Einige Anwohner halten die gewählte Lösung sogar für richtig gefährlich. „Man hat einfach keinen Überblick. Mich wundert, dass hier noch nichts passiert ist“, sagt beispielsweise die Hebamme und Mutter Slava Pavel. Auch Imker Thomas Keller, der an dieser Stelle häufig mit dem Auto unterwegs ist, bemängelt die fehlende Übersicht.

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Radwegpflicht wird vielleicht aufgehoben

Die Stadt wiederum überlegt, den jetzigen Zustand zu zementieren: Es werde darüber nachgedacht, die Benutzungspflicht des Radwegs aufzuheben, teilt Sprecher Walter Rügert auf Anfrage mit. Schnelleren und sicheren Radfahrern solle das direkte Queren der Straße erlaubt werden.

Stadt: Gut, dass Autofahrer bremsen – „aus welchen Gründen auch immer“

Parallel will die Stadt aber an der jetzigen Wegführung festhalten. Denn diese unterstreiche, dass Radfahrer hier die Vorfahrt zu beachten haben. Dass tatsächlich lieber Autofahrer auf die Bremse drücken, betrachtet die Stadtverwaltung dabei nicht als Mangel: „Festzuhalten ist ohnehin, dass der überwiegende Teil der Autofahrer anhält, um die Radfahrer passieren zu lassen – aus welchen Gründen auch immer. Wir sehen das positiv.“

Und einmal fast im rechten Winkel abbiegen: Um die Querungshilfe an der Gottlieber Straße zu erreichen, muss der Radfahrer bremsen, was ...
Und einmal fast im rechten Winkel abbiegen: Um die Querungshilfe an der Gottlieber Straße zu erreichen, muss der Radfahrer bremsen, was nicht allen gefällt. | Bild: Claudia Rindt

Warum eigentlich kein Zebrastreifen?

An die kritische Stelle einen Zebrastreifen zu legen, kommt für die Stadtverwaltung nicht in Frage: „Das würde bedeuten, dass der Radfahrer absteigen müsste. Hier würde es sicherlich an Akzeptanz fehlen.“ Fußgängern und Radfahrern bei den Querungen vor dem Zoll grundsätzlich die Vorfahrt zu geben, komme aus Sicherheitsgründen nicht in Frage.

Dies hätten die Polizei und zwei unabhängige Gutachter, die in dieser Sache befragt wurden, festgestellt. Viele im Quartier hatten sich gefragt, warum am kleinen Grenzübergang mit dem großen Verkehr des Bodenseeradwegs nicht die Zweiräder grundsätzlich die Nummer eins sind.

An der Kreuzung wurde es schon oft gefährlich

Der Kreuzungspunkt Grießeggstraße/ Gottlieberstraße barg schon vor dem Umbau Gefahren. Denn aus Richtung Stadt kommen die Radfahrer von einer Brücke und treffen mit Schwung auf die Grießeggstraße. Früher hatten sie dort Vorfahrt. Jetzt müssen sie den Autos den Vorrang lassen. Durch die Verlegung der Abfahrspur sind einbiegende Autofahrer heute allerdings besser zu erkennen als früher.

Wer zum Fuß- und Radweg Richtung Tägerwilen will, wird über die Grießeggstraße geführt und dann zum Querungspunkt an der Gottlieber Straße. Dort befindet sich nunmehr eine Verkehrsinsel mit zwei Spuren. Die eine für Radfahrer, die andere für Fußgänger.

Kritik von Anwohnern

Quartiersbewohner Johannes Kumm kritisiert, die Querungsinsel sei für die Menge des Radverkehrs dort viel zu eng gestaltet. Gerade 3,20 Meter stünden für Radler aus beiden Richtungen zur Verfügung, direkt an den Weg sei auch noch das blaue Radweg/Fußwegschild gesetzt, an dem die meisten gern mit einem gewissen Abstand vorbeifahren würden.

An der ebenfalls als zu schmal empfundenen Auffahrt zur Brücke an der Grießeggstraße stehen sogar rechts und links Schilder.

Hier seien wohl „Schilderfetischisten“ am Werk gewesen, wettert Kumm. Die Hecke am Restaurant Papageno an der Ecke nehme zudem Fußgängern und Radfahrern die Sicht, die an der Grießeggstraße die Straße queren und zur Brücke wollten. Überhaupt sei das alles mit zu starken Richtungswechseln und zu vielen schmalen Stellen angelegt.

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Radfahrer ignorieren Radweg

Dies sagen auch fast alle Radfahrer bei einer Zufallsumfrage. Wie zum Beweis nehmen viele Ortskundige den direkten Weg über die Straße und lassen sich gar nicht erst auf die Fahrt über die Querungshilfe ein. Die Stadt überlegt, dieses Verhalten nun auch offiziell zu erlauben.

Ute Kledt, die viel mit dem Rad am Zoll unterwegs ist, empfindet die Wegführung als „unübersichtlich“. Sie wünscht sich ein Zeichen auf der Straße, mit dem alle Verkehrsteilnehmer zur Rücksicht ermuntert werden. Ingrid Frech schlägt einen bunten Zebrastreifen vor, wie sie ihn in Mexiko gesehen hat. Dieser habe in Deutschland aber keine verkehrsrechtliche Bedeutung.

Stadt: Entscheidung fällt nicht am Reißbrett

Er würde wohl eher zur Verwirrung beitragen, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung. Und weiter: Breitere Wege seien an Teilstellen nicht möglich gewesen, weil der Platz fehlte. Eine Wegführung mit größerem Abstand zur Hecke sei deshalb ebenfalls nicht möglich.

Auf der Mittelinsel müssten die Schilder zwischen dem Geh- und Radbereich stehen. Grundsätzlich trügen die Richtungswechsel zu geringeren Geschwindigkeiten bei und würden unterstreichen, dass Radfahrer hier keine Vorfahrt haben.

Wer glaubt, solche Wege würden von wirklichkeitsfremden Planern am Reißbrett entworfen, dem widerspricht Stadtsprecher Rügert: „Solche Maßnahmen werden in Abstimmung mit vielen Fachleuten aus verschiedenen Ämtern, dem Radverkehrsbeauftragten, der Polizei und anderen geplant und umgesetzt.“