Es ist bitter kalt auf Klein Venedig, als Rudolf Barth im Führerhaus eines großen Krans sitzt und in die Höhe schaut. Über seinem Kopf baumelt ein großer grün-gelber Schriftzug. „Jupiter“ steht da. So heißt das Riesenrad, das seit Anfang September 2020 in Konstanz steht und nun Pause machen muss.

Denn das Fahrgeschäft wird nun gewartet. Wenige Minuten später hat der Schriftzug auf einem der Tieflader Platz gefunden. Rudolf Barth hebt wieder den Kopf. Nach und nach holt der 39-Jährige mit seinem Kran eine Gondel nach der anderen vom Riesenrad herunter. 36 Stück hängen daran, eine wiegt rund 600 Kilogramm. Barth ist Besitzer eines Schausteller-Betriebs aus Bonn, ihm gehört unter anderem auch das Riesenrad.
Das Zerlegen des Monstrums ist für ihn kein Problem: „Normalerweise bauen wir das Teil 16 Mal im Jahr auf und ab, weil wir damit in viele Städte reisen“, sagt er. Doch die Pandemie änderte alle Pläne, und so dreht Jupiter sich – mit Unterbrechungen durch den Lockdown – seit vielen Monaten am Bodensee. Der TÜV hatte die Funktionstüchtigkeit zwar erst vor einem halben Jahr bestätigt. „Aber zu unserer eigenen Sicherheit warten wir nochmal alles, säubern die Bolzen und prüfen die Elektrik“, erklärt Rudolf Barth.

Am Ende folgt eine Abnahme durch das Konstanzer Bauordnungsamt. Korrosion oder sonstige Schäden seien trotz der Nähe zum Wasser und des feuchten Bodensee-Nebels nicht zu erwarten. Und auch sonst sei das Riesenrad sehr widerstandsfähig: „Wir dürfen es bis zu einer Windgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern laufen lassen“, sagt sein Besitzer.

Rudolf Barth ist gern Schausteller. Stolz erzählt er: „Ich bin da hineingeboren worden, unser Betrieb läuft schon in der vierten Generation. Meinem Opa gehörte der Olympia Looping, die größte mobile Achterbahn der Welt. Sie steht auch oft auf dem Oktoberfest in München.“
Zum Vergleich: Während das in Konstanz aufgebaute Riesenrad auf acht Tiefladern transportiert werden kann, benötigt der Olympia Looping 40 große Lastwagen. Doch auch Jupiter liegt Rudolf Barth am Herzen: „Meine Kinder und ich fahren damit selbst regelmäßig gern“, sagt er.

Wenn es nach Barbara Vogt-Gebauer und ihrem Mann Ralph Vogt geht, dreht sich das Riesenrad am Bodensee noch lange. Die beiden und Barbaras Bruder Heinz Gebauer betreiben das Fahrgeschäft und sagen: „Unsere Genehmigung läuft bis Ende 2022, aber wir hätten es gern noch länger hier.“ Auch die beiden kommen aus Schaustellerfamilien.
Während Barbara und Heinz Gebauer den Betrieb in zweiter Generation führen, kommt Ralph Vogt aus einer Ravensburger Schaustellerfamilie und zählt zu deren siebter Generation. „Unser Beruf ist sehr abwechslungsreich“, sagt Barbara Vogt-Gebauer.
Ihr Mann ergänzt: „Es ist so schön zu sehen, wie viel Freude die Familien mit unseren Fahrgeschäften haben. Manche Eltern zeigen ihren Kindern unser historisches Karussell und erzählen ihnen, dass sie selbst schon als Kind damit gefahren sind.“