Ihren Nachnamen kannten nicht viele, doch der Name Rosie war ein Begriff in Konstanz. Sie war eine Marke, ein Unikat und vor allem eine Wirtin aus Passion. Schnell hat sich nun herumgesprochen, dass Rosemarie Arend-Daum am Freitag, 11. August, verstorben ist. Sie folgte damit ihrem Mann Reiner Daum, der mehr als ein Jahr zuvor gegangen ist.
Bereits während ihres Studiums jobbte sie im Salzbüchsle in der Salmannsweilergasse und blieb dort hängen, wie sie selbst dem SÜDKURIER 2021 sagte. Das Salzbüchsle – das war ihres. Von ihrer Vorgängerin übernahm sie die gemütlich-urige Kneipe, während das Diplom der Verwaltungswissenschaften wohl irgendwo in einer Schublade landete.
Mit dem Salzbüchsle machte sie sich einen Namen
Bis 1991 schmiss sie den Laden und machte sich nicht zuletzt aufgrund ihrer Aufgeschlossenheit und Authentizität einen Namen. Rosie wurde rasch zum Begriff in der Konstanzer Gastro-Landschaft, wo sie sich auch als Mitglied des Konstanzer Wirtekreises engagierte.
„Sie hatte ein unglaublich großes Herz“, sagt Peter Thum, der zu den Salzbüchsle-Stammgästen zählte. Noch gut erinnert er sich, wie er 1987 nach Konstanz kam und auf seinem Heimweg das Salzbüchsle – Stammkneipe der Redakteure, schließlich war sie vom SÜDKURIER an der Marktstätte nur einen Katzensprung entfernt – für sich entdeckte.

Harte Schale, weicher Kern
„Ich war ein paar Mal da und dann hat Rosie zu mir gerufen: ‚Hey Du! Komm mal her‘“, erzählt Thum. Er überlegte, was er wohl angestellt haben könnten, doch Rosie wollte ihn einfach nur kennenlernen. Und Rosie kannte jeden in ihrem Büchsle, ebenso was jeder einzelne trank. Das Bestellen konnten sich die Stammgäste sparen, denn kaum traten sie durch die Tür, schenkte die Wirtin das Entsprechende ein.
Familiär und zuweilen durchaus etwas bodenständig-rustikal ging es im Salzbüchsle zu. Wissend, dass Peter Thum aus einer Gastronomiefamilie stammt, bat sie ihn, ob er mal schnell ein Fass wechseln könne, denn am Tresen war gerade zu viel los und sie konnte nicht weg.
Thum tat wie geheißen, musste jedoch mangels Ortskunde erst einmal die Fässer suchen. „Als ich zurückkam, meinte Rosie nur, das habe aber ganz schön lange gedauert“, erzählt der frühere Stammgast, der fortan öfter Fässer wechseln durfte und dafür mit Freigetränken belohnt wurde.
Auf zu neuen Ufern
Rosemarie Arend-Daum hing an ihrem Salzbüchsle. Doch schweren Herzens musste sie es aufgeben. Sie hätte es gerne weiterbetrieben, aber das ging wegen ihrer Augen nicht. Zu langes Tragen von Kontaktlinsen hatten die Hornhaut vernarben lassen; drei Hornhauttransplantationen scheiterten und der Arzt riet ihr dringlich an, sie müsse raus aus dem Raucherlokal an die frische Luft.
Daran kann sich auch Manfred Hölzl erinnern, denn „wir waren ab 1982 im Konzil“. Ebenso unvergessen ist dem früheren Konzil-Wirt, wie Rosemarie Arend-Daum 1991 den Pavillon am See übernahm. Ab diesem Zeitpunkt waren sie quasi Nachbarn.

„Es war eine freundschaftlich-respektvolle, von Achtsamkeit geprägte Nachbarschaft“, sagt Manfred Hölzl. Sie erinnerte ihn immer ein wenig an seine Schwester. Warum? „Eine markante Persönlichkeit“, stellt er fest und erzählt: „Ihren saarländischen Akzent hat sie nie völlig abgelegt. Sie war gebildet, konnte unglaublich gut Stimmungen aufnehmen und ihre Menschenkenntnis war phänomenal.“ Und sie war geradeheraus und direkt.
Im Jahr 1999 war Land unter
Leicht hat es Rosemarie Arend-Daum nicht gehabt. Aber sie war eine Kämpferin, wenn es sein musste. Ein Saisonbetrieb, wie der Pavillon am See nun einmal ist, ist nicht einfach zu führen. Geplante Ruhetage sind schlicht nicht möglich und schlechtes Wetter nicht kalkulierbar. Zudem muss in den Sommermonaten so viel verdient werden, dass das Geld für den Rest des Jahres reicht. „Das Hochwasser im Jahr 1999, als die Halbinsel unter Wasser stand, da war sie lange außer Gefecht“, erinnert sich Hölzl.

Seenachtfest war ein besonderer Tag für Rosie
„Am Tag vor dem Seenachtfest ist sie gestorben“, meint Manfred Hölzl und sinniert: „Eigentlich ein komisches Datum. Das Seenachtfest war für sie eine der wichtigsten Tage, denn mit dem Stadtgartenfest war es ihre wichtigste Einnahmequelle des Jahres.“
Hölzl fügt hinzu: „Auch im Pavillon hatte Rosie ihre Stammgäste und einen großen Freundeskreis, den sie gepflegt hat.“ Mit Rosie hat er etwas Gemeinsames, denn auch Hölzl kannte seine Stammgäste. „Wenn sie mal eine halbe Stunde Auszeit hatte, kam sie mit ihrem Mann zu uns. Kleiner Zander ohne Tomate, das war ihre Vorliebe.“

Auch das Pavillon-Team trauert um Rosie, der es gesundheitlich nicht mehr gut ging. „Mit Rosie verlieren wir alle nicht nur eine über Generationen bekannte und beliebte Chefin, wir verlieren vor allem eine Freundin, einen gemeinsamen Fixpunkt und ein echtes Konstanzer Original. Rosies Unerschütterlichkeit, ihr Humor, ihre Herzlichkeit und ihr stets offenes Ohr wird uns für immer im Herzen erhalten bleiben. Für jeden Moment, den wir mit Rosie verbringen durften, verspüren wir unglaubliche Dankbarkeit. Unsere Anteilnahme gilt den Angehörigen“, schreiben Moritz Bauermeister und Susanne Walz-Maurmann dem SÜDKURIER im Namen des gesamten Teams von Rosies Pavillon am See.
Eines ist sicher: Rosie wird ihren Angehörigen, Freunden, Bekannten, Stammgästen und Mitarbeitern fehlen, aber in lebhafter Erinnerung bleiben.