„Schnäppchen – zuschlagen!“, so lautet das Motto von Lars Bittel. Er drängt sich am Samstag, 26. April, mit vielen anderen Menschen bei grauem Himmel auf einen mit Fahrrädern bepackten Schotterplatz. Wo sonst Boule gespielt wird, betrachten die Besucher Zweiräder aller Art, von alten Citybikes über Mountainbikes und Rennräder bis hin zu neuen E-Bikes und Kinderrädern.
Jeder versucht, das für sich Passende zu entdecken. Die Menschen suchen, finden, testen, stehen an, verhandeln (vergeblich – da es sich um Festpreise handelt), kaufen. Und schlendern zwischendrin mit einer Waffel durch tropische Pflanzen und Kakteen im angrenzenden Palmenhaus.
Im Park im Konstanzer Stadtteil Paradies findet am vergangenen Samstag der vom BUND organisierte Fahrradflohmarkt statt. Der Naturschutzverein bietet die Möglichkeit, ein altes Fahrrad abzugeben und es anschließend durch die Helfer zu einem zuvor festgelegten Preis verkaufen zu lassen.

Neues Rad innerhalb von fünf Minuten gefunden
Kleinere Schäden reparieren die Ehrenamtlichen vor dem Verkauf. An diesem Tag wechseln von 180 gebrauchten Fahrrädern 119 den Besitzer. Möglich machen das langjährige Aktive und viele engagierte Helfer, die für den BUND ihren eigentlich freien Tag auf dem Flohmarkt verbringen.
Eine der ersten glücklichen Käuferinnen ist Lisann Buitenwerf aus Konstanz. Weil ihr altes Fahrrad langsam „den Geist aufgab“, sucht sie gemeinsam mit ihrer Freundin nach einem neuen. Lisann und Fabienne Eisele kommen gezielt zum Fahrradflohmarkt, um ein älteres Fahrrad mit Charme zu finden. Innerhalb von fünf Minuten ergattern die beiden ein passendes Fahrrad, probieren es auf der vorbereiteten Testfläche aus und kaufen es.

Ob Studenten oder Familie – viele werden fündig
Zehn Prozent des Kaufpreises behält der Ortsverband Konstanz des BUND ein, den Rest erhalten die Verkäufer zurück. Der Ortsverband verwendet die Einnahmen für Projekte, wie „Konstanz summt“ zur Begrünung von innerstädtischen Flächen und Schulen mit insektenfreundlichen Pflanzen, die Anschaffung neuer Werkzeuge und Gerätschaften für die Streuobstgruppe, Umweltbildungsprojekte und die Betreuung von Naturschutzgebieten.
Auch Familie Brandt trägt durch den Kauf eines neuen Fahrrades für ihre Tochter zum Naturschutz bei. Zuerst suchte die Familie erfolglos in einem Konstanzer Radgeschäft nach einem Fahrrad für die Tochter. Beim Flohmarkt, auf den sie durch einen Beitrag im Radio aufmerksam wurden, finden sie schließlich ein Rad, über das die Tochter Leni sagen kann: „Mir gefällt es!“

Schwede erkundet Konstanz mit dem Flohmarktrad
Ähnlich glücklich ist der Student William Nyback. Der Schwede entdeckte den Flohmarkt auf einem Poster: Mit der Hoffnung, ein Oldschool-Mountainbike zu finden, kam er zum Palmenhauspark. Verlassen hat er ihn mit Fahrrad. Mit diesem möchte William im Sommer seine Heimat auf Zeit besser kennenlernen. Er will die neuen Möglichkeiten der Mobilität, die ihm sein neues Gefährt bietet, voll ausnutzen und freut sich auf Radtouren am See.

Weniger erfolgreich sind Raphael Nowoczyn und Victoria Meyer. „Wir haben ein Rad gesehen, das uns gefällt“, sagt Raphael. Doch nach einer Testfahrt ist ihnen das Tandem doch zu klein, sie entscheiden sich gegen den Kauf. Wie im Jahr zuvor gehen sie ohne Fahrrad; das Tandem bleibt bis zum Schluss ohne neuen Besitzer.

„Bei dem Preis musste ich einfach zuschlagen!“
Dafür legt Lars Bittel sich gleich zwei Fahrräder zu – obwohl er ursprünglich nur eines haben wollte. Sein Plan sah vor, sich ein günstiges Bahnhofsfahrrad für den Weg zur Arbeit zu besorgen – als Ersatz für sein geklautes Rad. Stattdessen geht er aber mit zwei Rädern nach Hause. Zum geplanten Rad kam ein Mountainbike dazu: Warum er sich dazu entschieden hat? „Bei dem Preis musste ich einfach zuschlagen!“, sagt Bittel.

So verlassen die meisten Besucher zufrieden den Flohmarkt. Nur einen Wunsch äußern einige: Sie wollen auch die Möglichkeit zum Erwerb von gebrauchtem Zubehör, wie Fahrradschlössern. Damit das neue Fahrrad direkt genutzt werden kann.
Organisator zieht durchweg positive Bilanz
Auch Jarid Zimmermann, der Geschäftsleiter des Ortsverbandes Konstanz des BUND, zieht bei inzwischen herausgekommener Sonne und strahlend blauem Himmel ein positives Fazit: „Ich bin nicht nur super happy, viele Leute mit einem Fahrrad zusammengebracht zu haben – der Flohmarkt ist auch irgendwie eine Art sozialer Treffpunkt.“ Der große Andrang begeistert ihn und die anderen Freiwilligen.

Zimmermann findet es „einfach schön, dass die Fahrräder, anstatt in einem Keller herumzustehen, einen neuen Besitzer finden“ – und so gewissermaßen ein „ewiges Leben“ bekommen. Entsprechend ruft er die Konstanzer dazu auf, Sachen, die nicht kaputt sind, weiter zu gebrauchen. Deshalb wird es auch nächstes Jahr wieder einen Fahrradflohmarkt im Palmenhauspark geben.
Das würde sich auf jeden Fall lohnen: Am Ende des Flohmarktes ist der Schotterplatz nahezu leer. Nur die teureren Fahrräder, hauptsächlich E-Bikes, wurden nicht verkauft und müssen wieder von ihren Besitzern abgeholt werden. Von den günstigen, den „Schnäppchen“, haben alle ein neues Zuhause gefunden.