Wendelin Matt war Salesianer-Pater und geweihter Priester. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in der Jugend das Feuer des Spirituellen zu entfachen. Bis ins hohe Alter wirkte er mit Freude darin. Bis zu seinem 75. Lebensjahr war er der Jugend-Seelsorger im Dekanat Konstanz und darüber hinaus war er Vikar und Jugend-Seelsorger in der Gemeinde Maria Hilf/St.Georg, Seelsorger in der Schmieder-Klinik Konstanz und in der Justizvollzugsanstalt Konstanz.
Schwer erkrankt ist Wendelin Matt im Alter von 82 Jahren im Seniorenheim seines Ordens in Ensdorf (Oberpfalz) gestorben. Dort wird er am Mittwoch, 27. Oktober, beigesetzt. Die Trauerfeier beginnt mit einem Requiem um 14 Uhr in der Pfarrkirche St. Jakobus von Ensdorf. In Konstanz ist ein Seelenamt zu seinem Gedenken am Freitag, 5. November, um 18.30 Uhr in der Kirche Maria Hilf (Maria-Hilf-Platz 3). Für diesen Gottesdienst gilt, nach Angaben der Kirchengemeinde, dass nur Geimpfte und Genesene mit Maske Zutritt haben.
Junge Konstanzer schätzten den bodenständigen Mann
„Du sagst mir, wenn ich aufhören sollt“ – Dekan Mathias Trennert-Helwig erinnert sich, wie ihn einst Wendelin Matt ansprach. Der alternde Jugend-Seelsorger fragte sich selbst, ob er denn noch am richtigen Platz war. Der Dekan konnte ihn beruhigen. Pater Wendelin Matt wurde über Jahrzehnte hinweg von jungen Menschen geschätzt. Er galt als glaubwürdig und authentisch. Pater Matt trat bescheiden und den Menschen zugewandt auf. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte er einmal: „Wir brauchen Menschen, die versuchen, den Halt durch Gott vorzuleben. Ich habe es versucht.“
„Er brannte für die Frohe Botschaft Jesu Christi“, stellt Dekan Mathias Trennert-Helwig über Wendelin Matt fest. Für viele sei er ein Vorbild gewesen. „Er ist immer er selbst geblieben“. Er habe allen Versuchen widerstanden, zum Kumpel von Jugendlichen zu werden, und sich dem Zeitgeist anzubiedern. „Diese Kraft, sich auf immer neue Typen von jungen Menschen authentisch einzulassen, konnte er nur aus seiner persönlichen Spiritualität, vor allem in Taizé, schöpfen“, stellte Mathias Trennert-Helwig fest, als Wendelin Matt sein Goldenes Priesterjubiläum feierte, also 50 Jahre in der Seelsorge aktiv war.
Messen in Gärten oder auf Wiesen – schon in den 70ern
Ganz modern erscheinen heute Messen, die Wendelin Matt schon in den 1970er-Jahren nicht in der Kirche abhielt, sondern in einem Garten oder auf einer Wiese. Der Dekan sagt über den verstorbenen Pater: Dieser habe Generationen von Jugendlichen und späteren Erwachsenen begleitet, bei der Jugendleiterausbildung, auf Lagern, in Freizeiten, bei Hochzeiten und der Taufe der Kinder.
Für die Jugend und Menschen in Not zu wirken, das sei der Auftrag der Salesianer. Wendelin Matt habe in diesem Sinne gewirkt. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr habe er jeden Sonntag zwei Messen hinter Gittern gehalten. Eine für die zu Haftstrafen Verurteilten und eine für die Untersuchungshäftlinge, die den Prozess noch vor sich hatten.
Pater Wendlin Matt zitierte den volksnahen Papst Johannes XXIII., um zu beschreiben, was er lebte: „Wer Glaube hat, der zittert nicht. Er überstürzt nicht die Ereignisse, er ist nicht pessimistisch eingestellt und er verliert nicht die Nerven. Glaube – das ist Heiterkeit, die von Gott kommt.“ Wendelin Matt berichtete einst im Gespräch mit dem SÜDKURIER: Grundsätzlich habe er versucht, allen menschlich zu begegnen.
Über die Anfänge sagte er: Ein Salesianer-Pater habe ihn begeistert und vermittelt, dass es sinnvoll sei, ein Leben dem Interesse der Jugend zu widmen. Gerade junge Menschen, so sagte Wendelin Matt weiter, seien nach seinen Erfahrungen offen fürs Spirituelle. Über Jahrzehnte habe er festgestellt, dass die Lebensfragen der Jugend immer den selben Kern treffen. Sie drehten sich vor allem um die Sehnsucht nach einem gelingenden Leben.
Gegen den kleinen Hunger: Ungeweihte Hostien mit Nutella
Rainer Leweling, Geschäftsführer der Caritas im Landkreis Emmendingen und ehemaliger Jugendreferent im Dekanat Konstanz, erinnerte sich im Jahr 2014 in einem Artikel über Wendelin Matt an dessen pragmatische Art. „Es waren nicht die großen Dinge, sondern die Momente im Alltag, die häufig so besonders waren.“ An einen Abend, an dem alle Beteiligte Hunger hatten, habe Wendelin Matt zum Beispiel ungeweihte Hostien gebracht und man habe diese dann mit Nutella bestrichen und verspeist.
Weiter stellte er fest: Der Salesianer-Pater habe junge Menschen mit seiner liberalen Grundhaltung begeistert und mit seiner Art, alle Bedürfnisse und Anliegen ernst zu nehmen. „Leweling“ sprach von „geerderter Spiritualität“, die in der Zusammenarbeit mit Matt zum Ausdruck gekommen sei.