellen so steil, dass eine einfache Böschung nicht reicht, sondern Stützelemente eingebaut werden müssen.

Wolfgang Treß, der Leiter des federführenden Amts für Stadtplanung und Umwelt, zeigt sich dann auch entsprechend zerknirscht. „Es läuft vieles gut bei uns, aber es läuft nicht alles optimal“, räumt er öffentlich ein. Die Verwaltung habe bei den Außenanlagen alles eingespart, was möglich sei, doch an einem Mindest-Standard komme man nicht vorbei. Dass das Feuerwehrauto tatsächlich einen Stellplatz vor der Halle braucht und die zum Einsatz einrückenden Freiwilligen ihre Autos irgendwo parken müssen, leuchtet auch dem Gemeinderat ein, der den Mehrausgaben notgedrungen zustimmt.
Baubürgermeister verspricht: Wir treten nicht mehr mit Schätzungen an
Passieren soll so etwas nicht mehr, verspricht Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. 14 Jahre nach dem ersten großen Baukostenskandal an der Fußgängerbrücke über die Bahngleise an der Bodanstraße – einem Projekt vor seiner Amtszeit – sagt er zu, dass die Stadträte künftig nur noch über Projekte beschließen werden, wenn bei diesen die Baukosten nicht wie bisher nur geschätzt, sondern durch eine konkrete Planung ermittelt sind. So wolle man den „Fluch der ersten Zahl“ bannen. Immerhin gehe man als Bauverwaltung auch nicht gerne in Gremien, um sich „Schelte abzuholen.“

Wann und ob das Vertrauen der Stadträte in die Bauverwaltung aber wieder vollständig hergestellt ist, bleibt offen. Zumal es, wie Gisela Kusche (FGL&Grüne) anmerkt, in der jüngsten Gemeinderatssitzung ausgerechnet jemand von außerhalb des Amts war, der Klarheit in die Zahlen bringen konnte.
Florian Fuchs, Kommandant der Dingelsdorfer Feuerwehr, hatte die Zahlen nämlich parat. Der Hochbau koste deutlich weniger, weil die Ausschreibungen günstiger endeten. Im Moment gehe man davon aus, dass das neue Feuerwehrhaus bei der Thingolthalle am Ortseingang 3,6 Millionen Euro koste, inklusive der viel diskutierten Außenanlagen. Geplant waren ihm zufolge 3,95 Millionen Euro.