Wembley? Nein Bodensee-Stadion! Dort wollen viele Fans der britischen Band Oasis aus der Region das Comeback der Britpop-Legenden erleben. Und das nicht, weil die Fans größenwahnsinnig wären. Sondern weil sie, Festivalgänger aus Süddeutschland, der Schweiz und Österreich, die ersten Opfer der spektakulären Trennung der Band waren. Und deswegen vielleicht nicht einmal ganz zu Unrecht den Anspruch erheben, dass Oasis nirgendwo mehr Grund haben, etwas wieder gutzumachen, als ausgerechnet in Konstanz. Und nicht in London.

Es ist der 28. August 2009. Vor genau 15 Jahren freuen sich Fans in Konstanz auf die 24. Auflage von „Rock am See“, das am Folgetag im Bodenseestadion über die Bühne gehen soll. Als Top-Band sind Oasis angekündigt. Die Band um die Brüder Liam und Noel Gallagher hat die rockige Variante des Britpop-Stils geprägt wie keine andere. Hits wie „Wonderwall“ (1995) oder „Don‘t Look Back in Anger“ (1996) sind da zwar auch schon über ein Jahrzehnt alt, aber jeder kennt sie.

Oasis-Knall 2009: In Paris ist Schluss, in Konstanz schaut man in Röhre

Doch Oasis werden nie nach Konstanz kommen. An diesem 28. August 2009 eskaliert der seit langem schwelende Streit unter den Gallagher-Brüdern. Beim Festival Rock En Seine in Paris passiert der Knall, die Trennung der Band steht fest, es sollte ihr letztes Live-Konzert sein. Und das Konstanzer Festival ist weniger 24 Stunden vor dem Start plötzlich ohne Hauptband.

(Archivbild) Im Wembley-Stadion in London sind Oasis 2008 schon mal aufgetreten. Im Bodensee-Stadion Konstanz haben sie ihre Fans sitzen ...
(Archivbild) Im Wembley-Stadion in London sind Oasis 2008 schon mal aufgetreten. Im Bodensee-Stadion Konstanz haben sie ihre Fans sitzen lassen. Ob sie das bei ihrem Comeback nun wieder gutmachen? | Bild: Zak Hussein/dpa

Am Ende rocken dann Deep Purple das Bodensee-Stadion

Doch Konzertveranstalter Dieter Bös schafft etwas, worüber die Konzertbranche bis heute staunt: Er holt die Rocklegenden Deep Purple an den Bodensee. Nicht gerade die Musik, wegen derer die Oasis-Fans gekommen waren. Aber es wird trotzdem ein starker, würdiger und gefeierter Festival-Abschluss.

Vielleicht auch, weil es so unerwartet kam. Und Dieter Bös sagt 15 Jahre danach: „Ich war am Morgen des Festivals eigentlich gar nicht mehr so sauer auf Oasis, sondern eher stolz, dass ich Deep Purple hierher geholt habe.“

(Archivbild) Sie waren von einem Auftritt in Arbon schon auf dem Heimweg nach England, da holte sie Konzertveranstalter Dieter Bös an ...
(Archivbild) Sie waren von einem Auftritt in Arbon schon auf dem Heimweg nach England, da holte sie Konzertveranstalter Dieter Bös an den Bodensee zurück: Deep Purple bei Rock am See 2009. | Bild: Oliver Hanser

Dass Oasis die Scharte von damals jetzt wieder auswetzen könnten, findet Dieter Bös aber schon auch, zumindest mit einem Augenzwinkern. Er beobachtet das Konzertgeschäft noch immer sehr genau und stellt fest: „Bei Oasis sind die Begehrlichkeiten sehr groß, da überbieten sich die Veranstalter im Moment geradezu“, denn dass die Band nach wie vor ein riesiges Publikum anzieht, steht für Bös außer Frage.

Dass er damals auf die Gallagher-Brüder und ihre Band kurzfristig verzichten musste, habe ihn angesichts der seit langem bestehenden Spannungen bei Oasis „eigentlich nicht überrascht, nur die Kurzfristigkeit war schon ärgerlich und auch enttäuschend“. Auf das Oasis-Management wolle er nun, nachdem die Wiedervereinigung bekanntgegeben wurde, natürlich zugehen, gerade nach der besonderen Konstanzer Vorgeschichte.

(Archivbild) Dieter Bös, Geschäftsführer von Kokon Entertainment, würde sofort ein Oasis-Konzert in Konstanz veranstalten.
(Archivbild) Dieter Bös, Geschäftsführer von Kokon Entertainment, würde sofort ein Oasis-Konzert in Konstanz veranstalten. | Bild: Paulina Daiber

Zumal die Erklärung von Noel Gallagher damals in eher dürren Worten daherkam: „Mit einiger Traurigkeit und großer Erleichterung teile ich euch mit, dass ich heute Nacht Oasis verlassen habe. Ich kann einfach nicht einen Tag länger mit Liam arbeiten. Entschuldigung an all die Leute, die Eintrittskarten für die Shows in Paris, Konstanz und Mailand gekauft haben.“ Das war‘s.

25.000 Leute sind zu wenig? Auch dafür gibt es eine Lösung

„Als Veranstalter stehe ich selbstverständlich bereit“, so Dieter Bös. Und wäre das Bodensee-Stadion mit seinen maximal 25.000 Plätzen nicht viel zu klein für eine Band, die auch die viermal größere Arena in Wembley füllen könnte? Auch dafür hat er eine Antwort: „Dann spielen sie eben zwei Abende hintereinander“, so Dieter Bös. Ob er selbst daran glaubt? „Ich kann den Wunsch der Fans auf jeden Fall gut verstehen“, zumal es „ja schon ein Jahrzehnt lang im Raum stand, ob Oasis vielleicht doch wieder zusammenkommen.“

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Dass er als kleiner regionaler Veranstalter die Band einfach so an den Bodensee holen kann, daran hat Dieter Bös Zweifel, aber genügend Druck von den Fans könnten helfen. „Wenn jetzt alle, die das so empfinden, an die Band und ihr Management schreiben und die sozialen Medien nutzen, um sagen, dass Oasis hier in Konstanz noch was gutzumachen haben, dann…“, sagt er. Dann was? „Dann gibt es in diesem Geschäft nichts, was es nicht gibt“.